Unten Am Fluss - Watership Down
Wetter einsetzt. Wir sollten möglichst unter die Frostgrenze kommen. Und was den Wind betrifft, können wir einige Löcher verstopfen und warm schlafen. Mit Gras steht es schlecht im Winter, ich weiß, aber jeder, der eine Abwechslung haben will, kann immer mit Holly hinausgehen und sein Glück beim Stibitzen von irgendwelchem Grünzeug oder von Wurzeln versuchen. Aber es ist eine Jahreszeit, wo man sich vor den elil in acht nehmen muß. Was mich betrifft, so werde ich ganz glücklich sein, unter der Erde zu schlafen, Bob-Stones zu spielen und von Zeit zu Zeit ein paar Geschichten zu hören.«
»Wie war's jetzt mit einer Geschichte?« meinte Bluebell. »Los, Dandelion. ›Wie ich beinahe das Boot verfehlte.‹ Wie wär's damit?«
»Oh, du meinst ›Der bestürzte Woundwort‹«, sagte Dandelion. »Das ist Bigwigs Geschichte – ich würde es nicht wagen, sie zu erzählen. Aber es ist eine Abwechslung, an einem Abend wie diesem an den Winter zu denken. Das erinnert mich an eine Geschichte, die ich zwar gehört, aber selbst zu erzählen nie versucht habe. Einige von euch kennen sie vielleicht, andere nicht. Es ist die Geschichte von Rowsby Woof und dem Zauberischen Wogdog.«
»Los, los«, sagte Fiver, »und trag dick auf.«
»Es gab einmal ein großes Kaninchen«, sagte Dandelion. »Und es gab ein kleines Kaninchen. Und schließlich gab es El-ahrairah; und der hatte den Frost in seinem schönen neuen Backenbart. Die Erde des Geheges war überall so hart, daß man sich die Pfoten daran schneiden konnte, und die Rotkehlchen antworteten einander über die kahlen, stillen Büsche hinweg: ›Das ist mein Teil hier, geh und hungere in deinem eigenen.‹
Eines Abends, als Frith riesig und rot an einem blassen Himmel unterging, hinkten El-ahrairah und Rabscuttle zitternd durch das gefrorene Gras, pickten hier ein bißchen und dort ein bißchen, um sich für eine lange Nacht unter der Erde zu versorgen. Das Gras war so spröde und geschmacklos wie Heu, und obgleich sie hungrig waren, konnten sie das elende Zeug nur mit Mühe hinunterwürgen. Schließlich schlug Rabscuttle vor, daß sie das einmal wagen und über die Felder zum Rand des Dorfes schlüpfen sollten, wo sich ein großer Gemüsegarten befand.
Dieser ungewöhnliche Garten war größer als jeder andere in der Umgebung. Der Mann, der darin arbeitete, wohnte in einem Haus am anderen Ende, und er pflegte große Mengen Gemüse auszugraben oder zu schneiden, auf einen hrududu zu laden und sie fortzufahren. Er hatte überall im Garten Draht gespannt, um die Kaninchen abzuhalten. Trotzdem konnte Elahrairah gewöhnlich einen Weg hinein finden, wenn er wollte, aber es war gefährlich, weil der Mann ein Gewehr hatte und oft Eichelhäher und Tauben schoß und sie aufhängte.
›Nicht nur das Gewehr ist ein Risiko‹, sagte El-ahrairah abwägend. ›Wir müßten auch die Augen offenhalten nach diesem verdammten Rowsby Woof.‹
Nun, Rowsby Woof war der Hund des Mannes, und er war das unangenehmste, bösartigste, abscheulichste Vieh, das je die Hand eines Mannes geleckt hat. Er war ein großes wolliges, überall um die Augen behaartes Tier, das der Mann sich hielt, um den Gemüsegarten, besonders bei Nacht, zu hüten. Rowsby Woof fraß natürlich selbst kein Gemüse, und jeder hätte meinen können, daß er willens wäre, ein paar hungrigen Tieren gelegentlich ein Salatblatt oder eine Mohrrübe zu überlassen und keine Fragen zu stellen. Aber nichts dergleichen, Rowsby Woof lief vom Abend bis zur Frühdämmerung des folgenden Tages frei herum, und nicht zufrieden damit, Männer und Jungen vom Garten fernzuhalten, ging er auf alle Tiere los, die er da fand – Ratten, Kaninchen, Hasen, Mäuse, sogar Maulwürfe –, und tötete sie, wenn er konnte. Sobald er etwas witterte, was nach Eindringling roch, bellte er und machte Radau, obgleich es sehr oft dieser alberne Lärm war, der ein Kaninchen warnte und es ihm ermöglichte, noch rechtzeitig zu entkommen. Rowsby Woof wurde für einen so ungeheuren Rattenfänger gehalten, und sein Herr hatte so oft mit dieser seiner Fertigkeit geprahlt und so sehr mit ihm geprotzt, daß er empörend eingebildet geworden war. Er hielt sich für den besten Rattenfänger der Welt. Er fraß eine Menge rohes Fleisch (außer abends, weil man ihn nachts hungrig ließ, um ihn rege zu halten), und dies erleichterte es ziemlich, sein Kommen zu wittern. Aber trotzdem machte er den Garten zu einem gefährlichen Ort.
›Nun, wagen wir es einmal mit Rowsby
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