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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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abgesagt hatte. Leineweber wusste nur, dass ein bekannter Medienrechtler ihn der Produzentin empfohlen hatte und dass es bei dem Termin um ein Sondierungsgespräch und um grundsätzliche Fragen, eine Scheidung betreffend, gehen sollte. Weder die Eltern von Lea noch ihre engsten Teammitarbeiter wussten von diesen beiden Terminanläufen. Niemand konnte sich vorstellen, dass Lea sich tatsächlich scheiden lassen wollte.
    Alle im Team stimmten darin überein, dass der »Optiker« – den Namen hatten sie inzwischen von der Boulevardpresse übernommen – äußerst gewissenhaft und pedantisch bei der Planung und Ausführung seiner Taten gewesen sein musste, da es ihm sonst unmöglich gewesen wäre, keinerlei Spuren an den Tatorten zu hinterlassen.
    »Dr. Weber ist nach einer ersten oberflächlichen Untersuchung am Tatort der Meinung, dass es sich in beiden Mordfällen um denselben Täter handelt. Dem Opfer wurden die Augäpfel auf die gleiche gewaltsame Weise entfernt, wie es bei Lea Buckow der Fall war. Gehen wir also davon aus, dass die Produzentin sowie der Schauspieler von demselben Täter umgebracht wurden. Gehen wir weiterhin davon aus, dass er derjenige war, der mit Felix Kleist in der Paris Bar zusammensaß. Wir müssen den Täter im weiteren Umfeld der Opfer suchen, wenn es nicht überhaupt ein völlig Fremder war. Die Frage ist natürlich, ob die Opfer ihn überhaupt kannten.« Paula blickte fragend in die Runde.
    »Wenn Kleist mit ihm in die Paris Bar zum Essen ging, dann wird er ihn wohl gekannt haben«, meinte Tommi trocken.
    »Und wenn er den Schauspieler kannte, liegt es nahe, dass er auch die Filmproduzentin kannte«, sagte Marius. »So groß wird die Film- und Fernsehbranche in Berlin ja nicht sein.«
    Herbert wies darauf hin, dass es in der Schwulenszene nicht unüblich war, mit jemandem, den man angesprochen hatte, den Ablauf des Abends zu verabreden. Auch die Art und Weise, wie man Sex haben wollte. Es könnte also durchaus eine Zufallsbekanntschaft gewesen sein, mit dem Kleist erst öffentlich essen wollte, um dann zu Hause mit ihm Sex zu haben.
    »Er hätte Kleist auch zu Hause umbringen können«, meinte Max.
    »Hat er aber nicht«, sagte Paula. »Er tötete ihn in der Toilette eines stadtbekannten Promirestaurants. Wir wissen nicht, warum. Er könnte diesen öffentlichen Ort bewusst gewählt haben, oder aber er war der Meinung, eine andere oder bessere Chance würde sich für ihn nicht ergeben.«
    »Das ist vorstellbar«, sagte Marius. »Aber angenommen, Kleist bekam einen Anruf und wollte sich nur in der Paris Bar treffen, ließ sich auf nichts anderes ein und wäre danach in ein Taxi gestiegen. Der Täter hätte ihm folgen können, um ihn zu Hause oder woanders umzubringen.«
    Paula schüttelte den Kopf. »Wenn wir davon ausgehen, dass der Täter sehr pedantisch ist, dann weiß er auch, wie unsicher es ist, sofort ein zweites Taxi zu bekommen, um den Verfolgten nicht aus den Augen zu verlieren. Da, in der Toilette, hatte er ihn sicher.«
    »Aber warum sollte er das Risiko eingehen, erwischt zu werden? In einem voll besetzten Restaurant kann jeden Moment jemand zur Toilette gehen.«
    »Vielleicht liebt er den Kick, möglicherweise ertappt zu werden. «
    »Aber sie waren doch die letzten Gäste, da hätte nur noch der Kellner kommen können.«
    »Ich denke, wir sollten davon ausgehen, dass er die Situation akribisch vorbereitet hat«, sagte Paula. »Dass er ein ziemlich guter Planer ist. Vielleicht hatte er einen Nachschlüssel und konnte den Vorraum von innen absperren. Ist das Schloss untersucht worden?«
    »Bislang nicht.«
    »Bitte nachholen«, sagte Paula und fügte hinzu: »Wo stehen wir im Fall Buckow?«
    Herbert erklärte, dass das Bild von Lea Buckow deutlicher geworden sei, aber für die Ermittlungen war dabei kaum etwas Entscheidendes herausgekommen. Sie hatte nicht sehr viele Freunde, aber auch keine offensichtlichen Feinde. Die Letzten, die sie lebend gesehen hatten, waren die Teammitglieder, die an der Produktionsbesprechung teilgenommen hatten, insbesondere Tim Möller. Er hatte mit ihr im Restaurant Geschlechtsverkehr, was er in seiner heutigen richterlichen Vernehmung auch zugegeben und genau geschildert hatte. Ein seltsam gefühlloser Typ. Paula fand ihn besonders abstoßend, als sie im Protokoll seiner Vernehmung las: »Ich zog mir die Hose hoch und ging.« Er sagte, er hätte die Frau auf dem Tisch liegen lassen, um dann hinzuzufügen: »Lebend. Wenn auch betrunken.«
    Tommi

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