Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Mädchen?“, fragte Amelie und sah sich um.
Joe hatte den Kopf gesenkt und die Hände ineinander geschlungen.
„Sie sind noch nicht hier, aber ich bin sicher, dass sie in Kürze eintreffen müssten.“
Amelie lächelte zufrieden und schritt dann auf Daniel zu. Dieser setzte eine blasierte Miene auf und blickte auf die gut einen Kopf kleinere Frau herab. Seine Kiefer mahlten. Blutsauger. Am liebsten hätte er ihnen allen die Köpfe abgeschlagen.
„Daniel“, begrüßte Amelie ihn freundlich. „Es ist lange her.“
Er nickte nur und erwiderte nichts. Er empfand die Freundlichkeit dieser Vampirin als die reinste Farce, wo sie doch beide wussten, dass sie eigentlich Feinde waren.
„Wie geht es Bill?“, fragte sie weiter.
Daniels Augen warfen einen kurzen Seitenblick auf Joe.
„Meinem Lehrmeister geht es gut. Er befindet sich in diesem Augenblick in Ungarn.“
Amelie lächelte. Victor stand neben der Tür und beobachtete die Szenerie mit versteinerter Miene. Seine Augen ruhten auf Daniel und nahmen jede seiner Bewegungen war. Dieser war sich dessen sehr wohl bewusst und er würde nicht so töricht sein und es wagen, Amelie auch nur die Hand zu geben. Eine einzige Berührung wäre ausreichend und Victor würde keine Sekunde zögern, ihn umzubringen.
„Es ist schön, dass die Jäger unseren Ruf so schnell erwidert und uns jemanden geschickt haben“, meinte Amelie und ging zu der verglasten Front des Balkons. „Wir stecken in einem furchtbaren Schlamassel und euer Orden könnte uns von Hilfe sein.“
„Einen reinblütigen Vampir töten zu wollen grenzt beinahe an Selbstmord“, sagte Daniel scharf. „Dessen sind selbst wir und bewusst. Und so etwas von uns zu verlangen ist ziemlich dreist.“
Er klang respektlos und Victors Mund wurde zu einem schmalen Strich. Die Spannung im Raum war fast greifbar.
„Wir wollen nicht, dass ihr diese Aufgabe allein erledigt“, sagte Amelie und drehte sich wieder zu ihm um. „Wir erbitten lediglich eure Hilfe. Die Vernichtung dieses Vampirs ist schließlich auch in eurem Interesse. Aber es geht nicht nur um diese Sache.“
Daniel schnaubte und setzte sich wieder in den samtenen Sessel, wo er die Finger ineinander schlang.
„Und um was bitte geht es noch?“, fragte er. „Gibt es noch mehr von diesen Monstern da draußen?“
Joe kochte förmlich, als er merkte, dass Amelie diese Sticheleien vollkommen überging und immer noch freundlich und höflich war.
„Es gibt ein Problem in unseren eigenen Reihen“, sagte sie und wurde nun sehr ernst. „Dieser Vampir hat vor einigen Monaten ein Mädchen verwandelt und es ist annehmbar, dass sie sich vielleicht als gefährlicher als ihr Erzeuger entpuppt.“
Daniel lachte hölzern.
„Eine Lilie?“
Er hörte jedoch sofort auf zu lachen, als er Amelies eiserne Miene sah.
„Ihr verarscht mich doch.“
Als sie den Kopf schüttelte, lehnte er sich langsam zurück. Es herrschte kurzes Schweigen, dann fand Daniel seine Stimme wieder.
„Du willst mir allen Ernstes sagen, dass dieser Kerl eine Lilie erschaffen hat?“
„Wir sind nicht sicher“, sagte Amelie schnell und ging auf ihn zu. „Wir haben ihr eine Blutprobe entnommen, doch die befindet sich immer noch in der Analyse. Außerdem ist es sehr untypisch, dass ihr Erzeuger sie nach der Verwandlung allein gelassen hat. Wir können nichts garantieren. Und im Moment stellt das Mädchen keinerlei Gefahr dar.“
Daniel blickte sie ungläubig und zugleich zornig an.
„Keinerlei Gefahr?“ Er lehnte sich nach vorne. „Und wenn sich herausstellt, dass sie doch eine Lilie ist? Sie frei herumlaufen zu lassen ist absolut unverantwortlich! Wieso seid ihr bereit, ein derart großes Risiko einzugehen? Wenn meine Vorgesetzten davon erfahren, werden sie dieses Mädchen auf der Stelle jagen und töten!“
„Das ist nicht nötig“, beschwichtigte Amelie ihn. „Ich versichere dir, sie birgt keine Gefahr. Allerdings -“ und dabei warf sie einen bitterbösen Blick auf Joe „- wurde sie kürzlich mit der Rose der Knechtschaft gebrandmarkt. Wenn ihr Erzeuger oder auch nur irgendein anderer das Bannartefakt in die Hände bekommt, könnte sie als Waffe dienen. Sie muss also irgendwo hingebracht
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