Unter Brüdern (German Edition)
Bar gearbeitet und Dan hatte nur darauf gewartet, bis sie endlich frei war. Er zog sie lachend auf die Tanzfläche. Megan sah ihnen nach, ihr Lächeln voll Sehnsucht und Traurigkeit.
Sie hatte ihn fast erschrocken angesehen, als er ebenfalls aufgestanden war um seinen Bruder ins Auto zu bringen und war noch verwunderter gewesen, als sie registrierte, dass er ebenfalls mit nachhause wollte.
Er überlegte etwas zu sagen wie „Nur weil du früher gehen willst, muss ich jetzt auch nachhause. Du kannst ihn schließlich unmöglich allein ins Haus tragen.“ Doch er ließ es sein. Genug für heute.
Er wusste, dass s ie Ken auch zuvor schon einige Male einfach hatte im Auto sitzen lassen, bis er morgens wieder einigermaßen ausgenüchtert war und von selbst aufstehen konnte.
Er musste sich auf die Lippe beißen um nicht laut loszulac hen, als sie den Wagen abwürgte und sie ihn wütend anfauchte, als er ihr anbieten wollte, dass doch lieber er fahren sollte.
Genauso wie er vor einer halben Stunde die Lippen zusammenpressen musste um nicht loszuprusten, als sie im Schlafzimmer erst halbnackt nach ihrem Top gesucht hatte und sich anschließend nicht entscheiden konnte, ob sie sich neben ihn legen oder lieber unten auf der Couch schlafen sollte. Sie hatteihn längst schlafend geglaubt. Schließlich hatte sie nachgegeben und versucht so geräuschlos wie möglich ins Bett zu schlüpfen. Er hatte sich nach einer Weile zu ihr gedreht und so einen Teil der Decke frei gegeben, damit sie nicht auf die Idee kam aufzustehen und sich einen anderen Schlafplatz zu suchen.
Er mochte es, sie in seiner Nähe zu haben.
Mittlerweile hatte er sich wieder gedreht und lag mit dem Rücken zu ihr. Sie war endlich eingeschlafen.
Doch er war hellwach. Es beschäftigte ihn so vieles. Es hatte sich so viel verändert seit er sie zum letzten Mal vor einem Jahr gesehen hatte – und doch war alles fast wie zuvor.
Er kannte sie so nicht. Sie war immer eine willige Zielscheibe gewesen. Er und seine Jungs hatten machen können was sie wollten, irgendwann – vor einigen Jahren – hatte sie aufgehört sich zu wehren. Vielleicht weil sie angenommen hatte, dass man sie in Ruhe ließ, wenn sie nachgab, weil sie für ihn ein langweiliges Opfer wurde. Doch das war nicht der Fall.
Ken hörte irgendwann auf ihr zu helfen, weil sie sich nicht mehr beschwerte. Sie wurde einfach immer stiller und dünner.
Doch jetzt, als er nach einem Jahr wieder zurück gekehrt war, schien sie neue Kraft und Energie zu haben, die anderen Jungs waren plötzlich eng mit ihr befreundet, hielten viel von ihr, verteidigten sie vor ihm und – wie David ihm verraten hatte – hatten sich sogar bei ihr entschuldigt.
David hatte große Gewissensbisse zugegeben, weil er erfahren hatte, dass sie jahrelang unter Alpträumen gelitten hatte und sich seit ihrer Kindheit – seit sie ihr das angetan hatten – vor Schaukeln und vor tiefem Wasser fürchtete.
Jake schüttelte das Bild aus seinem Gedächtnis, wie er sie mit beiden Händen um ihren Hals unter Wasser drückte. Er wollte jetzt nicht daran denken. Er hatte dieses Bild seitdem oft genug vor Augen gehabt und sich darüber geärgert, dass nicht er selbst ihr Held geworden war, sondern sein Bruder. Und dass er ihm sozusagen dazu verholfen hatte, ihr Held zu werden.
Sie waren damals kleine Kinder gewesen, erst Jahre später hatte er sie mit anderen Augen gesehen und sich begonnen für sie zu interessieren. Aber da war es bereits zu spät gewesen, weil sie seit zwei Jahren mit seinem Bruder zusammen war und weil er es einfach nicht zugeben konnte, dass er sie plötzlich mochte. So hatte er sie weiterhin geärgert und runter gemacht, wo er nur konnte und sich nur wenn er alleine war vorgestellt, wie es hätte sein können, wenn…
Er hatte ein Jahr lang keine Frau im Bett gehabt, es war nicht schwer ihn zu erregen. Aber ihr Anblick heute Abend war sensationell gewesen! Da brauchte es nicht erst ein Jahr Abstinenz um darauf anzuspringen. Er fühlte die Wärme ihres Beines an seinen Beinen, ihre Schulter an seinem Rücken. Sie hatte bis zur letzten Sekunde im Wachzustand darauf geachtet ihn ja nicht zu berühren. Jetzt, da sie eingeschlafen war, entspannte sie sich endlich.
Eine ganze Weile fühlte er ihre Nähe, dachte darüber nach wie gerne er es zur Gewohnheit werden ließe mit ihr unter einer Decke zu liegen.
Er wusste selbst, dass er diese Gedanken nicht haben sollte, Ken war sein Bruder und – auch wenn dieser
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