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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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draußen. In der Neustadt waren die Menschen emsig damit beschäftigt, den Schutt wegzuräumen. Vor einem Haus trugen zwei Sanitäter ein Kind in einen Lieferwagen.
    Er würde im Fall des toten Peter Gerber gerne glauben, dass ein Einbrecher oder ein DP, der überrascht worden war, der Täter war. Das kam in diesen Monaten nur zu häufig vor. Niemand würde ihm einen Strick daraus drehen, wenn er den Fall zu den Akten legte. Aber der Umstand, dass die Leiche vom Tatort weggeschleift worden war, machte ihn misstrauisch und forderte seinen kriminalistischen Ehrgeiz heraus. Während die Straßenbahn weiter in Richtung Hauptbahnhof fuhr, fiel Koch auf, dass er gestern, beim Rundgang durch den Gerberschen Besitz, keine größeren Vorräte entdeckt hatte. Gab es tatsächlich, wie die Weinhold ausgesagt hatte, einen oder mehrere geheime Räume. Wäre das dem Bauern zu verdenken? Es war bekannt und bei Razzien schon oft ans Licht gekommen, dass viele Bauern viel weniger abgaben als sie mussten. Und Einbrüche waren an der Tagesordnung. Trotzdem, vielleicht sollte er an dieser Stelle weiter nachhaken.
    In der Polizeidirektion angekommen, ging er als Erstes zu Arnheim.
    „Guten Tag, Herr Koch“, begrüßte der den Kommissar gut gelaunt.
    „Sie sind wohl in den Regen gekommen“, sagte er mit einem kurzen Blick auf Kochs noch feuchte Kleidung. „Wollen Sie einen Kaffee?“
    Koch musste seinen Chef sehr erstaunt angesehen haben. „Manchmal haben auch wir Polizisten Glück. Also, ja oder ja?“
    „Gerne“, beeilte sich Koch zu sagen. Einen Kaffee, und er hoffte, dass es sich um echten Bohnenkaffee handelte, würde er nicht ausschlagen.
    Arnheim bestellte bei seiner Sekretärin zwei Tassen und setzte sich wieder zu seinem Kommissar. Ihm folgte auf den Fuß eine Frau, die zwei Tassen mit Untersetzern auf den Schreibtisch stellte, über denen sich in dem nur mäßig geheizten Raum gleich zwei Dampfwolken bildeten.
    Koch zog den Duft tief in seine Nase ein.
    „Zucker?“
    Der Kommissar nickte. Arnheim schob ihm eine kleine Porzellandose über den Tisch zu.
    „Was kann ich für Sie tun? Gibt es etwas Neues?“, fragte Arnheim, nachdem sie beide einen ersten Schluck getrunken hatten.
    Koch fasste für seinen Chef kurz die Ergebnisse seiner Befragungen zusammen.
    „Wie üblich? Wahrscheinlich irgendein durchreisender Soldat oder DP, wird überrascht, bekommt Panik und sticht zu. Vielleicht ist auch der Bauernsohn etwas rabiat geworden. Kann man ja verstehen, wenn immer wieder jemand versucht, was zu klauen. Und dann … ein Wort gibt das andere, ein Schlag, ein Messer, keiner hat’s gewollt und passiert ist es doch“, kommentierte Arnheim, als der Kommissar seine Ausführungen beendet hatte.
    „Denke ich auch, aber …“, sagte Koch.
    „Ich würde die Sache erst einmal auf sich beruhen lassen.“
    „Das würde ich nicht.“
    Ein überraschter Blick traf den Kommissar. Einen Moment lang herrschte Stille in dem Zimmer.
    „Warum würden Sie das nicht auf sich beruhen lassen?“
    „Der Tote ist vom Tatort weggeschleift worden. Warum? Wer hat ein Interesse daran, dass der Tote an einem anderen Ort als dem, an dem er umgebracht wurde, liegt? Oder gefunden wird? Und darum möchte ich Sie bitten, dass Sie beim Staatsanwalt um die Erlaubnis einer Durchsuchung des Grundstücks von Gerber nachfragen.“
    Arnheim nahm seine Tasse und trank auffällig langsam, in kleinen Schlucken, als wolle er sich einen Moment Bedenkzeit verschaffen.
    „Abgesehen davon, dass es keinen Beweis für Ihre These gibt, dass der Tote weggeschleift worden ist, sondern dass dies lediglich eine Vermutung von Ihnen ist, sagt der Vater, ich wiederhole, der Vater des toten Jungen, doch aus, dass er seinen Sohn genau an dieser Stelle gefunden hat. Das hieße ja, dass er … irgendetwas mit dem Tod seines Sohnes zu tun hat. Wollen Sie ihm das unterstellen?“
    „Ich will nichts unterstellen.“ Koch zwang sich zur Ruhe. „Möglicherweise hat jemand anderes vor dem Vater den Toten gefunden und hat ihn, warum auch immer, weggeschleift. Oder der Mörder selbst, welches Interesse der damit auch immer verband. Was ich sagen will, ist: Ich sehe Widersprüche. Dinge, die nicht so richtig zueinander passen. Und da möchte ich gerne wissen, wie sie zueinander passen. Das ist meine Aufgabe als Polizist.“
    Arnheim hatte beim Zuhören an den Enden seines Schnurrbartes gespielt. Es fiel ihm schwer, seine Verärgerung im Zaum zu halten.
    „Wo haben Sie das gelernt,

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