Unheimliche Begegnungen (German Edition)
unbedingt wiederhaben. Was für eine verdrehte Welt.“
„Wir können nicht mehr dorthin“, sagte Zubla.
„Und warum nicht?“, wollte Vanessa wissen.
„Weil das Gebiet zu weit weg ist und weil wir den Keller nicht mehr finden würden“, erklärte Zubla, was aber wieder eine Frage bei Vinc aufwarf: „Warum sollen wir ihn nicht finden? Wenn ich dort bin, weiß ich genau, wo er ist.“
„Eben nicht. Dieses Gebiet wurde von dem Herrn der dunklen Seite in eine Wüste verwandelt und die Wälder ringsum verbrannt. Jedes Wesen, das den Bereich dort betritt, ist des Todes. Denn magische Stürme schützen dieses Gebiet.“ Zubla schwieg nun. Er wollte sich eine kleine Pause gönnen.
Aber Vinc Gedanken überschlugen sich fast, so sehr erregten ihn die letzten Sätze Zublas.
„Mensch, das ist es. Du hast von brennenden Wäldern gesprochen und von einer Wüste. Klar. Ich war kurz dort. Als die magischen Winde über uns zogen. Nur wie kam ich so schnell zurück? Und was hatte der Mann in Weiß zu bedeuten?“ Vinc stand auf und schritt noch erregter hin und her.
Zubla zupfte ihn an der Hose, was Vinc kaum bemerkte. Er vernahm nur Toms Worte: „Bleib mal stehen. Der Kleine will was sagen.“
Vinc sah zu Zubla hinunter: „Nun? Was ist.“
„Du hast einen Mann in Weiß erwähnt. Hatte er einen langen Bart?“
„Ja.“ Vinc wunderte sich über die Frage des Gnoms.
„Das war Venatus, der Herr des Totenreichs. Aus irgendeinem Grund hat er dich geholt. Du hattest Glück, ihm entronnen zu sein. Wenn er sagt ‚komm zu mir’ hat jedes Wesen sein Leben beendet, das ihn gesehen hat. Irgendjemand hat dir geholfen und dich zurück geschleudert, so dass du nicht umgekommen bist. Allerdings bin ich mehr davon überzeugt, dass jemand dich in die Zukunft hat sehen lassen. Deine Sinne wurden beeinflusst. Es ist möglich, dass du es irgendwann erleben wirst.“
Vinc erzählte, wie er durch den magischen Sturm auf den brennenden Wald zutrieb. Zubla nickte und meinte: „Es war eine Illusion. Das ist gefährlich. Diese Sinnestäuschungen könnten dich zu Handlungen zwingen, die du begehst, obwohl es in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Du könntest zum Beispiel Vanessa in einer anderen Gestalt erblicken, sie als Feindin ansehen und sie töten, obwohl sie sich in Wirklichkeit nicht verändert hat.“
Vinc wunderte sich über das Wissen des Kobolds und wurde misstrauisch. Sollte er ein Verbündeter der dunklen Mächte sein? Er schüttelte den Kopf, was Vanessa bemerkte: „Woran zweifelst du?“, fragte sie deshalb.
„Ich? Warum fragst du so komisch?“ Vinc trat näher zu Vanessa, die inzwischen auch aufgestanden war. „Ich? Zweifeln? Wie kommst du darauf?“
„Weil du den Kopf geschüttelt hast.“
Vinc wollte aber Zubla nicht in Verlegenheit bringen und seine Vermutung äußern, daher sagte er: „Mir kommt alles sehr seltsam vor.“ Er bereute die Zweifel an Zubla, aber er wollte sichergehen und fragte: „Woher hast du das Wissen über solche Dinge?“
„Ich stamme von Arganon. Schon vergessen? Einer magischen Welt.“
Vinc hatte dies in seine Überlegungen nicht einbezogen und so schämte er sich, Zubla gegenüber Misstrauen zu hegen. Er war froh, dies nicht laut geäußert zu haben. Er nahm den leichten Gnom und zog ihn zu sich hoch und gab ihm auch einen Kuss auf die Stirn, was bei dem Kleinen die gleiche Reaktion auslöste wie bei Tom.
Als Zubla beim Hochheben durch Vinc mit seinen Beinchen die Hosentasche streifte, bemerkte er den Druck eines Gegenstandes auf seinem Schenkel. Nachdem er Zubla abgesetzt hatte, griff er neugierig in die Hosentasche. Er zog den magischen Kompass heraus. Da geschah etwas Seltsames. Der Kompass wurde größer und größer, bis er einen Durchmesser von zwei Metern hatte.
Sie wichen erschrocken zurück.
Gleichzeitig bildete sich eine Art Schriftrolle, die im Kompass schwebte. Verständlich geschrieben las Vanessa vor: „Gehet in die Stadt der suchenden Seelen. Findet dort drei Wesen, gleich eures Aussehens. Geht in ihre Gestalten und führet die Aufgaben aus, die euch dort geheißen. Ihr findet sie in einer Gruft nahe der Sixesta.“ Vanessas Stimme zitterte etwas, als sie Gruft las.
„Stadt der suchenden Seelen?“, fragte Vinc verwundert. An Zubla gewandt fragte er: „Kennst du sie?“
Zubla schüttelte den Kopf. Er deutete auf den übergroßen Kompass: „Da blinkt eine Stelle. Dort wird sie wohl sein.“
Auf einmal verkleinerte sich wieder der magische Gegenstand.
Weitere Kostenlose Bücher