Unheimliche Begegnungen (German Edition)
kurzfassen.“
Durch das überraschende Auftauchen dieses Wesens hinter sich und dem Hinweis auf die mangelnde Zeit verdrängte ihr Gehirn den Sturz Toms, wenn auch nur für den Moment.
„Warum sind wir des Todes, wenn wir Sie sehen?“, fragte Vanessa, die zwar die Unbekannte nicht erblickte, aber Vertrauen zu ihrer lieblichen Stimme hatte.
„Und warum keine Zeit?“, wollte Vinc noch etwas beschämt wissen, denn er ärgerte sich etwas, dass er nicht zuerst fragte. Er bildete sich ein, Vanessa könnte es als Schwäche seines Mutes ansehen.
„Ich habe zwei Seiten meines Körpers, eher zwei des Gesichts. Die eine ist die gute, die andere die böse. Die böse dient zur Abwehr einer Gefahr. Drehe ich jemandem die verwünschte Seite zu, dann stirbt derjenige auf der Stelle.“
„Dann zeigen Sie uns nur die gute Seite“, sagte Vinc schnell, um Vanessa zuvor zu kommen. Er wurde allmählich ein junger Mann und befand, dass er die Überlegenheit der männlichen Stärke gegenüber dem weiblichen Geschlecht zeigen sollte, was aber eher ein Trugschluss bei ihm war.
„Ich habe keine gute Seite mehr. Sie ist mir abhandengekommen, besser gesagt, ich wurde verflucht. Der Herr der dunklen Seite drang einmal in mein Gebiet ein und spiegelte meine schlechte Seite auf die gute, so dass auch diese sich ebenfalls in die schlechte verwandelte. Es war ein Kristall, den er benutzte, soviel konnte ich noch sehen, bevor er wieder verschwand.“
„Sie haben den Herrn der dunklen Seite gesehen? Wie sieht er denn aus?“, wollte Vanessa wissen, sah aber Vinc von der Seite her an, als habe sie etwas Verbotenes getan. Denn sie erkannte inzwischen, dass er gerne der Wortführer sein wollte. Vinc ärgerte sich nicht mehr, denn die Fragen Vanessas befand er als gut, denn zwei konnten mehr erfahren, als wenn nur einer seine Gedanken offenbarte.
„Zunächst einmal redet mich mit du an, denn auf Arganon gibt es kein Sie. Ich weiß, dass dies eine Höflichkeit auf Erden den Erwachsenen und Fremden gegenüber ist“, sagte sie und ihre Stimme behielt den gleichmäßigen wohlklingenden Klang, fuhr aber gleich fort: „Ich konnte den Herrn der dunklen Seite nicht sehen, denn ich war zu sehr überrascht und von dem Schein des Kristalls so geblendet, dass ich nichts mehr wahrnehmen konnte. Als sich meine Augen wieder an das Umfeld gewöhnt hatten, war er verschwunden.“
„Aber woher wissen …“, Vinc stockte und begann seinen Satz erneut etwas verlegen: „Ich meine, woher wusstest du, dass es sich um den Herrn der dunklen Seite handelte?“
„Weil er es sagte. Damit ich wüsste, welch eine Macht er hätte.“
„Kennst du ihn denn, ich meine, seine Stimme und sein Aussehen?“, fragte Vinc.
„Nein. Ich hörte nur von ihm. Ich glaube, niemand hat ihn bisher gesehen.“ Sie stockte kurz, um dann nachdenklich fortzufahren: „Allerdings wundert es mich jetzt, wo du danach fragst, dass er auf unsere Seite kam. Soviel ich weiß, konnte er es bisher nicht. Er schickt stets die vernichtenden schwarzen magischen Winde.“
„Aber wir kennen seinen Namen“, sagte Vinc zu Liberias Überraschung, denn sie fragte: „Ihr kennt seinen Namen, der nicht einmal mir bekannt ist?“
„Ja. Er heißt Raxodus und ist der Herr der Finsternis“, antwortete Vinc.
„Du verwechselst da etwas. Raxodus ist, wie du richtig sagtest, der Herr der Finsternis, aber nicht der Herr der dunklen Seite. Keiner weiß wie der Herr der dunklen Seite aussieht noch, wer er ist.“ Sie schwieg für einen Augenblick und fuhr dann fort: „Allerdings, wo du Raxodus erwähntest und ich mir nicht erklären kann, wie der Herr der dunklen Seite zu mir gelangen konnte, nehme ich an, dass er es war, der mir die gute Seite nahm. Er handelte wohl im Auftrag des Herrn der dunklen Seite. Ich nehme an, meine beiden Seiten böse zu machen, dient wohl dazu, dass ich der guten Seite nicht zu Diensten stehen kann. Es gehört wohl zu dem Eroberungsplan der finsteren Mächte.“
Vanessa sprang unverhofft auf.
„Was ist denn?“, fragte Vinc verwundert, aber auch erschrocken zugleich. Er sah, wie sie in Richtung des Abgrunds lief. „Ich habe Tom gehört.“
Da tat sie etwas, was Vinc den Atem stocken ließ. Sie drehte sich zu ihm um. Wie ein Blitz durchfuhr es seine Gedanken, sie könnte Liberia erblicken und tot umfallen. Er wollte noch schreien, doch kein Ton drang über seine Lippen.
Sie deutete erregt zum Abgrund und sagte: „Er lebt! Ich habe ihn gesehen!“
Vinc, zugleich
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