Unheimliche Begegnungen (German Edition)
der so freundlich mit dir gewesen ist?“
„Es war ein Herr aus – aus – ich habe den Ort vergessen, den er nannte. Er blieb über Nacht.“
„Was war er? Wie hieß er?“
„Er nannte sich Kratoson und wollte wiederkommen.“
Das war der Name, von dem der Seher erzählt hatte und den sie im Wirtshaus suchen sollten.
„Warum aber ist dein Herr über die Freundlichkeit des Mannes so erzürnt?“, wollte Vinc weiter wissen.
„Oh nicht darüber! Er ist zornig wegen eines kleinen Behälters, den ich entdeckt habe.“
„Wem gehörte er?“
„Dem Fremden. Er hatte ihn verloren und suchte ihn vergeblich. Ich fand ihn in der Schlafstube des Herrn und wollte sie dem Fremden wiedergeben, aber der Herr schloss mich ein, bis der andere fort war und als ich dann sagte, dass der Behälter nicht ihm gehöre, ließ er mich schlagen.“
„Dann ist er ein Dieb. Was war in dem Behälter?“
„Ich konnte nicht nachsehen, weil der Herr dazukam.“
„Weißt du, wo er ihn jetzt hat?“
„Ja, ich habe aufgepasst. Er hat sie der Frau gegeben und diese steckte sie hinter das Holz am Herd.“
Das Mädchen hatte kaum den Satz ausgesprochen, da stand der Wirt in der Tür:
„Ihr haltet wohl ein Plauderstündchen ab? Was hast du ihm erzählt?“, fragte er und ging zu dem Mädchen mit erhobenem Arm. Diesmal schwebte Zubla vor ihn, um den Schlag den er offensichtlich gegen das arme Geschöpf ausführen wollte, abzufangen.
„Aus dem Weg, du kleines Scheusal!“, schrie er.
Zubla streckte seine Ärmchen nach vorne. Er murmelte einige Worte und ein kleiner Blitz schoss aus seinen Fingern. So konnte er mit dem Erstarrungszauber die Zielperson einige Zeit in einem bewegungslosen Zustand verweilen lassen. Die Spanne war je nach Anwendung verschieden.
„Du willst mir dro…“ Weiter kam der Wirt nicht, denn just in diesem Augenblick erstarrte er.
Durch die vorhergehende Schreierei, des Wirts, hatten sich die Männer und Frauen in der Scheune versammelt. Sie sahen Zublas Tat.
„Er ist ein Zauberer! Das ist Hexerei!“, ließen sie von sich hören.
Einige überkam die Angst und flüchteten, während die anderen vor Ehrfurcht sich auf die Knie warfen und flehend die Arme hoben, so als bettelten sie um Gnade, dass Zubla ihre Magie nicht an sie anwenden möge.
Inzwischen war auch der Wirt wieder aus seiner starren Haltung befreit. Er zitterte am ganzen Körper. Er sah Zubla mit wirrem Blick an.
„Du bist ein eine Brut des Bösen! Weich von mir!“, sagte er mit bibbernder Stimme.
„Ja, ich bin ein Zauberer und ich werde dich in Stein verwandeln, wenn du oder jemand anderes jemals wieder eine Hand an das Mädchen legen sollte!“, sagte er und hielt drohend die Finger in seine Richtung.
Natürlich war es nur eine leere Drohung, denn das konnte Zubla nicht, ihn in Stein verwandeln. Diese Eigenschaft des Erstarrungszaubers konnte er nicht zu oft anwenden, denn er kostete viel Kraft und bedarf mit der Zeit den gesamten Vorrat seiner Aldraunwurzel. So musste er nach gewisser Gebrauchszeit sie erneut essen. Er hätte den Spruch auch einsetzen können, anstatt den Wirt mit dem Holzpfahl niederzuschlagen, aber wenn er sie gegen eine Person benutzte, dann musste er ihr im Angesicht gegenüberstehen, weil die Strahlen in die Augen eindringen müssen. Vinc hatte diese Szene genossen und fragte den Wirt noch erheitert:
„Warum zitterst du? Hast du Angst oder frierst du?“
„Was wollt ihr? Warum seid ihr hier und wer seid ihr?“, fragte er noch beeindruckt und beobachtete Zubla ihre Bewegungen genau.
„Wir sind Reisende und möchten bei dir übernachten“, antwortete Vinc, denn er wollte zwei Dinge erledigen. Erstens auf den Fremden warten und zweitens den Behälter wieder holen, um ihn zurückzugeben.
„Ich dachte, du wolltest die Wachen holen? Wo sind sie denn?“, fragte Zubla.
Das erste Mal, dass er Respekt vor Zubla hatte, denn er antwortete ihm sofort. In seiner Stimme lag nicht mehr der verächtliche Ton, sondern im Gegenteil er legte eine für ihn ungewöhnliche Höflichkeit an den Tag:
„Ich hatte es mir unterwegs anders überlegt. Ich kann doch meine Gäste nicht den ungehobelten Wachen ausliefern. Was für ein Ruf würde wohl mein Wirtshaus bekommen?“
Vinc musste wegen seiner Worte schmunzeln. Offenbar hatte er den Behälter gedacht und dass das Mädchen ihn des Diebstahls bezichtigt hatte und sie vor der Obrigkeit eine Aussage machen könnte. Denn auf Arganon wurde für jeden Diebstahl ein Finger
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