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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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Terror befreit war, wozu auch er einen winzig kleinen Teil beigetragen hatte. Aber er spürte, dass die Menschen, die hier lebten, nicht davon befreit waren. Wie auch, wenn sie zwölf Jahre lang nichts anderes erlebt hatten? Sollten sie das alles, und damit auch sich selbst, in Frage stellen? In gewisser Weise konnte Koch das verstehen, aber dass es so wenig Bereitschaft zur Auseinandersetzung gab, das erschreckte und das verbitterte ihn. Allein der Gedanke an die Kollegen in der Polizeidirektion bereitete ihm Unbehagen. Immerhin schien es Ausnahmen zu geben. Reuber zum Beispiel, aber er kannte ihn nicht, wusste zu wenig von ihm.
    Aber jetzt war er hier und so schnell würde er nicht aufgeben, auch wenn ihm schon mehr als einmal der Sinn danach gestanden hatte, sich in den Zug nach Frankreich zu setzen. Ohne Rückfahrschein, wie damals.
    Einen der Abende hatte er mit Georg Bresson, seinem Nachbarn, verbracht, der ihn wieder an seinem scheinbar unerschöpflichen Strom an Alkohol teilhaben ließ und ihm sogar einen echten Kaffee serviert hatte. Geredet hatten sie kaum etwas.
    Bevor Koch am Mittwochmorgen in sein Büro in der Polizeidirektion ging, wollte er im Krankenhaus endlich Franz Hartmann vernehmen. Fünf Tage waren seit dem Überfall und dem Tod des Wachmanns vergangen und er war keinen Schritt weitergekommen. Die beiden flüchtigen Täter schienen sich in Luft aufgelöst zu haben, die Kollegen des toten Wachmanns hatten nichts gesehen und außer einem winzigen Kleiderfetzen am Stacheldraht auf der Mauer, über die die Männer geflüchtet waren, und ein paar Blutflecken eben dort, waren keine Spuren in der Nähe des Tatortes gefunden worden. Möglicherweise hatte sich der Mann, der an dem Stacheldraht hängen geblieben war, dabei auch verletzt. Koch blieb nur noch der im Krankenhaus liegende Hartmann. Er hoffte, dass er jetzt vernehmungsfähig war.
    Es war wieder klirrend kalt, eine dünne Schneeschicht bedeckte die Straßen, Häuser und die wenigen Bäume. Der Wind fuhr ihm schneidend kalt in die Kleidung. Koch beschleunigte seine Schritte. Er war völlig durchgefroren, als er das Foyer des St.-Vinzenz-Krankenhauses in der Oberstadt betrat. Sogleich wandten sich die Augen mehrerer Leute, die um einen Kohleofen standen, zu ihm herüber. Neben dem Ofen befand sich eine Art Tresen, hinter dem eine ältere Frau mit Brille stand, die dem Eintretenden hektische Anweisungen gab, die Tür zu schließen. Sowie er der Aufforderung nachgekommen war, verloren die Leute um den Kohleofen das Interesse an ihm und sprachen weiter.
    Koch ging zu der Frau an dem Tresen und fragte sie nach Franz Hartmann. Misstrauisch blickte sie ihn an. Er kramte seinen Polizeiausweis aus der Manteltasche und hielt ihn ihr entgegen. Die Frau schrak leicht zusammen.
    „Können Sie mir jetzt sagen, wo ich Herrn Hartmann finde? Franz Hartmann.“
    Das sagte Koch so kühl und schneidend, dass sie nochmals zusammenzuckte und ihm Stockwerk und Zimmernummer nannte. „Da hinten ist der Aufgang. Sprechen Sie aber zuerst mit dem Arzt.“ Sie hatte das so leise gesagt, dass Koch den zweiten Teil schon nicht mehr hörte.
    Beim Treppensteigen machte sich sein Oberschenkel wieder bemerkbar. Er verlangsamte seine Schritte.
    Hartmanns Zimmer hatte er schnell gefunden. Ohne anzuklopfen, trat er ein und sah sich um. Zwei Pritschen und ein Metallbett standen in dem Raum. Nur dieses war belegt. Auf dem kleinen Beistelltisch daneben stand ein Wasserglas. Die Wände waren mal vor langer Zeit gelb gestrichen worden. An manchen Stellen schimmerte die alte Farbe noch durch. Zwei Stühle befanden sich an der den Betten gegenüberliegenden Wand.
    „Hartmann?“, fragte Koch streng.
    Der Mann in dem Metallbett hob seinen Kopf ein klein wenig, stöhnte dabei leise, sah zu Koch herüber und sank gleich wieder zurück. Der Kommissar hatte es dennoch registriert. Er nahm einen der Stühle, stellte ihn neben das Bett und nahm Platz.
    „Herr Hartmann“, sagte er. „Ich habe ein paar Fragen.“
    Ein schmerzverzerrtes Stöhnen war die Antwort. Koch ließ sich davon nicht beeindrucken.
    „Sie sind bei dem Überfall auf das Warendepot in Bodenheim verletzt und festgenommen worden. Sie wissen, dass einer der Wachmänner dabei ums Leben kam?“
    Wieder bekam er nur ein Stöhnen zur Antwort.
    „Zwei Männer waren zusammen mit Ihnen an dem Überfall beteiligt. Wer war das?“
    „Kein Überfall … ich nicht …“, stammelte der Mann.
    „Brunner. Helmut Brunner. Sagt Ihnen der

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