Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
Vom Netzwerk:
schmunzelte. »Du.«
    » W-Was? «
    »Ein Schutzengel ist an die Wünsche seines Schützlings gebunden. Wenn du mich rufst, muss ich zu dir kommen. So gesehen bist du es, die meine Grenzen bestimmt.«
    »Warte, ich … Moment …«, japste ich.
    »Ich dachte, du wusstest das«, sagte er verwundert.
    » Jetzt weiß ich es«, erwiderte ich.
    Seine Stimme klang verwirrt. »Ist das ein Problem?«
    »Ein …? Was? Nein.« Ich wedelte hastig mit meiner Hand durch die Luft.
    Ich bestimme also die Grenzen des mächtigsten Wesens, das ich jemals getroffen habe. Kein Problem.
    Er muss meine Wünsche erfüllen?
    »Ich gewöhne mich schon daran«, murmelte ich.
    Seine Mundwinkel zuckten charmant. »Da bin ich sicher.«
    »Du hast also nichts mit meinen Träumen zu tun?«
    »Warum wundert dich das?«
    »Ich hatte diesen Traum … ich bin durch einen Garten gelaufen, und immer wieder auf Engel aus Stein gestoßen. Dadurch bin ich überhaupt erst auf die Idee gekommen, wer du wirklich sein könntest.« Ich zögerte. »Ich dachte, du hättest mir vielleicht diesen Traum geschickt. Als Hinweis.«
    Er schüttelte den Kopf. »Genau aus diesem Grund sind Träume für uns tabu. Wir dürfen das ›Erkennen‹ nicht fördern. Wenn es passiert, passiert es, aber wir dürfen es nicht auslösen.« Er überlegte. »Ich glaube, dein Herz hat gespürt, wer ich bin. Du hast es geahnt. Es war wohl dein Unbewusstes, das deinem Verstand einen Wink gegeben hat.«
    »Sehr dezent«, murmelte ich.
    Er schmunzelte. »Hat aber funktioniert.«
    »Da war noch etwas anderes in dem Traum. Etwas Großes, Dunkles … etwas Beängstigendes.«
    »Die Höllenwesen?«, fragte er behutsam.
    »Ich weiß nicht … nein, ich glaube, es war etwas Schlimmeres.«
    Nathaniel runzelte die Stirn. Seine Stimme nahm plötzlich einen seltsamen Ton an. »Woran kannst du dich erinnern?«
    »Hauptsächlich an das Gefühl von Angst. Ich habe eine Tür geöffnet und dahinter stand dieses Ding. Groß und schwarz, mit roten Augen … ich bin so erschrocken, dass ich aufgewacht bin.«
    Er schwieg.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich leise.
    »Hattest du früher schon einen ähnlichen Traum?«
    »Oh ja.« Ich nickte düster. »Allerdings sind keine Engel darin vorgekommen. Und so deutlich habe ich dieses dunkle Wesen auch noch nie gesehen. Aber ich hatte viele schreckliche Albträume in den letzten Monaten. Es war grauenhaft.« Ein Schauer lief über meinen Körper.
    Nathaniels Augen flammten auf und sein Schimmer verstärkte sich.
    »Was ist los?«, flüsterte ich und blickte mich alarmiert um. »Sind sie etwa hier?«
    Goldene Flammen tanzten in seinen Augen. »Nein«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Ich habe das Bedürfnis, dich vor allem beschützen, das dir Angst macht. Es fällt mir schwer, diesen Instinkt zu kontrollieren.« Er schloss die Augen und das Schimmern seiner Haut wurde wieder schwächer. Als er die Augen wieder aufschlug, glühten nur noch goldene Funken darin.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, flüsterte er.
    »Das hast du nicht«, sagte ich schnell. Mein Herz schlug schneller, aber es war nicht vor Angst.
    »Normalerweise löst nur die Anwesenheit von Höllenwesen so eine Reaktion bei mir aus«, murmelte er.
    »Aber es war doch nur ein Traum … oder nicht?«
    »Weißt du, was einer der Unterschiede zwischen Höllenwesen und Engeln ist? Etwas, das den Höllenwesen einen gefährlichen Vorteil verschafft?« Seine Stimme klang dunkel. »Höllenwesen kennen kein Traumtabu.«
    Meine Augen weiteten sich. »Du meinst … in meinen Albträumen, das waren sie?«
    »Gut möglich.« Seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Sie säen Verzweiflung und Angst, und in euren Träumen gibt es keine Grenzen für sie.«
    »Das würde die monatelangen Albträume erklären«, murmelte ich.
    Nathaniels Körper verspannte sich und seine Haut begann erneut zu knistern.
    »Es sind nur Träume«, sagte ich schnell. »Sie können mir nicht wehtun …«
    »Es macht mich verrückt, dich nicht beschützen zu können«, stieß er hervor.
    »Du beschützt mich doch«, sagte ich leise. »Vor realen Gefahren. Das ist viel wichtiger.«
    Wilde Flammen tanzten in seinen Augen. Ich fühlte, wie heftig mein Herz schlug.
    »Aber … warum lassen mich die Höllenwesen von steinernen Engeln träumen?«, murmelte ich. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Nein«, sagte Nathaniel düster. »Es ergibt keinen Sinn.«
    »Vielleicht sollte ich mich bei ihnen bedanken«, sagte ich nachdenklich.

Weitere Kostenlose Bücher