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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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es Jahre dauern kann, bis man so etwas lernt? Das geht nicht so einfach von heute auf morgen. Man muss es kontinuierlich üben und mit der Zeit stellt sich der Prozess von ganz alleine ein.“
         Kyra schnaubte.
         „Dann machen wir weiter,“ sagte sie. „Bis ich es kann.“
         „Für heute würde ich sagen, dass wir genug geübt haben“, meinte Michael und ging durch den Raum, um die Kerzen auszublasen. „So etwas ist nicht ungefährlich. Wenn deinem Körper zu oft hintereinander sämtliche Energie entzogen wird, kann er durchaus Schäden davontragen und sogar daran sterben. Wir machen ein andermal weiter.“
         „Aber...!“, wollte Kyra protestieren, doch Michael hatte genug.
         „Du wurdest in meine Obhut übergeben“, sagte er. „Ich bin also für dich verantwortlich. Und ich sage, für heute ist es genug! Ruh dich jetzt aus.“
     
     
    Ouvertüre  
     
         In den nächsten Tagen begann Kyra, sich an ein von Regeln bestimmtes Leben zu gewöhnen. Jeder Tag war streng strukturiert. Wenn es draußen hell war, blieben sie bevorzugt zu Hause in Michaels Appartement, wo Kyra mit dem Studium von alten Schriften und Büchern beschäftigt war, welche die verschiedenen Epochen des Vampirismus beinhalteten. Auch nutzten sie den Tag um zu schlafen und sich auszuruhen. Wenn es Abend wurde, nahm Michael sie mit nach draußen auf die Straßen. Er zeigte ihr den geheimen Konvent der Stadt und brachte ihr bei, ihre Sinne zu schärfen. Ein paar Stunden vor Sonnenaufgang kehrten sie wieder zurück und widmeten sich dem Lichtnahrungsprozess. Kyra machte kaum Fortschritte und wurde zusehends frustrierter. Joe hatte sich seit Amelies Besuch nicht gemeldet und Michael hegte den Verdacht, dass er immer noch wütend und gekränkt war. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu kontaktieren oder zu besuchen. Früher oder später würde sich Joe von alleine wieder melden. Das war schon immer so gewesen.
         Michael wurde zusehends nervös und gereizt. Die Tatsache, dass Amelie und der Hohe Rat sie im Ungewissen ließen, bereitete ihm oft Kopfzerbrechen. Nach wie vor glaubte er nicht an die Verschwörungstheorien über Lilien. Sein Schützling wies ohnehin nicht gerade viel Talent auf, was typisch vampirische Fähigkeiten anging. Nur gelegentlich unkontrollierte Wut ließen auf Kyras wahre Natur schließen. Er war es leid, sich über diese Dinge Gedanken machen zu müssen, immer wenn er mit ihr zusammen arbeitete oder wenn er tagsüber schlief und sich nicht schützen konnte. Dass er keine eindeutige Gewissheit hatte, machte die Sache nur noch schlimmer. Außerdem war er nun nicht mehr ungestört und fühlte sich durch Kyras permanente Anwesenheit eingeengt. Er hatte noch nie zuvor einen Mitbewohner gehabt, hatte eigentlich sein Leben lang immer allein gelebt. An Gesellschaft musste er sich deswegen erst gewöhnen und er wusste nicht, ob ihm das gefiel. Michael war seit jeher ein Eigenbrötler und schätzte die Gesellschaft von Menschen oder Vampiren nicht besonders. Er vermied sie sogar. Er konnte nicht gut mit anderen umgehen.
         Die täglichen Übungen mit dem Lichtnahrungsprozess zehrten an ihm und er wurde von Tag zu Tag unkonzentrierter. Immerhin gelang es Kyra mittlerweile, für kurze Zeit ein klein wenig ihrer pranischen Energie zu erhaschen. Immer ein paar Sekunden, bevor sie wie ein Mehlsack umkippte und bewusstlos wurde. Die Übungen gingen nur zäh voran, was Kyra nicht davon abhielt, täglich zu meditieren.
         An einem Donnerstagabend schrillte Michaels Telefon so laut, dass Kyra vor Schreck fast vom Stuhl gefallen wäre. Sie hatte gerade in einem sehr alten Buch gelesen und die Stille um sich herum genossen, als das Telefon sie abrupt zusammenfahren ließ. Michael kam aus seinem Arbeitszimmer gehastet und hob den Hörer ab. Kyra erkannte die Stimme am anderen Ende der Leitung sofort und spitzte angespannt die Ohren. Michael dagegen verkniff seine Lippen.
         „Joe“, sagte er langsam und gedehnt und stemmte dabei seine linke Hand in die Hüfte. „Was willst du?“
         Kyra wollte nicht lauschen, doch die Gelegenheit war einfach zu verführerisch. Sie tat, als würde sie weiter in ihrem Buch lesen, starrte aber eigentlich nur ins Leere.
         „Schön, dass du immer noch so zynisch bist“, sagte Joe mit einem spöttischen Unterton, bei dem Kyra sofort angewidert die Lippen kräuselte. „Wie kommst du darauf, dass ich

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