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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Axtschwinger ausgerechnet ihr Anführer, der Axtherr selbst, begegnen sollte? Ich entschuldige mich jetzt aber in aller Form dafür, mich an jenem Abend so ungebührlich benommen zu haben, Axis Rivkahson.«
    Embeth blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen. Und sie war nicht die einzige in der Runde, die ihren Ohren nicht zu trauen glaubte. Niemals hatte jemand den jungen Mann öffentlich so angeredet. Axis galt als außerordentlich empfindlich, wenn die Sprache auf die Umstände seiner Geburt kam. Deswegen nahm niemals – wirklich niemals – jemand ihm gegenüber den Namen seiner Mutter in den Mund oder ließ gar etwas über seinen Status als Bastardsohn fallen. Und dann kam dieses Mädchen … kam Faraday … Embeth war sprachlos. Und sie hatte den Namen Rivkahs nicht nur offen ausgesprochen, sondern sich auch geschickt aus einer Situation herausgewunden, die ihr sicher im nachhinein peinlich war. Und mehr noch, Faraday hatte Axis’ Status scheinbar nebenbei und dennoch so elegant erwähnt, daß man seine unselige Abstammung eher als Tugend denn als Schmach ansehen konnte.
    Der Axtherr wirkte ebenso fassungslos wie die Herrin von Tare, doch sie merkte ihm an, wie er mit sich rang. Zuerst wollte er wütend und beleidigt reagieren, dann allerdings verwirrte ihn der Umstand, daß weder ihr Tonfall noch ihr Blick die geringste Spur von Spott aufwies. So suchte Rivkahs Sohn nach einer geeigneten Entgegnung, aber die passenden Worte wollten sich einfach nicht einstellen.
    Faraday begriff im gleichen Moment, was sie da angerichtet hatte, und ihr war klar, daß sie ihre Aussage berichtigen mußte. Also erhob sie die Stimme, richtete den Blick auf Axis und sprach mit sanften Worten: »Ich habe gehört, die Fürstin Rivkah sei eine Frau von bemerkenswerten Anlagen und Fähigkeiten gewesen. Deswegen seid Ihr, Axis, auch sicher überaus stolz, eine solche Mutter gehabt zu haben. Ich bin mir auch gewiß, daß sie ihrerseits sehr stolz auf ihren Sohn wäre, auf seine Leistungen und darauf, daß er in all den Jahren ihren Namen weitergetragen hat, nachdem sie selbst dies nicht mehr konnte.«
    Embeth mußte die Augen schließen, weil ihr die Tränen der Rührung kamen. Seit achtzehn Jahren kannte sie den Axtherrn nun schon und hatte immer geglaubt, ihre Freundschaft werde zerbrechen, wenn sie ihn offen auf seine Mutter anspräche. Und da kam dieses Mädchen daher und erwähnte in aller Offenheit und Selbstverständlichkeit Rivkahs Liebe und ihren Stolz auf den Sohn, als wären dies allgemein gültige Wahrheiten. Die Herrin von Tare hatte sich schon lange nicht mehr so bewegt gefühlt. Sie öffnete die Augen und schaute zu Axis und Faraday hinüber. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, daß sie sich immer so zurückgehalten hatte.
    Der Krieger atmete tief und langsam ein. Offenbar hatten auch ihn diese Worte zutiefst berührt. »Danke, Faraday. Es kommt nicht oft vor, daß jemand so freundlich über meine Mutter redet.«
    Faraday lächelte, und ihr Gesicht erstrahlte. Axis’ Augen nahmen eine deutlich dunklere Schattierung an, als er die junge Adlige jetzt ansah.
    Embeth entging das nicht, und düstere Vorahnungen überkamen sie wie ein Frösteln. Bitte, Artor, flüsterte sie in Gedanken, laß es nicht dazu kommen … nicht dazu … Nicht zwischen Axis und Faraday, die doch an Bornheld gebunden war! Nicht jetzt, da der Ehevertrag bereits unterzeichnet und die Verlöbnisschwüre abgelegt waren! Nicht bei der Verbitterung zwischen den beiden Halbbrüdern. Wenn den Gefühlen, die sich da zwischen ihr und ihm entspannen, rechtzeitig Einhalt geboten würde, ließe sich vielleicht das Schlimmste verhindern. Embeth nahm sich dringend vor, mit dem Mädchen zu reden. Je eher, desto besser.
    Doch nach außen lächelte die Herrin von Tare und wechselte wie unschuldig das Thema, um den Augenkontakt zwischen den beiden zu beenden. »Ach, Axis, nur selten habe ich Gelegenheit, Euer Harfenspiel zu bewundern. Wollt Ihr uns nicht die Freude machen und für uns aufspielen? Timozel, du hast hoffentlich deine Laute dabei, oder?«
    Mehrere Seufzer ließen sich rund um das Lagerfeuer vernehmen, so als seien die meisten darüber erleichtert, das unangenehme Thema abgeschlossen zu wissen.
    »Aber nur wenn die Damen sich bereit erklären, uns mit ihren lieblichen Stimmen zu begleiten«, entgegnete der Jüngling charmant, während er in seinem Innern nicht wußte, was er von der Szene halten sollte, deren Zeuge er gerade geworden war.
    Von einem Mann,

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