Unter der Haut (German Edition)
Blick hinein, weil sie mich gebeten hatten, wegen der Läuse den Kammerjäger zu rufen. In jedem der kleinen Zimmer standen zwei eiserne Bettgestelle mit Matratzen, Decken und groben Laken. Die Betten füllten die Zimmer fast ganz aus. Die Kleider hingen an Haken an der Wand. Unser Koch richtete die Mahlzeiten für das Personal auf unserem Herd: In den meisten Haushalten mussten die Dienstboten auf einem Feuer hinten im Garten kochen.
Der Kochboy kochte – mehr nicht. Der Hausboy machte sauber und wusch die Wäsche. Den größten Teil des Tages saßen die Männer vor den Zimmern auf Kisten und redeten und rauchten mit Freunden aus den anderen Häusern. Die Stellen waren begehrt. Täglich kamen Männer an die Hintertür und bettelten um Arbeit. Ein ineffizienteres System lässt sich kaum vorstellen, aber immerhin ermöglichte es den Männern, die in der Stadt sein wollten, sich legal dort aufzuhalten, und sie hatten etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Wir kauften ihnen Maismehl und Gemüse und Bohnen und Erdnüsse. Zweimal in der Woche bekamen sie Fleisch. Das sogenannte Boysfleisch beim Metzger war Rindfleisch zum Kochen, Brustfleisch, Herz, Sehniges vom Bein. Sie nahmen sich, mit unserem Einverständnis, einen beträchtlichen Teil unserer Vorräte. Wir stellten ihnen täglich altes Brot, alten Kuchen, Nachtischreste und alle anderen Reste auf den Küchentisch. »Das könnt ihr haben, Indaba.« »Danke, Nkosikas.« Ich erinnere mich kaum noch an ihn, diesen Mann, der all meine Versuche, freundlich zu sein, an sich abgleiten ließ, weil er zweifellos fand, dass sie zu seicht waren, um darauf einzugehen.
Zu dem Gemüse, das ich für die »Boys« kaufte, zählten jetzt Süßkartoffeln, Kohl, Tomaten, Spinat, Möhren; noch zehn Jahre zuvor hatte meine Mutter vergeblich versucht, die Schwarzen im Interesse ihrer Gesundheit dazu zu bewegen, Gemüse aus unserem Garten zu essen.
Unsere Dienstboten trugen nicht mehr die zerschlissenen Sachen, die auf den Farmen noch üblich waren. Der Koch hatte gute Kakihosen, Hemd und Schuhe und sogar einen Pullover. Der Hausboy ebenfalls. Dem
piccanin
mussten wir Shorts, ein Hemd und einen Pullover kaufen, denn er kam in Lumpen bei uns an. Sein Name war »Matches«.
Und was aßen wir? Ja, wir ernährten uns immer noch nach dem wundersamen Speiseplan der Briten in Übersee. Jeden Morgen große Mengen Haferbrei, Eier, Speck, Obst, Toast, Marmelade. Ich hatte mir mittlerweile das Frühstück abgewöhnt und wurde ständig gewarnt, dass ich schon noch die Folgen zu spüren bekäme. Zu Mittag gab es heißes oder kaltes Bratenfleisch oder Shepherd’s Pie oder Nudeln und Kartoffeln und Gemüse und Salat auf englische Art, das heißt ohne Soße und ohne Kräuter. Nachspeise. Käse. Ich bereitete die Nachspeisen und die Kuchen zu, obwohl das dem Koch gar nicht passte. Er war stolz auf sein Können und sagte mir gern, dass ich zu viel Backpulver oder Vanille nähme, fand aber ebenso Spaß daran, sich neue Rezepte von mir beibringen zu lassen. Die Männer kamen zum Tee heim. Kuchen, Scones, Sandwiches, alles, was zu einem englischen Tee gehört. Wenn wir zum
sundowner
in den Club gingen, brachten wir hinterher oft sechs, sieben, acht Leute zum Essen mit. »Zum Abendessen sind wir sieben«, sagte ich dann zum Koch, der einfach entsprechend mehr von dem kochte, was ohnehin geplant war. »Ja, Missus.« »Ja, Nkosikas.«
Und was trug ich zum Haushalt bei? Das, was zu tun war, machte ich gut und mit Sachverstand. Morgens um sechs wurden wir mit einer Tasse Tee geweckt. Nach dem Baden und Anziehen frühstückten wir, um sieben. Danach legte der Koch die Bestellbücher vor. Ich rief in den Geschäften an oder schrieb eine Liste der Sachen, die gebraucht wurden, in die Hefte, die mit der gestrigen Bestellung zurückgekommen waren. Währenddessen stand der Koch wartend vor mir. »Wir brauchen Streichhölzer … Apfelsinen … Mehl … Zucker …« »Danke, das habe ich.« »Und das Boysfleisch war gestern nicht gut.« »Das sage ich ihnen.« Oft kam der Hausboy dazu, um daran zu erinnern, dass wir Politur, Seife oder Kerzen brauchten.
Danach hätte ich eigentlich, wie man es von mir erwartete, wieder zu den morgendlichen Teepartys gehen müssen. Aber ich wohnte ja nicht mehr in beengten Verhältnissen, ich hatte reichlich zu tun. Ich kümmerte mich um den Garten und nähte den ganzen Vormittag. Ich schneiderte alles, was John und das Baby trugen, Franks Hemden und Schlafanzüge, alle meine
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