Unter Brüdern (German Edition)
Kurz wunderte Megan sich, dass er diese Gelegenheit ihr einen weiteren Spruch reinzudrücken nicht nutzte, doch sie fasste sich sofort wieder.
„Entweder du besorgst mir augenblicklich ein neues Glas…“
„…oder?“ unterbrach Molly sie gereizt.
„Oder du kannst mir deinen Chef vorbei schicken.“ Lächelte Megan und hielt Mollys Blick stand. Selten hatte sie sich so überlegen gefühlt.
Molly blieb einen Moment stehen, ihr Blick huschte unsicher zwischen Megans entschlossenem und Jakes unbeteiligtem Gesicht hin und her. Dann gab sie sich geschlagen und machte kehrt. Man konnte ihr selbst an ihrem Hinterkopf ansehen, wie es in ihr arbeitete, dass sie niemals mit einer solchen Reaktion von Megan gerechnet hatte.
Es war einfach gewesen, damals, als Jake Megan fertig gemacht hatte, sich hinter ihn zu stellen, hinter den Stärkeren.
Jetzt, da er den Mund hielt, war Molly nicht mehr so stark.
Jake lehnte sich vornüber, setzte zum nächsten Stoß an.
„Warte , ich bin noch dran!“ sagte Megan. Sie sagte es freundlich, wie zur Erinnerung, weil sie annahm, er hätte es nicht mitbekommen. Doch an der Art, wie er innehielt, seine Nackenmuskeln anspannte und sich zu ihr umdrehte, erkannte sie sofort, dass er sie genau das hatte sagen hören wollen. Er hatte diese Situation geradezu heraufbeschworen um sie anzufahren.
Sie hätte es wissen müssen. Sie hatte ihn früher nie zurechtgewiesen oder überhaupt direkt angesprochen.
Jake knallte seinen Kö so heftig gegen den Billardtisch, dass sich ein paar Jugendliche am Nachbartisch zu ihnen umdrehten. Die Gespräche verstummten.
Er sah ihr direkt in die Augen, gereizt, drohend.
Megan schluckte. Wie hatte sie nach all den Jahren, in denen sie ihn nun kannte, in eine solche Falle tappen können?
Molly brachte die neue Weinschorle, stellte sie diesmal vorsichtig ab, vermied jeden Augenkontakt und ging wieder. Als sie sah, dass Megan und Jake sich in einer angespannten Situation wie eh und je befanden, lächelte sie mit Genugtuung.
Jake blieb unbewegt stehen, direkt vor Megan. Seine Wangenknochen zuckten wütend.
„Könnten wir bitte einfach weiter machen?“ David legte Jake eine Hand an seiner Brust und schob ihn zurück zum Tisch. Jake starrte sie noch einen Moment nieder, dann wandte er sich an die Jungs.
„Ich verschwinde kurz.“ Sagte er, immer noch Wut in den Augen und ging in Richtung der Toiletten.
Megan nahm einen Schluck von ihrer Weinschorle.
„Mach du weiter, ich muss mal.“ Sagte sie zu Dan und verschwand in dieselbe Richtung wie zuvor Jake.
Sie ging den Gang entlang, von dem aus der erste Durchgang in die Küche führte und der zweite zu den Toiletten. Vor den Männertoiletten wartete sie.
Es dauerte nur wenige Sekunden, in denen sie nicht sicher war, ob sie das tatsächlich tun sollte und was sie sagen würde, aber es war gerade eben bei Molly ganz gut gelaufen und möglicherweise, wenn sie so selbstsicher auftrat wie eben, vielleicht könnte sie dann mit ihm sprechen.
Als Jake die Türe öffnete, ließ sie ihn kurz überrascht aufblicken, gönnte sich diesen kurzen Moment der Unsicherheit in seinen Augen, bevor sie ansetzte. Der ganze Abend entwickelte sich langsam aber sicher in eine Richtung, die ihm ganz und gar nicht gefiel. Sie sah ihm die Verärgerung an.
„ Können wir nicht darüber reden? Kannst du mir sagen wo das Problem liegt? Ich meine, ich weiß, dass du mich hasst, aber…warum denn nur? Ich verstehe nicht was ich…“
Als er sie an die Wand hinter sich schob und dagegen drückte, fürchtete sie eine erneute Attacke von ihm, doch das Verlangen in seinen wilden Augen und seine zärtlich e Hand an ihrer Hüfte, ließen die Angst aus ihrem Gesicht verschwinden. Jake nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr tief in die Augen.
„Ich hasse dich nicht.“ Sagte er mit seiner tiefen Stimme. „Genau das ist das Problem.“
Wenn er die Irritation in ihren Augen sah, so ignorierte er sie gekonnt. Er näherte sich ihrem Gesicht, seine Lippen fanden ihre. Sie nahm seinen Duft wahr, der sie an ihre gemeinsame Nacht zurück erinnerte, obwohl sie ihn und seinen Geruch fast ihr ganzes Leben kannte, aber er erinnerte sie nur an diese eine Nacht.
Es dauerte einige Schrecksekunden, doch als sie realisierte, dass er sie küsste und ihr nichts Böses wollte, reagierte sie heftig, mit all der Sehnsucht, die sich in den letzten Wochen angesammelt hatte. Sie griff ihm ins Haar, zog ihn enger an sich, ließ sich von ihm
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