Unsere feuerrote Hexe
getürmt.“
„Du Armer… Dann setz dich schon einmal an den Esstisch, Ben hat den ganz allein eingedeckt“, zwinkert sie mir zu.
Als ich den Tisch sehe, kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Ben hat sich wirklich Mühe gegeben, aber seine Auffassung von Tischdeko ist doch etwas verspielt.
Das Besteck liegt wahllos auf dem Tisch, dafür hat Hennes einen Platz in der Tischmitte eingenommen, drapiert von Spielzeugautos. Die Servietten sind von seinem letzten Kindergeburtstag übrig geblieben und schreiend bunt. Kleine Luftschlangenschnipsel runden dann das Bild ab.
Heather tritt hinter mich und streichelt mir sanft über den Rücken. „Hat er das nicht schön gemacht?“, strahlt sie mich an.
„Perfekt“, ich recke meinen Daumen nach oben und nehme den kleinen Küchenchef, der jetzt mit ganz roten Bäckchen neben uns steht, auf meinen Arm. „Das ist wirklich ein ganz besonders schöner Tisch“, ich hauche ihm einen Kuss auf das verschmierte Mündchen, Ben sieht sehr zufrieden mit seinem Werk aus.
„Morgen darf ich decken“, berichtet mir Nele eifrig.
„Aber jetzt setzt dich bitte hin“, Heather gibt mir einen sanften Schubs Richtung Stuhl und brav begebe ich mich zu Tisch.
Nele und Ben holen noch schnell die Getränke und meine Tochter schenkt mir sogar ein Glas Rotwein ein. Ein paar Tropfen gehen allerdings auf die Tischdecke und sie schaut etwas unsicher in meine Richtung.
„Das ist nicht schlimm, Darling. Die Tischdecke ist fleckabweisend“, lächelt Heather sie an , Nele atmet sofort auf.
Manchmal kommt es mir so vor, als wäre mein Leben mit Jessi schon ewig lange her, aber an solchen Augenblicken wi e jetzt, als Nele verunsichert wegen des Kleckerns ist, ist es wieder ganz nah.
Natürlich wäre es bei Jessica undenkbar gewesen, dass Nele und Ben den Tisch so decken. Bei Jessi war immer alles farblich aufeinander abgestimmt und perfekt hergerichtet. Doch dieser kunterbunte Tisch ist mir tausendmal lieber.
Mittlerweile hat es sich eingebürgert, dass Jessica zu zwei festen Zeiten in der Woche anruft und sie hält sich auch daran. Nele und Ben freuen sich immer, wenn sie mit Jessica reden können und meine Ex scheint wirklich Interesse daran zu haben, was die Kinder erleben. Ihr geht es auch offenbar sehr gut in Los Angeles, sie erntet viel Lob für ihre Arbeit, sogar über eine Verlängerung ihrer Rolle in der Serie wird gesprochen. Und es fällt auch auffällig oft ein Männername, wenn sie von ihrem Alltag drüben berichtet.
Ich habe noch nicht nachgefragt, wer dieser Phil jetzt genau ist und welche Rolle er in ihrem Leben spielt, aber so wie sie erzählt, könnte das was Ernsteres sein.
Wenn dem so wäre, würde ich mich auf jeden Fall für sie freuen, auch wenn es schon ein bisschen komisch ist, sie mir mit einem anderen Mann an ihrer Seite vorzustellen. Ein wenig kann ich Jessica jetzt verstehen, dass sie so verletzt war, als ihr klar geworden ist, dass ich mich für Heather entschieden habe.
Aber die Situationen kann man kaum vergleichen, Jessi hat das alles eindeutig mehr zu schaffen gemacht, als mir.
„So, vorsichtig, das ist jetzt alles ganz heiß“, Heather kommt mit einem Kartoffelgratin hinein und platziert ihn zwischen Hennes und den Autos auf dem Tisch. Mein Magen meldet sich wieder laut zu Wort.
„Wir haben auch Fleisch macht“, erklärt Ben mir als er auf sein Stühlchen klettert.
„Da bin ich mal gespannt .“
„Und Gemüse“, ergänzt Nele.
Als alles auf dem Tisch steht, setzt sich Heather zu uns. Von ihrem furchtbaren Unfall hat sie sich rasch erholt gehabt, nach zwei Wochen war sie wieder so beweglich wie vorher auch. Trotzdem wird mir immer noch ganz schlecht, wenn ich daran denke, wie sie auf dem Felsvorsprung lag.
„Ich habe heute mit Maureen telefoniert“, erzählt Heather dann. „Sie hat gefragt, ob ich zu Imbolc auf die Burg komme…“
„Wann ist das nochmal?“, hake ich nach.
„Am 1. Februar. Wäre es okay, wenn ich für drei Tage rüberfliege?“, sie schaut mich so bettelnd an, dass ich kaum eine Chance habe, zu widersprechen. Ich gebe zu, mir diese keltischen Feste noch nicht so genau eingeprägt zu haben, ich weiß aber, dass dies eines der Hauptfeste ist und wie könnte ich etwas dagegen haben?
„Natürlich kannst du fliegen, du brauchst deswegen doch nicht zu fragen“, antworte ich ihr sofort. „Das ist so etwas wie ‚Lichtmess’, oder?“, frage ich sie neugierig.
„Ja, genau.“
„Kann ich auch mit?“, fragt Ben
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