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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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Lebenswillen, wo dir dein Dasein so zuwider ist, dass du dich immer wieder mit deinen Ritualen in unmittelbare Gefahr begibst, in der Hoffnung, eines davon würde dir endlich die Seele rauben. Du belügst dich nur selbst.“
         Joe blickte Bill mit einem Ausdruck grenzenlosen Hasses an.
         „Wenn ich sterbe“, fauchte er, „dann nehme ich dich mit!“
         Und mit einem Satz, dass der Boden unter ihm splitterte, drehte er sich um und ging aus der Tür.
     
     
    Michael hat gesagt...  
     
         In dieser Nacht fühlte sich Kyra müde, obwohl sie auf einem Mauervorsprung im Garten saß und der Regen hart gegen ihr Gesicht klatschte. Hier draußen konnte sie ungestört nachdenken und die frische, kalte Luft in tiefen Zügen einatmen. Dass sie allein war stimmte ihr Gemüt ein wenig trübselig. Ohne Gesellschaft und ablenkende Gespräche krochen die unangenehmen Gedanken immer näher vom Rande ihres Bewusstseins auf sie zu und bohrten sich penetrant ihre Bahnen durch das Nervenzentrum. Kyra hatte die Beine angewinkelt und ihren Kopf auf die Knie gelegt. Mit ausdrucksloser sah sie auf die fernen Lichter der Stadt, die am Horizont strahlten. Graue Schlieren schwebten darüber und bedeckten die Dächer der Häuser mit einem feinen Dunst. Ihre Haare klebten klitschnass in ihrem Gesicht und ihre Klamotten waren bereits völlig durchweicht. Es war ihr egal. Geistesabwesend blies sie sich einen dicken Regentropfen von der Nasenspitze. Ihre Wut war schon lange verraucht.
         Irgendwo in einer Ecke ihres Herzens stimmte es sie traurig, dass sie Seth und Daniel davongelaufen war. Sie traute keinem von beiden, aber sie wäre gern mit ihnen befreundet gewesen. Überhaupt hätte sie Dankbarkeit über einen einzigen freundlichen Menschen empfunden. Unwillkürlich dachte sie an Michael. Wenn sie jetzt Heimweh bekam, sehnte sie sich nach der Gemütlichkeit seines Wohnzimmers und dem Duft von verbrennendem Holz im Kamin. Ihre Gedanken wanderten weiter zu Daniel. Es ärgerte sie, dass er mal nett und mal abweisend zu ihr war und es nicht für nötig hielt, sich zu erklären. Ob sie ihn mochte, konnte sie nicht genau sagen. Sie mochte Seth. Eigentlich.
         Als sie durch ihre Knie auf das Gras unter ihr blickte, spürte sie wachsende Verbitterung in sich aufkeimen. Sie war ein Feigling und ein Mörder und es gab keine Möglichkeit mehr, das alles rückgängig zu machen. Die Gesichter ihrer Opfer schwebten vor ihren Augen. Kyra konnte sich genau an sie erinnern. Einer von ihnen war ein erst achtzehn Jahre alter Junge gewesen. Sein Alter stand auf seinem Führerschein. Sie schloss ihre Lider und sah seine leeren, braunen Augen vom Asphalt zu ihr hinaufblicken, den Ausdruck sprachlosen Entsetzen ins Gesicht gebrannt. Sein Mund war von einem stummen Schrei weit aufgerissen. Blut floss auf die Erde. Sie hatte nur auf ihn hinab gestarrt und sich dem unbeschreiblichen Gefühl gewidmet, welches sein Blut in ihrem Körper ausgelöst hatte. Heute tat ihr das Leid und sie fragte sich, wie es überhaupt so weit gekommen war. Sie war als Mensch doch nie so grausam gewesen. Mit zusammengekniffenen Augen verscheuchte sie das furchtbare Bild vor ihren Augen und strich sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Jäh schoss ihr der Gedanke in den Kopf, dass Daniel auch fast von Vampiren umgebracht worden war. Dass sie ihn gequält, betrogen und ausgesaugt hatten, als wäre er eine wertlose Puppe. Kein Wunder, dass er sie verabscheute.
         Schritte näherten sich. Sie hörte den knirschenden Kies und dann das Quietschen von Gummisohlen auf nassem Gras, doch sie blickte nicht auf. Es war ihr egal, wer kam. Es war ihr auch egal, ob dieser Jemand nur gekommen war, um sie fertig zu machen. Sollten sie doch. Viel schlimmer als jetzt konnte es nicht mehr werden.
         „Hey“, sagte eine vertraute Stimme unter ihr. Sie spürte den Griff einer Hand an den Spitzen ihrer Stiefel. „Was machst du noch hier draußen? Es ist schweinekalt. Du erkältest dich noch.“
         Seth's Gesicht lugte durch ihre Knie zu ihr hinauf. Er trug noch immer den grauen Pullover und hatte die triefend nasse Kapuze in die Stirn gezogen. Darunter blitzen die feuchten Spitzen seiner blonden Haare hervor. Seine Augen waren verengt, damit kein Regen hineinlief.
         „Ich kann nicht krank werden“, sagte Kyra ohne den Kopf zu heben.
         „Stimmt. Hab ich vergessen.“ Seth grinste.
         Kyra wollte

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