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Unsortiertes

Unsortiertes

Titel: Unsortiertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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wieder zuhause, aber du kannst schon mal bei Thier einen Kranz bestellen.
Ich glaube nicht, dass wir Samstag vor fünf Uhr aufschlagen werden, denn mehr
als 100 fährt dein Vater nicht mehr. Gibt es in der Firma was Neues?“
     
    „Nichts besonders, nur das Übliche.“ Wir plauderten noch ein Weilchen
über Belanglosigkeiten wie Wetter und Essen, sie erinnerte mich noch an den
TÜV-Termin am Freitag für ihren Touareg. Dann verabschiedete sie sich, sie
wollte zurück zum Grillabend, der in ihrem Hotel stattfand.
     
    In drei Tagen würde mein Aufenthalt auf dem Lande also endlich ein Ende
haben. Ich machte drei Kreuzzeichen. Meine Eltern leben zwar nicht in der
tiefsten Provinz, sondern nur am Rande einer mittelgroßen Großstadt, aber außer
einem Tante-Emma-Laden, einer Bäckerei, einem Dorfmetzger, einer Kirche nebst
angeschlossenen Friedhof, einer Gaststätte und einem Fernfahrerstückchen gibt
es in dem Dörfchen nur viel, viel Natur und noch mehr Landwirtschaft.
    Immer dann, wenn meine Eltern im Urlaub sind, also zwei- oder dreimal
im Jahr, darf ich das Haus hüten, in dem sich auch unsere Firma befindet.
Eigentlich ist es eine Vorsichtsmaßnahme, wir hatten schon viermal ungebetenen
Besuch in den letzten 12 Jahren. Die Versicherung riet zwar zum Einbau einer
Alarmanlage, aber der nächste Nachbar war 100 Meter entfernt, also akustische
oder optische Signale brächten auch nicht unbedingt den notwendigen Schutz vor
Diebesgesindel, so jedenfalls die Meinung meines Vaters. Die Kriminalität auf
dem Lande ist leider nicht gleich Null. Gut, in dieser Zeit stand meine Wohnung
zwar leer, aber meine Eigentumswohnung in der Innenstadt ist relativ sicher:
Eine Polizeistation als direkter Nachbar hat auch manchmal seine Vorteile.
     
    Ich schob mir eine Pizza in den Ofen, zappte mich durch die Kanäle,
befreite mich vom Hungergefühl. Jetzt musste ich nur noch einen Weg finden,
auch den Druck in den Lenden loszuwerden. In der Zeit, die ich hier in der
schwulen Diaspora verbrachte, lief sexuell eher wenig, abgesehen von den Feten,
die man hier ohne Weiteres feiern konnte. Das Haus war groß genug, Gästezimmer
auch genügend vorhanden und das nicht einsehbare Grundstück lud gerade zu zum
Nacktbaden im überdachten Pool ein und, wenn das Wetter mitspielt, auch zum
nahtlosen Bräunen.
    Nach der Mafiatorte und einem Blick in die blauen Seiten, im Städtchen
war wieder einmal nicht viel los, war der Entschluss für das weitere
Abendprogramm schnell gefasst: Ab zum Rastplatz und dort das Glück versuchen.
Kurz ins Bad, den Schritt frisch gemacht, ab in meinen blauen Flitzer und dann
ging es auch schon in Richtung Autobahn. Der Parkplatz lag Luftlinie zwar keine
drei Kilometer vom elterlichen Anwesen entfernt, mit dem Wagen brauchte man
aber das Fünffache, nur um dort wieder parken zu können.
     
    Für einen Mittwoch war relativ viel los, als ich gegen 22:00 Uhr den
Motor abstellte. Ich zählte, neben meinem Gefährt, sieben Pkws, fast alle mit
Nummernschildern aus der Umgebung und zwei gleichfarbige Lkws aus Berlin. Meine
Wertsachen deponierte ich im Handschuhfach, Handy und Portemonnaie brauchte ich
bei dem, was ich vorhatte, ganz gewiss nicht. Je weniger man bei sich hat,
desto weniger kann man auch verlieren. Das Einzige, was ich auf meine
nächtliche Exkursion mitnahm, waren zwei Packungen Nahkampfsocken und eine
kleine Flasche Gleitgel: Das musste für den Spaß reichen.
    Ich verließ meinen Corsa, richtete noch einmal meine Kronjuwelen. Den
Autoschlüssel fädelte ich nach dem Abschließen, quasi als Anhänger, auf meiner
silbernen Kette auf, ehe ich sie mir wieder um den Hals legte. Zigaretten kann
man verlieren, Feuerzeuge auch, aber ich hatte keine Lust, erst den Waldboden
absuchen zu müssen, um den Ort der Lustbefriedigung wieder verlassen zu können.
    Entlang der parkenden Fahrzeuge schlenderte ich in Richtung
Parkplatzeinfahrt. Mein Blick wanderte über die Rasenfläche nach links, hin zu
dem kleinen Platz, auf dem einige Tische und Bänke, wohl zu Picknickzwecken,
aufgestellt waren. Dass nachts dort etwas anderes serviert wird als Butterbrote
und Kaffee aus Thermoskannen, muss ja nicht weiter ausgeführt werden; auf einem
der Tische hatte ich auch schon mal gelegen. Es war niemand zu sehen. Das ganze
Geschehen musste sich also entweder in dem Toilettenhäuschen oder im nahe
gelegenen Wald abspielen.
    Ich betrat das Herrenklo, es war verwaist. Auf der Damenseite jedoch
war eine der beiden Kabinen

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