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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Teil hatte man mit stabilen Metallstangen abgetrennt; sonst wurden hier nur die Trunkenbolde zur Ausnüchterung eingesperrt. Heute aber hielt man weit gefährlichere Gefangene fest. Der Geruch drang aus dieser Zelle, und Axis mußte sich Nase und Mund zuhalten, bis er sich an die abstoßende Mischung aus altem Blut, Urin und Fäkalien gewöhnt hatte. Unnötige Grausamkeit hatte ihn schon immer angewidert, und der Gestank aus der Zelle verriet ihm, daß man mit den Unaussprechlichen nicht zimperlich umgegangen war.
    Als Axis endlich einen Blick in die Zelle werfen konnte, überraschte es ihn kaum, daß Ogden und Veremund, die nicht ins Haus des Priesters eingeladen worden waren, eine Möglichkeit gefunden hatten, schon vor ihm hierher zu gelangen. Hagen freute sich offensichtlich sehr, zwei Mitbrüder zu treffen, äußerte seine Begeisterung, gesellte sich zu den beiden und deutete immer wieder auf seine kostbare Beute. Der Krieger aber bemerkte, daß die beiden Alten vor Zorn kochten.
    Axis gelang es schließlich, an den Mönchen vorbei in die Zelle zu schauen. Und schon nach dem ersten Blick verlor er die Beherrschung. Zwei Wesen hatten sich in die hinterste Ecke verzogen, so weit wie möglich von den Gitterstäben entfernt: ein Mann und ein kleines Mädchen mit dunklem Haar und fremdartigem, aber durchaus nicht abstoßendem Äußeren. Sie trugen keinen Fetzen am Leib, und ihre Haut war übersät von Wunden, Beulen und Schrammen. Der Krieger schaute kurz auf die beiden jungen Männer, die Eisenstangen in der Hand hielten, und ihm wurde klar, wie hier Verhöre durchgeführt wurden. Man stieß und schlug die Gefangenen mit den Stangen, bis der Schmerz sie dazu trieb, alle Verbrechen zu gestehen, die dem Priester in den Sinn kamen. Offensichtlich hatte aber niemand die Zelle betreten, um sauberzumachen oder den Unaussprechlichen ein wenig Würde zu gewähren und ihnen einen Eimer für ihre Notdurft hinzustellen. Die aufgeplatzten Lippen und Risse im Gesicht ließen darauf schließen, daß die Gefangenen seit der Stunde, da die braven Bürger von Smyrdon über sie hergefallen waren und sie in diese Schreckenskammer gesperrt hatten, nichts zu trinken erhalten hatten.
    »Ihr geronnener Haufen Hurenpisse!« knurrte Axis, packte den Priester mit einer Hand und schleuderte ihn gegen das Gitter. »In wessen Namen wagt Ihr es, jemanden so zu behandeln?«
    Hagen wurde so weiß wie ein Fischbauch. Die Hand des Axtherrn preßte ihn so hart gegen die Stäbe, daß er kaum Luft bekam, und so, wie der Krieger ihn ansah, schwante ihm, daß sein letztes Stündlein geschlagen habe. Blut lief ihm über den Nacken, weil er sich bei dem Stoß gegen das Gitter eine Kopfwunde zugezogen hatte. Und er spürte auch den Griff von Axis’ Schwert, der sich ihm schmerzlich in den Bauch drückte.
    »Wie?« ächzte Hagen und konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum der Axtherr so sonderbar reagierte. Die beiden Dorfjünglinge standen hilflos daneben und wagten nicht, ihrem Priester zu helfen, weil Belial sich bedrohlich vor ihnen aufgebaut hatte und mindestens so zornig wirkte wie der Krieger.
    »Im Namen Artors!« keuchte der Pflughüter schließlich leise. »Die sind doch nur Abschaum, wilde Tiere. Warum sollte man sie wie Wesen behandeln, die erkennen können, was um sie herum vorgeht? Solche Kreaturen haben doch nichts anderes verdient.«
    Axis bebte vor Wut. Verlangte Artor etwa, Gefangene so zu behandeln? »Ihr seid hier der Abschaum, Bruder Hagen!« fuhr er den erschrockenen Mann an, packte ihn an Haaren und Kutte und schleuderte ihn quer durch den Raum an die gegenüberliegende Wand, wo er besinnungslos zusammenbrach. Die Honoratioren hatten sich längst unter der Treppe in Sicherheit gebracht, kauerten dort und zitterten bei der Vorstellung, der Axtherr werde sie sich in seiner Raserei als nächste vornehmen. Nur Aschure war vor der Zelle stehengeblieben und hielt Axis’ wildgrimmigem Blick stand. »Ich habe ihnen seit ihrer Gefangennahme täglich Nahrung und Wasser gebracht«, erklärte sie ruhig und zeigte auf einen Eimer und ein Tablett, die ungenutzt neben der Treppe lagen, »aber Hagen wollte nicht, daß ich es ihnen gebe.«
    »Dann sollen sie jetzt Wasser bekommen«, grollte der Krieger und wandte sich den beiden Wächtern zu. Die Jünglinge fuhren zur Wand zurück, und das schlechte Gewissen stand ihnen überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Was mochten diese Burschen mit den Gefangenen angestellt haben?
    »Belial, besorgt

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