Unter dem Schutz des Highlanders
Traum –, dass ich zusehen musste, wie er einen Murray tötete. Ich war erst dreizehn und hatte ein einigermaßen behütetes Leben geführt. Er folterte diesen Mann zu Tode und zwang mich, jeden Schmerz, den man ihm zufügte, mit anzusehen, jeden Schrei mit anzuhören. Er dachte, es würde mich abhärten.«
»Es hat dich dazu gebracht, ihn zu hassen, nicht wahr?«, flüsterte Bethia, die entsetzt über die Geschichte, die er ihr eben erzählt hatte, war und dagegen ankämpfen musste, um nicht um den Jungen, der er damals gewesen war, zu weinen.
»Ich hasste ihn. Nachdem ich gesehen hatte, wie grausam er sein konnte, war ich nicht erfreut über die Entdeckung, dass er mein Vater war.«
»Hast du keine Angst, in mancher Hinsicht wie er zu sein oder so zu werden?«
»Nein, obwohl mich das einige Zeit beunruhigt hat.« Eric wandte sein Pferd um und ritt auf das Dorf zu. »Mir half es, jemanden zu beobachten, der auch sein Spross war und dem sein Gift nicht geschadet hat. Ja, zumal er ein viel härteres Leben geführt hatte als ich und seine Mutter nicht fähig war, ein Kind zu erziehen. Obwohl sie von beiden Seiten mit dem Bösen belastet war, haftete Maldie kein Makel an. Wieso also mir?«
»Aus diesem Grund nennst du dich weiterhin Murray, oder? Du erträgst es nicht, den Namen dieses Mannes zu führen.«
»Nein, das kann ich nicht, und die beiden, die vor ihm und nach ihm kamen, verdienen ebenfalls keine Ehrenbezeugungen. Mein Großvater war so bösartig, dass mein Vater dazu getrieben wurde, ihn umzubringen.« Eric zuckte mit den Achseln, als Bethia vor Entsetzen der Atem stockte. »Ich bleibe auch ein Murray, weil ich mich als einer fühle. Ich kenne kein anderes Leben, keine andere Familie.«
»Dann sollst du ein Murray sein.« Bethia musterte die paar Dorfbewohner, die sich nicht im Inneren ihrer Heimstätten zusammendrängten, während Eric und sie langsam durch das Dorf ritten. »Sollen all diese Leute auch deinen Namen annehmen?«
»Nein. Sie dürfen sich nennen, wie sie wollen. Für eine Weile wird es hier eine eigenartige Mixtur von Leuten und Namen geben. Zweifellos werden ein paar MacMillans bleiben und auch ein paar Drummonds. Und wenn es nötig sein sollte, werden sich uns auch einige Murrays anschließen.«
»Ein neuer Anfang.« – »Das hoffe ich.« Bethia sah auf das Dorf hinunter, als Eric am oberen Ende der leicht ansteigenden, unebenen und engen Straße anhielt. Obwohl sie es nicht wirklich beurteilen konnte, weil sie Dunnbea kaum verlassen hatte, überkam sie das Gefühl, dass dieser Ort etwas sehr Trauriges und Vernachlässigtes an sich hatte. Trotz der späten Stunde und der Kälte, sollte es doch Anzeichen irgendwelcher Aktivitäten geben. Die einzige Bewegung aber, die auszumachen war, war das Hasten einzelner Leute in ihre Häuser. Ein Mann und eine Frau, die zusammen auf einem Pferd an ihnen vorbeiritten, reichten aus, um die Dorfbewohner in ihre Schlupfwinkel zu treiben.
Ungeachtet der zunehmenden Dunkelheit, sah Bethia ein wenig genauer hin. In den Ställen standen keine Pferde, es waren überhaupt keine Geräusche von Tieren zu hören. Nur aus ein paar Kaminen stieg Rauch auf, der verriet, dass ein Herdfeuer brannte. Mehrere Hütten besaßen nur noch einen Teil ihrer Dächer. Das Dorf starb aus. Bethia fing an zu glauben, dass Sir Graham es ausgeblutet hatte.
»Ich fürchte langsam, dass du dir mehr Probleme als Gewinn einhandelst, wenn du diese Herrschaft übernimmst«, murmelte sie, als Eric ihr Pferd zum Dorf zurücklenkte.
»Ich weiß. Es wird geraume Zeit dauern, bis ich Erfolg sehe.«
Es fiel ihr schwer, nicht an all das zu denken, was sie gesehen hatte, während sie zum Lager zurückritten. Es war traurig ansehen zu müssen, wie ein Ort, der hätte florieren können, dem Ruin nahegebracht worden war. Auf Dubhlinn war nicht mehr viel Leben übrig – so, als sei aus diesem Ort alles herausgewürgt worden.
Als sie im Lager abstiegen, eilte Bethia zu Grizel und James, um vor einem großen Feuer sitzen zu können. Sie aß den dürftigen, aber sättigenden Haferbrei und sagte sich, dass sie am morgigen Tag ein Festmahl verzehren könnte. Die Männer standen Wache, und ihre angespannte Haltung verriet Bethia, dass sie nicht allein, nicht unbeobachtet waren.
»Ihr glaubt doch nicht etwa, dass die Beatons angreifen, oder doch?«, fragte Grizel, die mit gerunzelter Stirn auf den Wald starrte, in dem ihr Mann eben verschwunden war.
»Eric meint nein«, erwiderte
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