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Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Unheimliche Begegnungen (German Edition)

Titel: Unheimliche Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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bemerkt?
    Doch das spielte keine Rolle. Auch wenn sie zurück müssten, nur raus aus dieser Gluthölle.
    Vinc fielen wieder die Worte der Wächterin ein: Verpasst nicht den Ruf des Vogels, sonst passiert Fürchterliches.
    Haben sie bereits den Ruf verpasst? War dieses kleine Inferno bereits das prophezeite Fürchterliche?
    Vinc zog Vanessa am Arm und zerrte sie mit letzter Kraft mit sich.
    Er merkte, wie sein Wille weiter an Widerstand verlor. Jetzt ahnte er, dass er selbst gar nicht das Feuer entfachen wollte, denn wäre er selbst denkend und klar im Verstand gewesen, hätte er nie diese lebensbedrohliche törichte Handlung begangen.
    Er musste sie beide aus der Gefahrenzone bringen, solange noch ein kleiner Ansatz von eigenem Willen da war. Er wusste, dass dieser Macht, die sie beeinflusste, wohl nicht gelang, sie endgültig zu unterwerfen. Scheinbar war der Wille von ihm zu stark, sich und seine Freundin zu retten.
    Die Hitze wurde unerträglich, und als das Feuer den Schrank erfasste, der explosionsartig Funken sprühte, sah er, wie die Asche gegen etwas flog und sich sammelte. Es sah aus wie eine Gestalt. Die Umrisse zeigten einen in schwarz gekleideten Mann mit einem hässlichen Gesicht, sofern man diese Visage überhaupt als so eines bezeichnen konnte.
    Die Bedeutungen der Sätze im Buch wurden immer klarer.
    Die Asche sammelte sich und machte Unsichtbares sichtbar. Aber wie sollte es dem Vogel den sicheren Flug zeigen? Denn so erinnerte sich Vinc an die Zeilen im Buch.
    Die Gestalt glaubte immer noch, unsichtbar zu sein.
    Vinc sah, wie sie die Arme nach vorn hob und irgendetwas vorhatte. Er ahnte, dass es nichts Gutes sein konnte. Er plante wohl einen Angriff auf ihr Leben.
    Vinc spürte die Hitze noch mehr, am liebsten hätte er seinen Anzug ausgezogen. Aber warum? Besaß er nicht mehr den Schutz vor Hitze und Kälte?
    Das magische Zwölfeck, schoss es ihm durch den Kopf. So schnell er konnte, öffnete er den Verschluss des Anzugs und streifte ihn bis zur Brust herunter, bis das magische Zeichen zu sehen war. Er sah diesen Unhold die Hände über den Kopf heben, als würde er um Hilfe rufen und dann war er verschwunden. Sie hörten nur noch ein Stöhnen, Pfeifen und Brüllen, gleich wie der Wind.
    Sie merkten, wie der Zwang in ihnen verschwand und ihre Kräfte sowie Beweglichkeit zurückkehrten.
    Sie liefen eilends zu der Seite hin, an der keine Wand war. Sie prallten kurz vor dem Ende des Raums wie von einer unsichtbaren Begrenzung aufgehalten ab.
    „Die Glaswand. Die das Auge nicht wahrnimmt“, rief Vinc erfreut. Erfreut nicht unbedingt über diese Feststellung, sondern, dass er seine Stimme wieder hatte.
    „Was stimmt dich so fröhlich? Wir sitzen in der Falle und werden verbrennen“, antwortete Vanessa, denn sie konnte nicht so recht begreifen, was Vinc so heiter machte, zumal er ihr es auch nicht erklärte, sondern mit den Achseln zuckte.
    Wieder einmal wurde die Asche ihre Retterin. Sie flog gegen die unsichtbare Barriere und machte sie sichtbar. Sie war begrenzt und hatte äußerst rechts einen schmalen Spalt als Ausgang, durch den sie sich zwängten.
    Auf der anderen Seite des Feuers liefen sie noch einige Zeit weiter, dann standen sie da, beugten sich nach vorn, um die Bauchmuskeln zu entspannen und die Seitenstiche zu bekämpfen. Sie hatten dabei ihre Blicke auf die hinter ihnen liegende Wand gerichtet. Sie sahen aber nur Finsternis.
    „Das war wie eine Spiegelwand eines Vernehmungsraums, von der einen Seite durchsichtig“, war Vinc Feststellung.
    Sie hörten deutlich den Ruf des Nachtvogels.
    „Ruft der das erste Mal?“, fragte er.
    „Ich weiß nicht. Kann sein. Ich meine, ihn aber bereits schon einmal gehört zu haben. Bin mir allerdings nicht sicher“, antwortete Vanessa in kurzen abgehackten Sätzen und fügte entschuldigend hinzu: „Die Aufregung.“
    Vinc verstand, was sie damit sagen wollte. Ihm ging es ja ebenso. Die Ereignisse hatten sich in der letzten Zeit fast überschlagen, so blieb manche Wahrnehmung als Frage, ob sie denn Wirklichkeit war oder nur eine Täuschung der überreizten Nerven.
    Aber nun hörten sie ihn wieder, noch deutlicher.
    Sie drehten sich um, dabei sahen sie etwas Seltsames. Vor ihnen in der Luft flog ein weiß leuchtender Vogel.
    „Er weist uns den Weg“, sagte Vanessa hocherfreut. Sie zog diesmal Vinc an der Hand, ansonsten ergriff er stets die Initiative. Sie wollte so schnell wie möglich diesen unbehaglichen Ort verlassen und aus der Finsternis

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