Unter der Haut (German Edition)
gegenüber mit, teilen mit ihnen dieselben Empfindungen.
I of course replied,
Something here inside,
Cannot be denied.
Now laughing friends deride
Tears I cannot hide
I just smile and say
When a lovely flame dies
Smoke gets in my eyes.
»Es lässt sich nicht leugnen«, sagt Gottfried gedehnt, »dass zumindest die letzte Zeile stimmt.«
Kapitel Achtzehn
Als ich aus Kapstadt zurückkam, dachte ich: Nicht mehr lange, und ich bin weg … Doch eigentlich wussten wir schon, dass nichts schnell vonstattengehen würde. Ganz im Gegenteil. Ich befand mich in einer jener Lebensphasen, in denen alles festgefahren zu sein scheint. Man ist an einem toten Punkt angelangt, man versinkt in einem Sumpf, in Treibsand, man hat Blei an den Füßen. Es war keinesfalls das letzte Mal, dass mich äußere Umstände an etwas hinderten. Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als die Sache auszusitzen. Während des Krieges hatten wir gewitzelt: »Es war einmal ein hundertjähriger Krieg …« In der Zeit nach dem Krieg machte kaum noch einer Witze. Der Krieg mag vielleicht von selbst einen frischen Wind allgemeiner Hochstimmung aufkommen lassen, aber die Nachkriegszeit bringt nichts als tiefe Düsterkeit und Depressionen. Wie konnten diese grausigen Dinge überhaupt geschehen, fragen sich die Menschen insgeheim, und geraten in eine ähnliche Stimmung, wie sie jemanden befällt, der nach einer lang andauernden, schrecklichen persönlichen Erfahrung einfach nur noch schlafen will. Wenn ich sagte: Ach, es waren doch bloß dreieinhalb Jahre, was ist das schon? – wäre das unehrlich. Wir wussten nicht, dass es dreieinhalb Jahre sein würden. Was wir wussten, war, dass alle für Pässe, Visa, Einbürgerungen, Repatriierungen zuständigen Ämter hoffnungslos überlastet waren. Als Anwalt kannte Gottfried Leute an den entsprechenden Stellen, die ihm sagten, wie die Dinge vorangingen – nämlich langsam. Außerdem war Howe-Ely, wie alle anderen Anwaltskanzleien auch, mit ehemaligen Flüchtlingen beschäftigt, die britische Staatsbürger werden wollten oder herauszufinden versuchten, was mit ihren Familien passiert war. Erst durch diese Nachforschungen wurden die Nachrichten über das, was sich in den deutschen Konzentrationslagern abgespielt hatte, real. Zuerst war es schwer zu glauben, was passiert war, das Geschehene zu begreifen. Wenn wir heute hören, dass wieder einmal ein Diktator dabei ist, Tausende, Hunderttausende oder Millionen von Menschen zu ermorden, ist das alles schon nichts Neues mehr. Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot, Khomeini, Saddam Hussein – sie scheinen kein Ende zu nehmen. Ossip Mandelstam hat es stellvertretend für uns alle gesagt:
Meine Zeit, mein Tier, gibts einen
Der ins Aug dir blicken kann?
…
Sinnlos lächelnd schaust du, leidend
Schwach und grausam du, zurück
wie ein Tier, das einst geschmeidig,
Auf die eignen Spuren blickt …
In den Jahren, in denen ich für Mr. Lamb arbeitete, verdiente ich ziemlich gut. Die Arbeit machte mir Spaß – Politik durch die Hintertür. Niemand, der wie ich mit den BBC -Nachrichten als Höhepunkt des Tages und den ewigen Gesprächen über die Politik der Regierung auf allen Veranden aufgewachsen ist, kann sich je ganz von der Politik lösen. Jetzt kann ich mir zwar sagen: Nehmen wir einmal an, du hättest nie im Leben eine Zeitung gelesen oder Nachrichten gehört, nie das Geringste mit Politik zu tun gehabt, was hätte das für dich oder die Welt für einen Unterschied gemacht? Doch es hilft nichts, ich finde Politik immer wieder faszinierend. Außerdem war Mr. Lamb ein alter Mann, der mit Vorliebe immer wieder dieselben Geschichten aus seiner Vergangenheit erzählte, als er zu den jungen Männern Südafrikas gehört hatte, die entschlossen gewesen waren, es zu etwas zu bringen. Die Persönlichkeiten … die Gegensätzlichkeiten und die Farbigen … die Intrigen, die Kämpfe zwischen Unternehmern und Arbeitern – es waren dieselben Geschichten, die ich schon von Jack Allen und Mrs. Maasdorp kannte, nur aus einer anderen politischen Perspektive. »Was für ein alter Reaktionär«, schimpften sie, wenn ich ihnen erzählte, was ich nachmittags beim Tippen zu hören bekommen hatte. »Lauter kapitalistische Lügen.« Und Mr. Lamb sagte: »Meine Liebe, man darf nie vergessen, was schon Terenz gesagt hat: ›So viele Menschen, so viele Meinungen …‹, würden Sie jetzt dann bitte den Zeilenabstand für das nächste Stück auf einzeilig einstellen, es
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