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Universalheilmittel

Universalheilmittel

Titel: Universalheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Dalichow
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ans Handgelenk gebundenem Lavendel, an dem sie immer wieder schnupperten.
    Der »Sonnenkönig« Ludwig XIV. (1638–1715) schickte der jeweiligen Dame seines Herzens Stängel von Lavendelblüten, die in Ambra getaucht waren. Wenn auch sie sich vorstellen konnte, mit ihm anzubandeln, verzehrte sie die Blüten in seiner Gegenwart – eine ziemlich eindeutig-zweideutige Geste.
    Ein Parfum aus Lavendel-, Rosmarin-, Zitronen- und Bergamottöl, kreiert vom angesehenen Pariser Parfumeur Pierre-François-Pascal Guerlain (1798–1864), wurde später zum Liebesduft zwischen Napoléon III. (1808–1873) und seiner Gemahlin. Es verströmte nicht nur ein umwerfendes, fruchtig-frisches Aroma, sondern es half »ihr« zusätzlich noch gegen ihre Migräne. Das mit Bienen verzierte Flakon mit genau diesem »Unisex-Duft«, der also von Mesdames und Messieurs getragen werden darf, ist bis heute per Sonderbestellung bei der Firma Guerlain erhältlich.
    Doch nicht nur in Frankreich, auch in England wuchs und wächst Lavendel unter ganz ausgezeichneten Bedingungen und erfreut(e) sich allergrößter Beliebtheit. Der Ertrag an ätherischem Öl soll sogar durch das härtere Klima dort besonders hoch sein. Belegt ist, dass diese Staude schon im Jahr 1301 in einem englischen Klostergarten angebaut wurde. Elisabeth I. (1533–1603) trank in rauen Mengen Lavendeltee, um ihre Kopfschmerzen zu lindern. Auch parfümierte sie sich mit dem Öl. Der hohe Verbrauch am Königshof förderte die Entstehung zahlreicher Lavendelfarmen.
    Aus der Zeit Königin Victorias (1819–1901) stammt die Tradition, Lavendelblüten in kleine Kissen zu füllen und diese zu frisch gewaschener und gebügelter Wäsche zu legen. Das duftet nicht nur gut, sondern hält auch Motten fern. Damals begann man, Lavendelöl als Bestandteil von Möbelpolitur und Seife zu verwenden. Yardleys Lavendelseife ist noch heute im Handel.
    Auch in unseren Parks und Gärten, auf unseren Terrassen, Balkonen und Fensterbänken wächst, blüht und gedeiht die schöne Pflanze. Die mattgrüne Farbe ihrer Blätter, das leuchtende Violett und die harmonische Form ihrer kleinen, eigenwillig geformten Blüten sind ein Traum. Auch der einzigartige Duft und der Geschmack, die vielen kulinarischen Möglichkeiten versetzen einen in Entzücken und Erstaunen. Und dann noch die enthaltene Heilkraft! Dafür allerdings, für die Zubereitung des ätherischen Öls und vieler unterschiedlicher anderer Produkte, wird Lavendel importiert, und zwar hauptsächlich aus Frankreich, Spanien und Südosteuropa. Heimisch ist er in Persien und in den Mittelmeerländern.
    In den USA waren es die Shaker, eine streng religiöse Gruppe, die als Erste Lavendel kommerziell kultivierten. Ihre Kräuterfarmen und die Arzneien, die sie herstellten, besaßen eine herausragende Qualität. Bekannt sind die Shaker auch für ihre einfachen, dabei aber eleganten und funktionalen Möbel.
    Fotos von gigantischen Feldern voll mit kräftig lilafarbenem, blühendem Lavendel, aufgenommen in der Provence oder in anderen Teilen Südfrankreichs, hat fast jeder schon mal gesehen. Das weltweite Zentrum der Lavendelindustrie befindet sich um den kleinen Ort Grasse nahe Nizza.
    Früher schnitt man die Stängel mit kleinen Sicheln ab, heute läuft die Ernte maschinell. Den geeigneten Zeitpunkt für diese Ernte festzulegen bedeutet für den Lavendelzüchter eine existenzielle Entscheidung. Die Blüten müssen voll entwickelt sein, damit sie möglichst viel Öl enthalten, aber sie dürfen noch nicht abfallen. Und sie dürfen selbstverständlich nicht vom Regen aufgeweicht sein.
    Nach dem raschen Schneiden und Einsammeln muss sofort destilliert werden. Aus 250 Kilogramm Blüten erhält man nur 500 Milliliter Öl. Das muss ein Jahr lang lagern, damit es seinen Duft und seine Heilkraft voll entwickelt.
    Die südfranzösische Küche mag das Aroma von Lavendel in allen möglichen süßen und pikanten Speisen. Zusammen mit Thymian, Lorbeerblatt, Rosmarin und Fenchel gilt Lavendel beispielsweise als wesentliche Zutat der beliebten Gewürzmischung »Kräuter der Provence«. Weitere aromatische Ingredienzen wie Minze oder abgeriebene Zitronenschale werden häufig dazugenommen. Die Köche lassen sich in ihrem Erfindungsreichtum nicht beschneiden, und sie beweisen die Richtigkeit des alten Spruchs »Ein guter Koch ist auch immer ein guter Arzt«.
    Der renommierte französische Kräuterkundige und Autor Maurice Mességué (geboren 1921) sagt, Lavendel sei »das blau

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