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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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beibehielten. Ihre Zuversicht stieg, dass sie nicht in die Statistik der englischen Verkehrsopfer eingehen würde.
    Sashas Selbstzufriedenheit über ihre neuentdeckte Fähigkeit, sich im englischen Straßenverkehr behaupten und den Weg finden zu können, schwand allerdings, als sie schließlich gegen zehn Uhr vor dem Asher Hotel anhielt und dem Hausdiener den Schlüssel gab, damit er das Auto parken konnte.
    Staunend und fast benommen schaute Sasha auf das imposante Bauwerk, und ihr war völlig unbegreiflich, warum sie bei ihrem ersten Aufenthalt nichts von der Eleganz und der Ausdehnung des im gotischen Stil errichteten Gebäudes aufgenommen hatte. Der dunkelgraue Stein legte einen dunklen Schimmer über das ganze Anwesen, der nur bei den schlanken Türmchen in der dritten Etage seine Wirkung verlor.
    Die schlanken, hohen Fenster, einige gewölbt, andere spitz zulaufend, schälten sich aus dem dichten Efeu heraus, das einen ganzen Seitenflügel bedeckte. Alle Fenster waren bleiverglast. Der Rest eines Fallgitters hing über dem Eingangstor, als wollte es ungebetenen Besuchern den Zutritt verwehren.
    Sasha zog einen zerknüllten Fünf-Pfund-Schein aus der Tasche, um dem Hausdiener sein Trinkgeld zu geben, der jetzt ihr Gepäck trug, und dabei fiel ihr noch etwas auf, was ihr beim ersten Besuch des Hotels entgangen war.
    An einigen der Zinnen oben auf dem Dach warengrässlich aussehende Wasserspeier angebracht, und Sasha verrenkte den Hals, um die grotesken, aber auch anmutigen Gestalten aus Stein besser sehen zu können.
    Sie erkannte nur ein paar geteilte Schwänze, ein übergroßes Ohrenpaar bei dem einen und eine hässliche Knollennase bei dem anderen, ehe sie von dem lächelnden Hausdiener zum Eingang genötigt wurde. Kein Wunder, er hatte unter der Fülle und Menge ihres Gepäcks zu schwitzen.
    Als Sasha die große und aufwendig eingerichtete Hotelhalle betrat, spürte sie einen Schauer der Erregung über ihren Rücken laufen. Was würde sie erwarten?
    Sie trat zur Anmeldung und wurde eingecheckt, und nachdem sie ihre Kreditkarte abgegeben hatte, reichte man ihr den Ausweis für Zimmer 323 – wie sie bei der Buchung ausdrücklich gewünscht hatte.
    Das Zimmer, in dem einstmals Lady Amelia Asher gewohnt hatte.
    Die junge Frau am Empfang reichte ihr die Chipkarte fürs Zimmer und lächelte freundlich. «Wir haben Sie erwartet, Miss Hayward. Herzlich willkommen.»
    Sasha erwiderte das Lächeln und ging dann zum Aufzug, wo der Hausdiener schon mit ihrem Gepäck wartete. Sasha schaute sich nach Claire um, der jungen Frau, die ihr so anschaulich von Lady Amelia berichtet hatte, aber Claire war nirgendwo zu sehen.
    Sasha betrat die Aufzugkabine und fühlte sich fast wie zu Hause oder wie bei einem guten Freund. Sie lächelte, als sie die vier Bände von
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sah, und ignorierte den verdutzten Blick des Hausdieners.
    Als sie endlich in ihrem Zimmer war, ihr Gepäck aufder Ablage stand und der Hausdiener mit seinem Trinkgeld gegangen war, sprang Sasha aufs Bett und wälzte sich ausgelassen herum. Sie hatte es geschafft!
    Sie fühlte sich plötzlich rundherum wohl, nicht nur, weil sie der profitorientierten Tretmühle der Marketingwelt entkommen war, sondern auch, weil sie das unerklärliche Gefühl hatte, nach Hause gekommen zu sein.
    Sie überlegte, ob sie allein losziehen sollte, um Lady Amelias Porträt zu finden, oder ob sie lieber auf Claire wartete, die sie führen würde. Aber sie stellte ihre Ungeduld zurück und beschloss, die Gelegenheit eines ausgiebigen Schlafs in duftenden Betttüchern wahrzunehmen. Sie streckte sich wohlig aus, erhob sich nach einiger Zeit und entkleidete sich. Sie freute sich schon auf die frischen Bezüge auf ihrer nackten Haut. Trotz des sündhaft teuren Flugtickets war ihr Sitz zum erholsamen Schlaf nicht mehr geeignet gewesen als der Sessel in ihrem Büro.
    Während sie sich in die weichen Kissen kuschelte, war Sashas letzter Gedanke vorm Einschlafen, ob sie früh genug aufwachte, um noch bei Tageslicht im Hotelgarten herumzuschlendern, denn sie wollte unbedingt wissen, ob Amelias und Johnnys Rosengarten noch existierte.
     
    Als Sasha aufwachte, stellte sie enttäuscht fest, dass ihre Befürchtung durchaus berechtigt gewesen war – sie hatte fast sechs Stunden geschlafen, und obwohl es erst Ende September war, hatte sich die Sonne schon am Horizont verabschiedet. Der Himmel war grau verhangen, und jetzt würde es rasch dunkel werden.
    Sasha sprang aus dem Bett

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