Unsere feuerrote Hexe
ungeheuer brav.“
„Vor allem hängen sie sehr an Heather“, antworte ich leise.
„Das kann man merken. Aber das ist doch auch schön, oder?“
„Natürlich“, lächele ich ihr zu, dann fahre ich mir mit der Hand durch die Haare.
„Alexander“, Lilly legt eine Hand auf meinen Arm. „Du zitterst ja richtig. Komm mit“, sie führt mich zu einem Sessel und drückt mich hinein. Dann schenkt sie mir ein Glas doppelten Whiskey ein. „Trink das…“, befiehlt sie mir sanft und was das angeht, gehorche ich ihr nur zu gern.
„Mach dir nicht soviel Gedanken“, spricht Jamie mich jetzt an. „Heather ist ein zähes Weib…“
„Kannst du nicht einmal deine dämliche Klappe halten?“, ich springe vom Sessel auf und starre wütend zu ihm hinüber. „Es ist ja auch nicht deine Frau, die da oben verletzt liegt und die vielleicht gestorben wäre! Und ja: Es war unvernünftig von Heather, aber sie hat es getan, weil sie Amy einen Gefallen tun wollte. Und wag es ja nicht, noch einmal schlecht über Heather zu reden!“
„Alexander!“, Jamie kommt auf mich zu und schaut sehr erschrocken. „Es tut mir leid, ich mag Heather doch, wir alle hier lieben sie… Tut mir leid, wenn ich etwas Blödes gesagt habe“, fügt er zerknirscht hinzu. Ich kann ihm ansehen, dass er genauso geschockt ist wie alle anderen und ich bereue meine barschen Worte sofort wieder.
„Schon gut . Mir tut es auch leid, ich hab es nicht so gemeint.“
Jamie klopft mir auf die Schulter. „Wenn es Maureen gewesen wäre, wäre ich durchgedreht“, sagt er leise. „Aber sie kommt wieder auf die Beine, ganz bestimmt.“
„Ja. Ganz bestimmt.“
Heather verschläft den Rest des Tages. Ich gehe immer mal wieder nach ihr schauen, mal zusammen mit den Kindern, mal zusammen mit Hannah und Hazel, doch Heather wacht kein einziges Mal davon auf.
Ich kann meine Sorgen um sie einfach nicht wegschieben, obwohl mir Hannah immer wieder versichert, dass sie den Schlaf braucht und dass es so auch gut ist wegen der Schmerzen.
Genauso wie ich sind auch Nele und Ben sehr betrübt. Doch sie werden hier wunderbar aufgefangen, jeder kümmert sich um sie und versucht, sie aufzumuntern. Die anderen Kinder überreden sie immer wieder mit ihnen zu spielen und so kommen sie auf andere Gedanken.
Nach dem Abendessen gehe ich mit ihnen wieder hinauf in unser Schlafzimmer. Hannah begleitet mich, sie hat ein bisschen Brühe und Tee dabei und will versuchen, Heather wach zu bekommen.
„Hey, meine Schöne, es wird Zeit, etwas zu essen“, meine Stimme klingt ganz heiser, als ich mich zu ihr ans Bett setze und über ihr verschrammtes Gesicht streichele. Sie scheint sich kein einziges Mal bewegt zu haben, liegt immer noch unverändert da.
„Heather-Darling, jetzt wach bitte mal auf“, Hannah hilft mir, sie wachzumachen, sie ist allerdings wesentlich energischer als ich.
„Hedda!“, ruft Ben laut und jetzt flackern tatsächlich ihre Augenlider. Ich nehme ihre Hand in meine und drücke sie leicht.
Als sie ihre Augen aufschlägt, atme ich tief durch. „Wirst du auch mal wach?“
Sie versucht ein Lächeln, das aber sehr gequält ausfällt.
„Hast du Schmerzen?“, frage ich besorgt nach.
Statt einer Antwort nickt sie nur und meine Angst um sie kehrt mit voller Wucht zurück. Heather hat noch nie über irgendetwas geklagt, auch wenn sie sich mal gestoßen hatte oder man ihr anmerken konnte, dass es ihr nicht gut ging. Dass sie das jetzt so offen zugibt, lässt mich fast durchdrehen.
„Ich gebe dir gleich etwas dagegen“, spricht Hannah sie an. „Aber du solltest vielleicht etwas essen…“
„Will nicht“, stöhnt Heather nur und verzieht angewidert das Gesicht, als ihr Blick auf das Tablett fällt.
„Aber trinken muss sein“, Hannahs Ton ist unmissverständlich. „Wir helfen dir auch.“
Ich hebe ihren Kopf behutsam an, dabei zuckt Heather zusammen und ich schaue voller Panik zu Hannah.
„Du hast etliche Blutergüsse, Prellungen und Stauchungen“, erklärt sie Heather. „Natürlich tut das weh, aber du musst jetzt etwas trinken.“
Heather fügt sich in ihr Schicksal, sie trinkt langsam, aber immerhin schafft sie die ganze Tasse Tee.
„Und jetzt gibt es was gegen die Schmerzen“, lächelt Hannah ihr zu. Sie flößt ihr eine Flüssigkeit ein, von der ich mich nicht zu fragen wage, was das wohl ist. „Bald geht es dir besser“, fügt sie leise hinzu und streichelt Heather über die roten Locken.
„Bald ist wieder gut“, nickt auch Ben
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