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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.M. Nightingale
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Wolken langsam zum Vorschein kam. Der Regen hatte aufgehört. Sie befanden sich nahe der Grenze von New Mexico und mit einem Mal überkam Kyra eine bleierne Müdigkeit. Sie konnte kaum ihre Lider offen halten. Immer wieder sackte ihr Kopf auf ihre angewinkelten Knie und schoss kurz vor dem Einschlafen wieder jäh in die Höhe. Auf der Rückbank gab Seth einen markerschütternden Schnarcher von sich, sein Gesicht fest gegen die dunkle Wagenscheibe gepresst. Daniel blinzelte immer öfter mit seinen vor Müdigkeit geröteten Augen. Er zwang sich wach zu bleiben und ächzte ab und zu leise vor sich hin. Vereinzelt tauchten Häuser in der Ferne auf und verdichteten sich rasch. Sie würden bald eine Stadt erreichen.
         „Machen wir zwischendurch auch Pausen?“, fragte Kyra und blickte trübe auf die Straße. „Oder fahren wir nonstop durch nach Wisconsin?“
         „Sei nicht albern, das dauert viel zu lange“, antwortete Daniel. „In der nächsten Stadt nehmen wir uns ein Hotelzimmer und besprechen die Lage. Halt bis dahin einfach den Mund.“
         Kyra sah ihn böse an, entgegnete jedoch nichts. Sie hatte nicht die Energie, wieder einen Streit mit ihm anzufangen und so stützte sie ihr Kinn auf die Knie und seufzte.
         Eine dreiviertel Stunde verstrich in Schweigen. Sie erreichten eine kleine Provinz am Rande von Arizona und Daniel lenkte den Wagen mitten hinein in das Herz des Ortes. Die Straßen wirkten wie ausgestorben. Es war etwa sechs Uhr am Morgen, sie hatten freie Fahrt und Daniel spähte durch die Fenster und hielt Ausschau nach einer Unterkunft. Schließlich, nachdem sie fast eine halbe Stunde durch die Gassen gefahren waren, hielt er den Wagen vor der Einfahrt zu einem ziemlich schäbigen Hotel, dessen Dach sich windschief über ihnen erhob. Daniel schnalzte missmutig mit der Zunge und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Eine Weile hielt er inne, völlig in Gedanken versunken. Dann öffnete er schließlich die Autotür und schleuderte Kyra ein „Komm schon!“ entgegen.
         Sie rührte sich nicht, sondern sah an sich hinunter. Noch immer trug sie nur das Nachthemd. So würde sie auf keinen Fall durch die Gegend laufen. Daniel riss die hintere Fahrertür auf und der schlafende Seth kullerte ungelenk aus dem Wagen und fiel hart mit der Nase voran auf den Asphalt.
         „Autsch – was soll...? Dan, du Arsch! Hättest du nicht einfach  'Guten Morgen'  sagen können?“
         „Guten Morgen“, sagte Daniel ungerührt und öffnete den Kofferraum.
         Seth stöhnte und zog sich an der offenen Tür auf die Beine. Er sah blass aus. Fast ebenso missgelaunt wie Daniel beäugte er das Hotel und seine Brauen zogen sich merklich zusammen.
         „Oh Dan, das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst? Da sollen wir rein?“
         Kyra wandte den Kopf nach hinten und sah durch die Rückscheibe, wie sich beide am Kofferraum zu schaffen machten, Seth mit offenkundigem Gezeter.
         „So was kannst du da doch nicht mit rein nehmen! Was, wenn sie reinschauen wollen? Was willst du denen dann sagen?“
         Der Kofferraum knallte zu. Daniel trug einen großen Koffer, der mit zwei Schlössern versiegelt war.
         „Komm raus da jetzt!“, rief er Kyra.
         Doch sie weigerte sich.
         „Ich hoffe das ist ein Witz. Hast du dir mal angesehen, was ich anhabe?“
         Daniels Nasenlöcher blähten sich bedrohlich.
         „Seth, gib ihr deinen Pulli“, sagte er.
         Seth, der ihn kurz verwirrt anblickte, streifte seinen grauen Kapuzenpullover vom Körper, öffnete die Beifahrertüre und gab ihn Kyra. Sie zog ihn an und stieg aus, mit den nackten Füßen direkt in eine tiefe Pfütze. Der Pulli war immer noch etwas feucht und schlabberte ihr bis über die Knie.
         „Ich hoffe euch ist klar wie das aussieht“, meinte sie. „Ich brauche Klamotten und zwar dringend.“
         „Unwichtig“, sagte Daniel, der schon auf halbem Weg zur Tür war.
         Sie gingen hinein und befanden sich sogleich in einem düsteren Raum, an dessen linker Seite sich die Rezeption befand. Es gab nur spärliches Licht und das Hotel machte alles in allem keinen besonders freundlichen Eindruck. Der Mann hinter der Rezeption warf ihnen einen missbilligenden Blick zu und Kyra bemerkte, dass er ihre schmutzigen Füße in Augenschein nahm. Er räusperte sich, seine Augen immer noch auf Kyras Zehen

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