Unter dem Schutz des Highlanders
eintrat und ihre Eltern sah, kam ihr alles abhanden, was sie sich erkämpft hatte. Grizel ging zu ihren Eltern, um Lady Drummond ihren Enkel zu reichen, und Bethia folgte widerwillig.
Während ihr Vater und ihre Mutter James musterten, als wäre er ein seltsamer Gegenstand, stand sie unbeachtet da; schließlich wurde das Baby Grizel zurückgegeben. Bethia legte innerlich die Stirn in Falten, denn es hatte kaum Anzeichen von Freude gegeben und nur ein oder zwei kühle Bemerkungen darüber, dass James Sorcha ein wenig ähnlich sehe. Es schien zumindest im Augenblick so, als würde der arme kleine James nicht gerade mit Wertschätzung überschüttet werden, weil er Teil der so angebeteten Sorcha war. Der Gedanke, das Kind könnte vielleicht so behandelt werden wie Wallace und sie, ließ Bethia bis ins Innerste erschauern, doch sie wusste nicht, was sie dagegen unternehmen konnte.
Dann wandten ihre Eltern die zusammenpassenden grünen Augen ihr zu, und Bethia musste das plötzliche Bedürfnis unterdrücken, einfach wegzulaufen. Sie fühlte sich wie ein kleines verängstigtes Kind, und dieses Gefühl hasste sie. Sie hatte nicht nur Dunnbea verlassen, sie hatte auch zweimal mit einem Mann geschlafen. Sie hatte ihnen also sehr viel Anlass gegeben, sie heftig auszuschelten, und Bethia hegte das niederschmetternde Gefühl, dass angesichts dieser Schelte alle bisherigen als bedeutungslos erscheinen würden.
»So, du hast dich also dazu berufen gefühlt, dieses Kind aus seinem Heim wegzubringen«, sagte Lord Drummond und trommelte mit seinen dicken Fingern langsam auf die Armlehne seines schweren Eichenstuhls.
»Hat Wallace nichts von der Gefahr erzählt, in der James schwebte?«, fragte Bethia.
»Er hat uns gesagt, du würdest glauben, das Kind sei in Gefahr, aber du hattest schon immer zu viel Fantasie.«
»Das hat nichts mit Fantasie zu tun, Vater. Das Essen, das sie uns brachten, war vergiftet. Es hat James’ kleinen Hund getötet. Nein, das hier ist kein Spiel«, sagte Bethia eindringlich, auch wenn ihr Herz vor Angst pochte. Sie hatte sich noch nie zuvor gegen ihre Eltern aufgelehnt, doch die Notwendigkeit, James zu beschützen, gab ihr die Kraft. »William Drummond wünscht den Tod des Jungen, und ich bin sicher, dass er Sorcha und Robert umgebracht hat.«
»Selbstverständlich wird er für den Tod unserer Tochter bezahlen, wenn das, wie du meinst, so ist.«
Aber nicht für den Versuch, James zu töten, dachte Bethia und schüttelte insgeheim den Kopf. Bowen und Wallace schenkten ihr Glauben, sie würden ihr dabei helfen, James hinter sicheren Mauern zu belassen, selbst wenn ihre Eltern sich weigerten, ihre Geschichte zu glauben. Und ob Eric es wollte oder nicht, er würde bald an die Familie gebunden sein. Auch er glaubte ihr und war während ihrer Flucht vor William und seinen Söhnen an ihrer Seite gewesen. Er brauchte ihre Eltern nicht, um sie zu verstehen oder ihr zu glauben.
»Was auch immer für eine Gefahr deiner Meinung nach bestehen könnte, sie rechtfertigt nicht dein Betragen«, tadelte Lady Drummond und faltete ihre plumpen Hände im Schoß. »Hast du nicht an die Schande gedacht, die du über uns bringen würdest, bevor du dich entschlossen hast, die Hure zu spielen?«
»Ich hoffe, dass dieser junge Mann der Einzige war, mit dem du ins Bett gegangen bist«, ergänzte ihr Vater.
Einen Augenblick lang starrte Bethia sie nur an. Sie konnte sich nicht an eine einzige Handlung erinnern, die ihre Eltern zu der Ansicht veranlassen konnte, sie hätte in dem Augenblick, in dem sie sich aus den Mauern von Dunnbea befreit hatte, für jeden daherkommenden Mann ihre Röcke von sich geworfen. Bethia überlegte sich, ob sie sie überhaupt kannten. Dann versuchte sie ihre verletzten Gefühle zu beschwichtigen, indem sie sich sagte, dass sie einfach nur schockiert und wütend waren und nicht alles, was sie sagten, so meinten. Es war ein alter Trick, um sie zu entschuldigen, allerdings funktionierte er nicht so gut wie früher, und Bethia fragte sich, was sich geändert hatte.
»Es war falsch, mit Sir Eric zu schlafen, aber er ist der einzige Mann, mit dem ich je zusammen war.«
»Nun, nach dem morgigen Tag wirst du sein Problem sein«, fuhr ihre Mutter sie an. »Wenn du Hurenangewohnheiten angenommen hast, wird er sie dir mit Schlägen austreiben müssen.«
»Hast du überhaupt nicht an uns gedacht?«, wollte ihr Vater wissen. »Hier wartet Arbeit auf dich, und jetzt musst du uns verlassen, ohne dass jemand
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