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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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küsste sie. Seine Zunge fühlte sich warm an. Er ließ seine Hand unter ihr T-Shirt gleiten. Sie streckte die Arme über den Kopf, damit er es ausziehen konnte. Dann liebten sie sich mit einer Ruhe und Zärtlichkeit, die sich wie eine warme Woge in Paulas Körper ausbreitete. Als sie sich schließlich mit einem zufriedenen Seufzer an Jonas schmiegte, küsste er ihren Hals ein kleines Stück unterhalb ihres Ohrs, wo die Haut feucht war und leicht salzig schmeckte.
    Geräusche vorbeifahrender Autos drangen aus weiter Ferne in die Stille des Zimmers, lachende Stimmen im Hof und das sanfte Rauschen der Zweige der großen Kastanie. Sie streckte sich aus und streichelte Jonas’ Rücken, als seine Füße unter der Bettdecke nach ihr tasteten. Das ist Glück, dachte sie beim Einschlafen. So fühlt sich das Glück an. Sie fiel in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
    Am nächsten Morgen fühlte Paula sich frisch und ausgeruht. Sie frühstückte gemütlich mit Sandra in der Küche, denn Jonas hatte sich die Einkaufsliste geschnappt und war zusammen mit Manuel zum Supermarkt gefahren, um dort allerlei Vorräte für die nächsten Tage zu besorgen. Während Sandra den Tisch abräumte, rief Paula im Büro an, um Bescheid zu sagen, dass sie zur PTU fahren wolle, um sich genauer nach den K.-o.-Tropfen zu erkundigen. Sie würde sicher erst gegen Mittag zurück sein.
    Sandra hatte sich zu einer Yoga-Probestunde in einem Studio auf der Wilmersdorfer angemeldet, und Paula fing an, die Wohnung aufzuräumen, nachdem ihre Schwester sich auf den Weg gemacht hatte. Es war noch zu früh, um bei der PTU aufzukreuzen. Als sie den altmodischen Staubsauger um den Kamin herum manövrierte, klingelte es an ihrer Tür Sturm.
    Ein Speditionsunternehmen brachte die eingelagerten Sachen für Jonas. Darauf war Paula überhaupt nicht vorbereitet. Einer der Umzugsleute fragte, wo sie alles abstellen sollten. Angesichts der unüberschaubaren Menge von Kartons war sie einen Moment lang sprachlos. Dann entschied sie, sie sollten einen Teil im Treppenhaus stehen lassen und den Rest im Eingangsbereich abstellen. Die beiden Männer schleppten schwer und wurden mit Trinkgeld und einem Kaffee entschädigt.
    Nachdem sie gegangen waren, setzte Paula sich mit einer starken Tasse Kaffee auf einen der vielen Kartons. Während sie langsam den bitteren Geschmack genoss, fragte sie sich, wie ein einzelner Mensch nur so unendlich viele Dinge besitzen konnte. Sie wusste, dass Jonas seine gesamte Habe während der Auslandsjahre eingelagert hatte, aber mit dieser Menge hatte sie nicht gerechnet. Nun stand alles voller Kartons im Treppenhaus und in ihrer Wohnung. In unserer gemeinsamen Wohnung, korrigierte sie sich im Stillen. Wo sollte das ganze Zeug nur untergebracht werden? Paula liebte halb leere Räume oder jedenfalls Zimmer, die nicht überladen waren. Nun schien die Wohnung aus allen Nähten zu platzen, und die Wohnungstür ließ sich nicht mehr schließen. Alles war mit Kisten und zahlreichen, extra verpackten Gegenständen verbarrikadiert.
    Kurze Zeit später waren Jonas und Manuel zurück und schleppten in bester Laune etliche Tüten voller Lebensmittel. Jonas freute sich über sein eingetroffenes Umzugsgut, während Paula ein langes Gesicht zog. Die offene Wohnungstür kümmerte ihn nicht sonderlich. Sofort breitete er erwartungsvoll den Inhalt des ersten Kartons auf dem Boden im Wohnzimmer aus. Manuel half begeistert mit.
    »Was um alles in der Welt soll der Plunder? Du willst das doch nicht in unserer Wohnung als Staubfänger aufstellen? Diese vielen Mitbringsel und den Nippes?« Paula hielt ein merkwürdiges Holzteil in die Luft. Sie hatte schon vor Jahren aufgehört, Dinge anzuhäufen. Sie fühlte sich von Gegenständen, die sie lediglich daran erinnerten, wo sie einmal gewesen war, eher belastet.
    »Aber das ist Kunst! Wertvolle Kultgegenstände aus Afrika und Asien!«, rechtfertigte Jonas sich und machte eine hilflose Geste. »Das ist zum Beispiel eine Ukhurhe-Rassel.« Er nahm ihr das Teil vorsichtig aus der Hand. Es war eine stabartige, aus dunklem Holz geschnitzte Skulptur von etwa einem halben Meter Höhe samt Ständer aus schwarzem Schmiedeeisen, auf dem Jonas sie jetzt befestigte. Dabei schepperte im Hohlraum eine Kugel mit aufdringlichem Geräusch, deren Rhythmus Manuel sofort mitklatschte.
    Paula verzog schmerzhaft das Gesicht. »Oh, Musik macht sie auch.«
    »Aber schau doch die schöne Patina an«, erklärte Jonas. »Die Rassel ist vom Volk der

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