Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Vernichtung durch die Jäger stand, gewährte Samael ihm Schutz. Im Gegenzug teilte Marius seine Kräfte mit ihm. Das gab ihm die Möglichkeit mit einem festen Körper auf dieser Erde zu wandeln. Es macht die Sache komplizierter und gefährlicher als angenommen.“
Sie drehte sich zu ihren Untertanen und schien äußerst aufgeregt.
„Samael dient Marius. Aber seine Macht ist viel größer. Wir müssen beide vernichten! Unsere erste Priorität ist nun nicht mehr Marius, sondern Samael. Wir brauchen die Hilfe der Jäger. Sie haben mehr Erfahrung mit der Vernichtung von Dämonen. Ademar, ich möchte dass du zu Jonathan gehst. Er soll sich unverzüglich auf den Weg nach Wisconsin machen und den Orden von unserer Lage unterrichten.“
Ademar nickte und stand auf. Mit einer Verbeugung verließ er das Zimmer.
„William, Illyria“, fuhr Amelie fort. „Ihr macht euch auf die Suche nach den anderen Ratsmitgliedern. Sobald ihr sie gefunden habt, setzt ihr euch mit den Konventen auf allen Kontinenten in Verbindung.“
Auch William und Illyria nickten zustimmend, William mit einem grimmigen Grinsen der Genugtuung auf dem Gesicht.
„Sehr wohl, meine Herrin.“
„Ich selbst werde sofort nach Phoenix aufbrechen. Der Orden muss über diese neue Verkettung der Ereignisse unterrichtet und das Mädchen noch besser geschützt werden.“ Sie hielt kurz inne. „Es sieht so aus, als müssten wir uns nun mit den Jägerorden verbrüdern, zum Schutze von uns allen.“
Als Kyra wieder zu sich kam, nahm sie benommen wahr, dass sie immer noch unterwegs waren. Sie lag auf dem Rücken und konnte über sich die Polsterung der Wagendecke sehen. Sofort stieg ihr ein bekannter Duft in die Nase. Sie roch ihr eigenes Blut, darunter jedoch eine feine Spur von fremdem Blut. Sie leckte sich über die Lippen. Sofort fiel ihr wieder ein, was geschehen war. Mit einem Satz richtete sie sich. Daniel saß immer noch neben ihr, den linken Arm in einem Fetzen seines karierten Hemdes gewickelt. Er hatte sich weit zurück gelehnt und wirkte ein wenig blass. Zac und David sahen gleichzeitig durch den Rückspiegel nach hinten und als Kyra ihren Blick kreuzte, huschten Zacs Augen sofort wieder zurück in seinen Schoß. Die Erinnerung kam mit einem Mal zurück, als ob ein Damm in ihrem Kopf gebrochen wäre. Sie tastete vorsichtig mit den Fingern über ihre Stirn. Die Löcher waren verschwunden, das fehlende Gewebe und der Schädelknochen nachgewachsen. An ihren Kopf klebte getrocknetes Blut. Ihre Klamotten waren immer noch feucht. Sie fasste sich an den Hals. Noch immer konnte sie Daniels Blut schmecken, es in sich spüren. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Noch nie hatte ihr jemand freiwillig Blut angeboten. Kyra wusste nicht, ob sie sich schuldig fühlen sollte. Sie hoffte, dass dieser Zwischenfall für sie ohne Folgen blieb. Das fremde Blut pulsierte in ihrem Körper. Flüchtig sah sie Daniel an. Er erwiderte ihren Blick nicht.
Kyra spähte aus dem getönten Fenster und sah, dass sie sich mittlerweile auf den Straßen einer großen Stadt befanden. Es war Nacht. Sie konnte die vielen Menschen sehen, sah bunte Leuchtreklameschilder und Imbissbuden, Modegeschäfte und Kanzleien.
„Der Orden befindet sich am anderen Ende der Stadt“, sagte David, „in einer halben Stunde müssten wir da sein.“
Kyra wurde nervös, gab sich jedoch größte Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen. Es herrschte gedrückte Stimmung, Kyra roch die Angst, die Zac verströmte. Sie empfand keinerlei Mitleid mit ihm. Wehmütig blickte sie aus dem Fenster und versuchte, die schweren Gedanken zu vertreiben, die sie ständig daran erinnerten, wie weit weg sie von Daheim war.
Sie bogen in eine schmale Straße ein, die stetig nach Westen führte, vorbei an mittlerweile nur noch spärlich angesiedelten Häusern und großen Fabriken. Das Gelände wurde weitläufiger und schließlich tauchte in der Schwärze der Nacht ein großes Gebäude auf. David fuhr den Wagen langsam ans Tor hin, an dem links ein kleines Empfangshäuschen stand. Kyra konnte durch die Windschutzscheibe nicht viel erkennen. Doch als David sein Fenster herunterließ, hörte sie eine dunkle, männliche Stimme, die ins Wageninnere wehte.
„Schon wieder da, David? Das ist gut, der Konsul ist gerade angekommen und er scheint ein wenig aufgeregt zu sein. Weißt du denn zufällig
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