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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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eingeworfen, weil er sich ungerecht behandelt fühlte. Das hat mir Piet erzählt.«
    »Und nun Berlin? Warum Berlin?«
    »Das lässt sich leicht beantworten«, schaltete Alfred sich wieder ein. »Alle glauben doch, dass Deutschland das nächste Land sein wird, in dem die sozialistische Revolution ausbricht. Weil es das am weitesten entwickelte Industrieland mit der am besten organisierten Arbeiterschaft ist. Also … das war auch die Idee von Rinus. Es braucht nur einen Funken, um die alte Gesellschaft in die Luft zu jagen … und da wären wir wieder beim Kaputtschlagen.«
    »Es geht ihm doch nicht bloß ums Kaputtschlagen«, widersprach Walter.
    »So hat er aber geredet.«
    »Ach was. Er ist doch noch jung.«
    »Wie ich schon sagte: naiv«, kritisierte Alfred.
    »Was Rinus betrifft, werden wir uns wohl nie einig werden«, seufzte Walter.
    »Ich bleibe dabei, dass er naiv war«, beharrte Alfred. »Und außerdem hat er sich von den falschen Leuten bequatschen lassen.«
    Klara wurde hellhörig. »Er hat sich von den falschen Leuten bequatschen lassen?«
    Walter warf Alfred einen missbilligenden Blick zu. Der zuckte mit den Schultern.
    »Von wem hat er sich bequatschen lassen?«
    Die beiden AAU-Aktivisten schwiegen. Klara holte ihre Zigarettenpackung heraus und hielt sie ihren Gesprächspartnern hin. Beide schüttelten den Kopf.
    »Wie soll ich herausfinden, was hinter dem Ganzen steckt, wenn mir Informationen vorenthalten werden.« Klara stieß zornig den Rauch aus.
    Alfred und Walter sahen sich an. Es war wie ein stummer Kampf, den eigentlich keiner von beiden gewinnen wollte. Schließlich nickte Walter und sagte: »Fritz.«
    Alfred stöhnte leise.
    »Wer ist Fritz?«, fragte Klara.
    »Es gibt im Umkreis der Arbeiterunion einige Leute, bei denen wir uns fragen, wie sie überhaupt in unsere Nähe kommen konnten«, sagte Alfred zögernd.
    »Was sind das für Leute?«
    »Undurchsichtige Existenzen, die wir am liebsten wieder loswürden.«
    »Warum schließt ihr sie dann nicht aus?«
    Alfred verzog das Gesicht: »Es gibt einige unter uns, die meinen, sie gehörten dazu …«
    »… andere glauben, es sei besser, sie im Auge zu behalten«, ergänzte Walter.
    »Es gibt Diskussionen …«
    »… über ihren Nutzen … oder … was auch immer.«
    Das sind dann wohl die Organisationsfragen, mit denen van der Lubbe nicht sympathisiert, dachte Klara. Aber sogar er ist anscheinend irgendwie in diesen Schlamassel reingeraten. Und wieder erscheint das doch eigenartig, dass diese asketischen Kämpfer und Anhänger einer reinen Lehre ihre eigene kleine Organisation nicht sauber halten können.
    »Klingt ja sehr interessant«, sagte sie. »Also noch mal: Wer ist Fritz?«
    Man sah Alfred an, wie er innerlich mit sich rang. »Gut«, entschied er schließlich, »Walter wird dich zu ihm bringen … wenn er möchte.«
    Walter machte eine vage Geste. »Na ja, vielleicht findet sie etwas, das uns nützt …«
    Auf welch krummen Pfaden wir uns doch bewegen, dachte Klara, als sie aufstand und sich den Mantel zuknöpfte.
    Als sie die Wohnung verließen, kam ihnen im Treppenhaus Ludwig Rinke entgegen. Nervös fragte er nach Otto. Keiner hatte ihn in den letzten Tagen gesehen. Rinke fluchte vor sich hin, schien sich aber ernsthaft Sorgen zu machen.
    Sie verabschiedeten sich und gingen zu zweit davon. Ohne den Genossen A, so deutete Rinke an, könne er seine geplante Aktion vergessen. »Es sei denn, du überdenkst deine Haltung bezüglich der individuellen Wiederaneignung.«
    Klara schüttelte den Kopf.
    »Sag mal«, fragte sie, »kennst du eine Frau mit so einem altmodischen Hut mit Federn dran und Netzhandschuhen?« Rinke blieb stehen und schaute sich um. »Genau das«, sagte er, »wollte ich dich eigentlich fragen. Aber jetzt ist sie weg.«
    »Komm jetzt«, drängte Walter und zog Klara am Ärmel. »Wir haben noch was vor.«
    »Netzhandschuhe im Winter«, rief Rinke hinter ihnen her. »Das ist doch idiotisch!«

    Die leuchtenden Uhren im Anhalter Bahnhof zeigten viertel vor sechs. In der Halle dämpfte rußiger Dunst das Licht der Lampen unter der Kuppel der Bahnsteighalle. Elektrowagen mit Kofferstapeln oder Postsäcken hoppelten über die Bahnsteige, schlängelten sich mit ihren Anhängern zwischen herumstehenden Reisenden hindurch. Auf Gleis 3 wartete der Nachtzug nach Wien. Abfahrt um halb acht Uhr abends. »Bitte nicht einsteigen.« Es wurde noch eingerichtet. Die Betten der bordeauxroten Waggons wurden gemacht, hinter den Fenstern sah

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