Unter dem Schutz des Highlanders
weil sie sich für zwei Tage davongestohlen hat, um Verwandte zu besuchen. Ich wollte nicht das Leben meiner Töchter riskieren, und auch nicht das ihrer Kinder. Ich war einfach nicht so mutig.« Sie schüttelte den Kopf. »Diese arme Frau hat im Burghof gestanden und hat stundenlang auf die Leichen ihrer Lieben gestarrt, dann hat sie sich die Adern aufgeschnitten, hat sich neben sie gelegt und ist gestorben. Ich hab befürchtet, dass die Finsternis auf Dubhlinn nie ein Ende nimmt, dann ist die Nachricht gekommen, dass der König alles Euch übergeben hat, dass Ihr unser neuer Laird seid. Und deshalb hab ich gewartet. Jetzt kann ich Euch helfen.«
Die Geschichte, die sie erzählte, entsetzte und bewegte Eric so sehr, dass er einen Augenblick brauchte, um seine Stimme wiederzufinden und zu fragen: »Wie, Frau?«
Leona lächelte. »Ich bring Euch auf demselben Weg hinter diese Mauern, auf dem ich herausgekommen bin.«
»Bist du sicher, dass wir ihr vertrauen können?«, flüsterte Nigel, als sie der Frau durch den schattigen Wald folgten.
Eric teilte Nigels Argwohn, allerdings nicht in dem Ausmaß, dass er ihre Hilfe ausgeschlagen hätte. Sie warteten bis zum Einbruch der Dunkelheit und nützten die qualvollen Stunden, um sich ihre Taktik zurechtzulegen. Schließlich hatten Eric, Nigel und David fast ein Dutzend Männer versammelt, um Leona zu folgen, während Wallace, Peter und Balfour zurückblieben, um die übrigen Männer anzuführen. Sie nahmen das Risiko auf sich, abgeschlachtet zu werden, aber Eric zog es vor, seiner inneren Stimme zu folgen. Sie sagte ihm, dass man dieser Frau vertrauen durfte.
Am anderen Ende des Waldes und noch immer in ziemlicher Entfernung zu den Mauern von Dubhlinn hieß sie Leona stehen bleiben. Erics Augen wurden groß, als sie mit Nigels schnell angebotener Hilfe etwas hochhob, das wie die Überreste eines vom Blitz getroffenen Baumstumpfs aussah. Es war eine Luke. Die Frau hielt ihre abgeschattete Laterne vor sich hin und stieg die engen Stufen hinunter, die ihr Licht zu erkennen gab. Sie winkte ihnen, ihr zu folgen, und Eric zögerte nur einen Augenblick, bevor er hinterherging. Die Tatsache, dass Sir Graham – vielleicht sogar sein Vater – einen so unbeschreiblich langen Tunnel hatte bauen lassen, damit ihm und den wenigen Leuten, denen er vertraute, die Flucht möglich war, machte ihn zuversichtlicher. Sir Graham traute keinem über den Weg. Eric konnte sich nicht vorstellen, dass er einer bloßen Magd, einer einfachen Frau ein derart großes, nützliches Geheimnis anvertraut hätte, egal was es ihm für Gewinn zu versprechen schien.
»Wohin führt der?«, flüsterte Eric, der sich eng an Leona hielt, während sie sie durch den Tunnel führte.
»Zum Schlafgemach des Herrn«, antwortete sie mit ebenso leiser Stimme.
»Es scheint mir nicht besonders klug zu sein, diesen Ort aufzusuchen.«
»Es ist grade jetzt der beste Ort. Ich hab die Herrschaft von drei Lairds überlebt. Während einer der vielen Kämpfe, zu denen die Beatons ihre Nachbarn herausgefordert haben, und bei dem sie nicht den Sieg errangen, ist mir aufgefallen, dass der Laird aus dem Schlachtgetümmel verschwunden ist. Das hat mich auf die Idee gebracht, dass dieser Mistkerl einen Weg nach draußen kennt. Es hat mich Jahre gekostet, aber ich hab das kleine Schlupfloch gefunden. Außerdem hab ich bemerkt, dass ein Beaton-Laird mitten in einer Schlacht so lange bei seinen Männern geblieben ist, bis er das Bedürfnis gehabt hat, zu huren. Dann hat er sich ein Mädchen gegriffen, ist mit ihr ins Bett gegangen und hat sie schnell wieder allein gelassen, um auf die Mauern zurückzugehen. So oder so, der Weg hier heraus müsste frei für uns sein.«
Sobald sie im Schlafgemach des Laird waren, fühlte sich Eric seines Erfolgs sicherer. Er schickte den jüngsten seiner Männer zurück, um Balfour eine Nachricht und Befehle zu übermitteln sowie Leona sicher zu den Murrays zu bringen. Es mangelte nur an einer Sache.
»Leona Beaton«, sagte Eric, während seine jugendliche Wache versuchte, sie in den Tunnel zu ziehen, »was ist mit deiner Familie? Wenn du sie mir beschreiben kannst, können wir sie vielleicht schützen oder in Sicherheit bringen.«
»Das hab ich schon gemacht. In dem Augenblick, in dem ich beschlossen hab, Euch zu helfen, hab ich meine Töchter und ihre Kinder durch diesen Tunnel hinausgebracht. Sie hocken in einer feuchten, kalten Hütte hoch oben in den Bergen bei meiner Cousine Margaret. Wenn Ihr
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