Unsterbliche Leidenschaft
Jane arbeitet für mich.«
Officer Muller zögerte. Er war noch sehr jung und unsicher. »Das können wir nicht machen, Ma’am, wir brauchen …«
Kit trat heran. »Officer.« Der Mann sah ihm in die Augen. »Es gibt keinen Grund dafür, dass Jane hier draußen warten soll. Sie können sie im Vampirparadies abholen, wenn Sie so weit sind.«
Der Mann blinzelte mit den Augen und sah von Kit zu Heather. »Sie müssen nicht unbedingt hierbleiben, Ma’am. Wir sehen uns dann im Vampirparadies, wenn wir Sie brauchen.«
Adela hatte keine Gelegenheit, über den unglaublichen Sinneswandel nachzudenken, dessen Zeugin sie soeben geworden war. »Kommen Sie, Adela«, sagte Dixie, »wir gehen.« Dixie und Adela nahmen Heather in ihre Mitte, und gemeinsam führten sie sie über die Straße.
»Bringt sie rein und gebt ihr was zu essen«, sagte Kit. »Ich und Vlad parken inzwischen das Auto.«
Unter anderen Umständen hätte der kleine Laden Adela fasziniert. Hier arbeitete immerhin ihre Tochter, hier hatte sie ihre Zeit zugebracht, während Adela sie gesucht, sich um sie gesorgt und Vampire mit ihrem Verschwinden konfrontiert hatte. Wie zu befürchten stand, brach Heather prompt auf einem dick gepolsterten Stuhl zwischen zwei Regalreihen zusammen. Sie war, wenn das überhaupt möglich war, noch blasser und zitterte am ganzen Körper.
»Mom?« Ihre Stimme klang mehr als kläglich.
»Schließen Sie doch bitte die Jalousien und machen Sie die Tür zu«, sagte Dixie. »Ich besorge ihr etwas zum Essen.«
Adela fragte erst gar nicht, was Heather nun essen würde. Als Dixie nach hinten verschwand, schob Adela die beiden schweren Riegel vor, stellte das Schild an der Tür auf – closed – und ließ die Jalousien herunter.
Als sie sich umwandte, hatte Heather eine aufgerissene Fleischpackung auf ihrem Schoß, in den Händen hielt sie ein rohes Steak, von dem sie mit den Zähnen große Stücke abriss und gierig verschlang wie ein verhungerndes Tier. Fassungslos sah Adela zu, wie Heather zwei Steaks den Garaus machte und die letzten Blutreste aus der Styroporschale leckte, ehe sie sich den Mund mit einem Küchentuch abwischte.
»Geht’s wieder besser?«, fragte Dixie.
Daran hatte Adela keinen Zweifel. Die unheimliche Blässe verschwand, und Heather wirkte bereits viel frischer. Ihre Tochter sah jetzt fast so aus, wie sie sie in Erinnerung hatte. »Heather.«
Heather lächelte und streckte die Arme aus. »Mom, mach dir keine Sorgen. Mir geht’s wieder gut, aber ich muss dir einiges erklären.«
»Ja, meine Liebe. Das glaub ich auch.«
»Nun, Mom …«
»Da kommen Christopher und Vlad«, sagte Dixie und entriegelte die Tür, um sie hereinzulassen.
»Du siehst schon viel besser aus, Jane«, sagte Christopher, als er die Tür hinter sich zumachte.
»Besser!«, höhnte Adela. »Sie ist noch immer benommen und schwach.«
»Es wird alles wieder gut, Mom. Beruhige dich.«
»Beruhigen!«, gab Adela aufgebracht zurück. »Heather, du verschwindest ohne ein Wort. Dein Haus steht offen und leer, in der Küche sind Blutspuren, und ich finde dich vier Monate später wieder, an einem Verbrechensschauplatz umgeben von Polizeiautos und Rettungswagen. Während all dieser Zeit hast du bei Vampiren gelebt und sogar für sie gearbeitet, und da sagst du mir, ich soll mich nicht aufregen!«
»Es war nur ein Rettungswagen, Mom.«
Sie unterdrückte ein zaghaftes Lächeln, und als sie Heather in die Arme nahm, schossen die Tränen, die sie vier Monate aufgestaut hatte, wie ein Sturzbach hervor. Die beiden heulten und klagten wie zwei arme Seelen auf einem mondbeschienenen Friedhof, was aber Adela nicht im Geringsten kümmerte. Sollten die Vampire sich doch lustig machen! Sie hatte ihre Tochter wieder, gesund und wohlbehalten … oder fast. »Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen«, sagte sie schluchzend.
»Mom, darüber müssen wir noch reden. Ich kann hier jetzt nicht weg.«
»Warum denn nicht?« Sie bedankte sich mit einem Nicken bei Dixie für die Kleenexbox. Für eine Vampirin war die Frau eigentlich ganz nett. Das waren sie ja alle, aber … »Du musst nach Hause.«
»Nein, Mom. Das geht jetzt nicht, noch nicht. Und selbst wenn ich wollte, die Polizei braucht mich doch noch als Zeugin. Ich habe genau gesehen, wie diese fiesen Typen in den Laden gegangen sind und wie sie Maries Büro durchwühlt und alles durcheinandergeworfen haben. Ich will, dass sie hinter Gitter kommen.«
»Ja, Liebling, aber …«
»Verzeihen Sie die
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