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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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plumpsen und verschränkte die Arme. »Und überhaupt, sag du mir bloß nicht, was ich tun soll! Du bist nicht meine Mutter.« Adalees Stimme bekam den kindischen Tonfall, an den Maisy sich noch ebenso lebhaft erinnerte wie an die veilchenblauen Augen ihrer Schwester.
    Als Maisy Adalee zum letzten Mal gesehen hatte - bei Daddys Begräbnis -, war diese dreizehn gewesen. In den Jahren danach hatten sie miteinander telefoniert, einander geschrieben und Fotos geschickt, aber die leibhaftige Adalee vibrierte vor Leben mit der nervösen Energie, die Maisy von sich selbst kannte. Die hektischen Bewegungen und das ständige Bedürfnis nach Aufregung - nach Partys, Freunden und Aktivitäten - hielten sie schlank.
    Maisy setzte sich neben Riley in einen Sessel. Sie wollte sich so verhalten, wie sie es schon als Kind getan hatte - so tun, als beteilige sie sich an dieser Familiensache, und dann ihr eigenes Ding durchziehen. »Schieß los, Mama! Was brauchst du von uns?«, fragte sie.
    »Verräterin!«, zischte Adalee.
    Kitsy versuchte, sich im Bett aufrecht hinzusetzen, trug rosaroten Lipgloss auf und räusperte sich. »Also, wir müssen alle zusammenarbeiten, um dieses Jubiläum zu organisieren. Ich habe schon vor zwei Jahren mit der Planung begonnen. Alle Würdenträger der Stadt und alle Vorbesitzer des Hauses sind zur großen Abschlussparty eingeladen. Bisher habe ich zweihundertfünfzig Zusagen - das heißt natürlich, dass wir ein Festzelt brauchen -, und Gäste, die unangemeldet vorbeischauen, kommen noch hinzu. Außerdem haben wir in der nächsten Woche jeden Tag Veranstaltungen: Autorenlesungen, Wettbewerbe, Aktionen der Lesezirkel, Vorträge, Kulinarisches ...« Kitsy reichte ihren Töchtern Papierbögen. »Lest euch das mal durch ... Es ist das Programm für die Woche. Ich habe schon alles vorbereitet, alle Abmachungen getroffen. Ihr müsst nur noch dafür sorgen, dass es klappt, und die Veranstaltungen betreuen. Ich wünschte, ich könnte das selbst ... Aber ...«
    Voller Bitterkeit sagte Adalee: »Ja, aber du bist die Treppe runtergefallen ... besoffen.«
    Kitsy warf ihrer Tochter einen zornigen Blick zu. »Ich war nicht betrunken. Ich bin ausgerutscht.« Sie hob das Kinn und beachtete Adalees Bemerkung nicht weiter. »So, und jetzt zu euren Pflichten im Einzelnen ...« Sie zog weitere Blätter aus ihrer Ledermappe hervor. »Ich habe jeder von euch eine Hauptaufgabe zugedacht, damit die Sache läuft. Harriet hat das alles für mich getippt. In sechs Wochen müsste ich aus diesem albtraumhaften Gips raus sein ... Dann können wir in unseren normalen Alltag zurückkehren.«
    Maisy blickte auf den dicken Bogen in ihrer Hand - Mamas persönliches Briefpapier mit geprägtem Adresskopf. Maisys Name stand in Druckbuchstaben oben auf der Seite, und darunter waren ihre Pflichten aufgelistet: betreut sämtliche Lesezirkel; kümmert sich um die Antworten auf die Einladungen; übernimmt die Vormittagsschicht in der Buchhandlung.
    Sie schaute auf. »Das kann ich nicht. Ich arbeite vormittags nicht. Ich habe noch nie eine Party geplant, und ich habe auch nicht die geringste Ahnung, was man mit so einem Lesezirkel macht. Ich bin ja nicht mal selbst Mitglied. Weiß gar nicht, was die so treiben ... Nein, Mama. Du musst jemanden einstellen, der das macht.«
    Der zornige Blick ihrer Mutter erstickte alle weiteren Proteste. »Ich kann dafür niemanden einstellen. Dazu fehlt uns das Geld.«
    Adalee stand auf. »Was soll das denn heißen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Jetzt hört mal gut zu!« Kitsy erhob die Stimme. »Der Zeitpunkt meines Sturzes hätte ungünstiger nicht sein können, aber ich vertraue auf euch. Ich weiß, was unsere Familie leisten kann, wenn wir wirklich zusammenhalten. Die Realität sieht so aus, dass wir die Buchhandlung verkaufen müssen, wenn wir bei dieser Zweihundertjahrfeier nicht genügend einnehmen.« Kitsy schaute zu Riley hinüber, und Maisy war, als würden die beiden in einer Geheimsprache kommunizieren; und hinter den ausgesprochenen Worten schienen noch unausgesprochene verborgen zu sein. »So sieht's aus. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass es klappt. Ich habe eurem lieben Vater versprochen, dass ich niemals das Familienvermögen antasten werde, um die Buchhandlung über Wasser zu halten. Dieses Versprechen will ich auch nach seinem Tod halten. So ist es in unserer Familie Brauch - wir halten, was wir versprochen haben. Jetzt setz dich wieder hin und sage mir, dass du verstanden hast, was

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