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Unter der Haut (German Edition)

Unter der Haut (German Edition)

Titel: Unter der Haut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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wir diesen frechen Negern so viel Geld in den Rachen stopften. Sie wollten das aber nicht. Sie sagten uns ins Gesicht und hinter unserem Rücken, dass man von Leuten, die die Versammlung in der Schwarzensiedlung organisiert hätten, auch nichts anderes erwarten könne. Wir waren alle erstaunt und empört darüber, dass diese Versammlung in der Schwarzensiedlung als Symbol all dessen, was gefährlich, aufwieglerisch und revolutionär war, so lange fortlebte. Es hatte keinen Sinn, diesen verängstigten Leuten zu sagen: »Aber ich war selbst auf dieser Versammlung, und es ist nicht einmal die Rede von Revolution gewesen. Es ist überhaupt nichts gesagt worden, das man nicht auch sonst überall täglich von den Schwarzen hören kann, wenn man denn mit ihnen spricht.« Sie redeten wirklich nie mit den Schwarzen, nur als Dienstherren zu Dienstboten.
    Heute lässt sich leicht sagen, dass ein solches Ausmaß an weißer Dummheit den Umsturz unvermeidlich machte, aber uns, die wir eine so verschwindend kleine Minderheit waren, kam die »weiße Vorherrschaft« unüberwindbar vor. Früher, bis vor nicht allzu langer Zeit, hatten der Überschwang, die Begeisterung, die Vitalität, deren Kraft von der Unwahrscheinlichkeit genährt wird, uns bei Laune gehalten. So lachten wir etwa über Charles Olley oder über einen Abschnitt aus dem
Herald
, den wir herumreichten und der mit den Worten begann: »Viele Leute begreifen nicht, dass der Magen der Eingeborenen europäische Kost nicht verträgt. Frisches Gemüse führt nur zu Magenverstimmungen, die …« Tatsache war, dass unsere Stimmung an einem Tiefpunkt angelangt war. Bloß raus, weit weg von dieser ganzen Dummheit, bloß weg –
weg
 …
    Möglicherweise schlug die Aufregung über die Erfindung des Penizillins deshalb solche Wellen, weil unsere Stimmung so gedrückt war und weil alle Welt nach so viel Entsetzen einfach nach guten Nachrichten lechzte. Von allen meinen Erinnerungen aus dieser Zeit ist diese eine der deutlichsten, denn es kam mir vor, als hätte sich jede zweite Radiosendung mit dem bevorstehenden Ende der Malaria, aller von Insekten übertragenen Krankheiten und der Syphilis befasst. Wir organisierten sogar einen öffentlichen Vortragsabend, an dem triumphierende Ärzte vor einem Publikum sprachen, das uns an die Zeiten erinnerte, als wir es für selbstverständlich hielten, dass jedes von uns organisierte Treffen hervorragend besucht war.
    So erlebte ich persönlich den Anbruch der neuen Zeiten: Es war ein kalter, trockener Wintertag im Juni oder Juli 1947 . Eines Morgens waren Peters Gesicht und Arme und bald darauf auch seine Beine und der ganze Rumpf rot gefleckt und mit wässrigen Pusteln übersät. Er war acht Monate alt und noch nie krank gewesen. Der Arzt kam, eine Urlaubsvertretung, eben examiniert. Er sagte: »Und jetzt werden wir ein Wunder erleben.« In einer ganz gewöhnlichen Flasche hatte er eine Penizillinlösung, mit der er das Baby am ganzen Körper einrieb. »Ich komme in ein paar Stunden wieder, um nachzuschauen. Ich sage Ihnen, so etwas wie dieses Zeug habe ich noch nicht gesehen.« Das Kind quengelte und jammerte, denn die Pusteln müssen es entsetzlich gequält haben. Dann … ereignete sich in der Tat ein Wunder, denn die Pusteln hörten auf zu nässen. Dann waren sie trocken. Der Arzt kam wieder, hatte schon, als er schwungvoll die Treppen heraufkam, nur Augen für das Baby und lachte triumphierend, als er es sah, nahm es auf den Arm und tanzte auf der Veranda mit ihm herum. »Wissen Sie, was das bedeutet? Wissen Sie, was wir hier sehen? Das bedeutet das Ende der Krankheiten. Malaria – damit ist es vorbei. Gelbfieber … Bilharziose … Cholera … Geschlechtskrankheiten … Tbc … die können uns von nun an alle nichts mehr anhaben. Können Sie das glauben? Manchmal glaube ich es selber nicht. Aber es ist so.« Er rieb das Kind ein zweites Mal am ganzen Körper ein. »Habe ich nicht gesagt, dass es ein Wunder ist? Sie werden sich damit abfinden müssen, dass ich noch mal wiederkomme.« Bis zum Abend hatte Peter nur noch trockene Verkrustungen auf der leicht geröteten Haut. Der Doktor kam herbeigeeilt und konnte vor Begeisterung kaum an sich halten. »Ich wende es auch im afrikanischen Krankenhaus an. Sie sagen, es ist Zauberei. Ich stimme ihnen zu.« Am nächsten Morgen waren die Krusten abgefallen, die Haut war wieder rosig und rein. Er war in weniger als vierundzwanzig Stunden geheilt.
    Gottfried, der immer noch zwei

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