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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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kleinen Wald, in dem sie sich jetzt befanden, meinte er immer wieder Umrisse der fabelhaften Geschöpfe ausmachen zu können.
    Irgendwann hatte er beschlossen, sich mit der Existenz der Träume und den seltsamen Eindrücken und Wahrnehmungen abzufinden, nichts infrage zu stellen und sich vor allem nicht selbst für verrückt zu erklären. Alexander begann zu akzeptieren, dass es noch andere Realitäten außer den bisher vertrauten oder angenehmen geben könnte. Vielleicht waren sie ja genauso Normalität wie die Ruinen, die zurückkehrenden Kriegsgefangenen, der allgegenwärtige Hunger oder der eisige Winter. Und seit etwa einer Woche zog es ihn magisch in das kleine Wäldchen, mit einer Macht, die er nicht verstand. Ruhelos streifte er täglich durch das Gehölz, sehr zu Oskars Vergnügen, und als heute das zarte Grün im Nebel versank, hatte ihn das eigentlich nicht einmal überrascht. Es musste etwas mit seinen Träumen zu tun haben. Kurz vorher hatte er Anna getroffen, mit ihr gestritten, ihr hinterhergesehen, als sie im Dunkel des Waldes verschwand und Stunden später war sie in seinen Armen gelandet.
    Nichts hatte er ausgelassen in seinem Bericht. Erst hatte sie sich über ihn lustig gemacht, ihn verspottet. Dann war sie still geworden und plötzlich war sie explodiert wie ein Vulkan. Sie tat ihm leid, mitfühlend sah er zu ihr hinüber und es zerriss ihm das Herz, wie sie ihre Knie umklammerte und ausdruckslos in das Feuer starrte. Mittlerweile zitterte Anna so heftig, dass ihr ganzer Körper geschüttelt wurde. Nun reichte es. Zum Teufel mit der Rücksichtnahme. Mit einem Satz war er bei ihr, ging vor ihr in die Knie, packte sie kräftig an den Schultern und riss sie zu sich herum. Wie erwartet schlug sie nach ihm und traf ihn mit der flachen Hand mitten ins Gesicht.
    »Du hättest mich wenigstens warnen müssen, verdammt!« Tränen des Zorns liefen über ihr Gesicht.
    Alexander trat einen Schritt zurück und rieb sich die brennende Wange. »Ach ja, Anna, wann denn? Als du nicht schnell genug von uns fortkommen konntest oder vielleicht, als du mir in die Arme gefallen bist?« Jetzt reichte es aber, er hätte sie gewarnt, hätte er Zeit dafür gehabt.
    »Du hättest mich warnen können«, wiederholte sie, dieses Mal ein wenig leiser. »Ich … ich möchte nach Hause.«
    Er versuchte es noch einmal und nun erlaubte sie seine Berührung. Ruhig lag seine Hand auf ihrer Schulter.
    »Ich weiß, Anna, und ich verspreche dir, ich bringe dich heim, sobald ich verstehe, was hier vor sich geht. Aber ich fürchte, das muss mindestens bis morgen früh warten.« Er musterte sie besorgt. Das flackernde Licht des Feuers verlieh ihrem ohnehin farblosen Gesicht eine fast durchscheinende Blässe, die durch ihre wilden hellbraunen Locken noch verstärkt wurde und ihre honigbraunen Augen wie Bernsteine funkeln ließ.
    »Fühlst du dich ein wenig besser?«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Allein der Gedanke, noch mal aufzustehen …« Sie fuhr sich über ihr Gesicht.
    »Ist noch etwas Wasser da?«
    Alexander griff nach der kleinen Flasche und schüttelte sie sacht.
    »Nicht viel. Hier, trink.«
    Sie hob abwehrend die Hand. »Nein, wir teilen.«
    Alexander drückte ihr die Flasche entschieden entgegen. »Kommt nicht infrage, Anna. Bitte, trink.«
    Sie ließ sich den Rest des erfrischenden Getränks langsam durch die Kehle rinnen und schraubte nachdenklich den Deckel zu. »Meinst du, wir finden morgen hier raus?«
    Alexander starrte in die bunten Flammen und nickte dann langsam. »Ich denke schon. Ob wir allerdings den Weg nach Hause finden … Wer weiß.« Im Grunde war er sicher, dass sie nicht einfach nach Hause gehen konnten und dass die Straße auch morgen noch verschwunden war. Doch aus dem Wald hinauszufinden, hielt er für durchaus möglich. Vorausgesetzt, Anna war morgen wieder einigermaßen bei Kräften. Auch er fühlte sich ein wenig geschwächt, doch verglichen mit ihr ging es ihm blendend. Warum nur war sie dermaßen erschöpft und entkräftet?
    »Alexander, ich muss nach Hause, und eigentlich nicht erst morgen. Es ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für irgendwelche drastischen, ungeplanten Wendungen in meinem Leben. Das gilt insbesondere für Veränderungen, auf die ich keinen Einfluss habe. Ich bin heute Morgen mit der Absicht losgezogen, mir darüber klar zu werden, wie meine Zukunft aussehen soll. Verdammt, Alexander, du hättest …« Sie hielt inne und atmete tief durch. Ihr standen

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