Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
werden, wo sie keiner vermutet, erst recht nicht ihr Meister. Er darf sie niemals finden.“
Daniel dämmerte langsam, worauf Amelie hinauswollte und seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
„Ihr wollt sie bei uns verstecken?“, fragte er und konnte nicht glauben, dass Amelie das tatsächlich in Erwägung zog. „Weißt du eigentlich, was genau du da sagst?“
„Sie kann nicht hier bleiben“, versuchte sie zu erklären. „Marius weiß, dass sie hier ist, er hat sie hier verwandelt! Er wird niemals annehmen, dass sie bei den Jägern des Weißen Schwans ist!“
Daniel sah sie fassungslos an.
„Sie wird bei uns sofort getötet! Die Jäger werden niemals zulassen, dass sich eine mögliche Lilie frei bewegt! Ich werde es nicht zulassen! Warum habt ihr sie nicht sofort vernichtet?“
Amelie verlor die Geduld.
„Weil es nicht gewiss ist! Das Mädchen ist zwanzig Jahre alt und weiß gar nicht, wie ihr geschieht! Ich kann ein Mitglied meiner Sippe doch nicht aufgrund von Vermutungen töten lassen!“
„Du hast oft genug zugelassen, dass es andere tun“, sagte Daniel mit erhobener Augenbraue und starrte dabei mitten in Joes Gesicht.
Dieser gab ein leises Knurren von sich.
„Ihr wärt nicht ohne Schutz“, fuhr Amelie fort. „Ich werde euch das Bannartefakt geben und ihr hättet fortan die Kontrolle über sie. Aber ich müsste darauf bestehen, dass ihr das nicht ausnutzt. Sie soll keinesfalls eure Gefangene sein und ihr dürftet nur von dem Bann Gebrauch machen, wenn sie ihre Kontrolle verliert und zur Gefahr wird!“
Daniel dachte angestrengt nach.
„Ich weiß nicht“, sagte er ernst. „Das könnte eine ziemlich hässliche Geschichte werden. Wir jagen Vampire, wir beschützen sie nicht. Und bei allem Respekt, wir sind froh um jeden, der zur Hölle fährt.“
Ihm war bewusst, dass er sich mit diesen Worten auf sehr dünnes Eis begab. Amelies mittlerweile nicht mehr so freundliches Gesicht überging er. Joe öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, da klingelte es erneut an der Tür. Daniel sprang auf.
Victor öffnete die Tür und hielt sie auf wie ein Portier. Als Daniel sah, wie Michael in der Tür erschien, entspannte er sich wieder. Sein Blick haftete nun an dem Mädchen, welches die Hände in ihren Manteltaschen vergraben hatte. Sein erster Gedanke war, dass sie harmlos aussah. Sie war schmal, fast dünn. Daniel hatte nicht damit gerechnet, dass sich in ihm sofort ein Beschützerinstinkt regte. Schnell schüttelte er dieses Gefühl ab.
„Das ist Kyra“, sagte Amelie und stellte sich hinter das Mädchen.
Ihre Hände ruhten auf Kyras Schultern und man sah deutlich, dass ihr dies nicht gefiel. Daniel fand, dass sie sogar ängstlich wirkte.
„Ich bitte dich inständig, sie in eurem Orden aufzunehmen. Ihr Schutz ist von größter Wichtigkeit.“
Kyra blickte über ihre Schulter auf Amelie.
„Was?“, fragte sie und löste sich aus ihrem Griff.
Amelie blickte sie zärtlich an, doch dies hatte überhaupt keine Wirkung.
„Hör erst einmal zu, bevor du wütend wirst“, meinte sie. „Das ist Daniel, ein Jäger vom Orden des Weißen Schwans.“
Kyra sah Daniel kurz abschätzend an. Er konnte aus ihrer Miene keine Schlüsse ziehen und fühlte sich sofort angegriffen. Kyra deutete mit einem Finger auf ihn und blickte Amelie starr in die Augen.
„Ist das ein Vampirjäger?“
„Der Weiße Schwan ist kein gewöhnlicher Vampirjägerorden“, sagte Amelie ruhig. „Sie interagieren mit uns und töten nur Abtrünnige. Du brauchst dich also nicht zu fürchten.“
„Mich fürchten?“ Kyra wurde zornig. „Jeder sieht in mir nur eine Gefahr, die eliminiert werden muss. Ich habe nichts getan! Michael hat mir von den Jägern erzählt. Soll ich nun etwa beruhigt sein?“ Sie deutete erneut auf Daniel. „Was macht er hier?“
Amelie merkte, dass sie eingreifen musste.
„Wir wollen nicht anfangen, uns zu streiten! Am besten, wir setzen uns hin und besprechen das Weitere in aller Ruhe.“
Mit sanfter Gewalt schob sie Kyra vor sich her und setzte sie neben sich auf die Couch. Michael setzte sich zu ihnen, Joe und Daniel saßen ihnen gegenüber in den Brokatsesseln. Victor dagegen blieb an der Türe stehen und
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