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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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Hause, wo ihn der Geruch von gebratener Leber mit Zwiebeln und die Nachricht von seiner Begnadigung erwarteten.
    Seine Dankbarkeit kannte keine Grenzen.
    „Vielen herzlichen Dank, Mr. Secombe“, sagte er und strahlte wie ein Leuchtturm. Er schüttelte mir mehrmals die Hand.
    „Wissen Sie was?“ fuhr er fort. „Ich habe gehört, daß Sie Fahrstunden im Wagen des Pfarrers bekommen. Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen auch ein paar in meinem Wagen gebe?“
    Ich spürte, wie sich die Haare in meinem Nacken aufstellten.
    „Das ist sehr nett von Ihnen, Bertie“, sagte ich. „Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, muß ich das Angebot leider ablehnen. Ich habe Stunden bei Mervyn von der Werkstatt, wie Sie wissen, und ich glaube nicht, daß er sehr erfreut wäre, wenn jemand anderes mir auch Unterricht geben würde.“
    „Wie wäre es mit einem Fahrrad? Sie haben keinen fahrbaren Untersatz. Ein Fahrrad wäre sehr nützlich, nicht wahr?“
    „Das wäre es wirklich“, erwiderte ich, „aber ich habe noch nie auf einem gesessen.“
    „Ach, das ist so leicht wie vom Pferd fallen, wenn Sie verstehen, was ich meine“, sagte Bertie enthusiastisch. „Der Punkt ist, daß ich ein Fahrrad habe, das ich jetzt, wo ich den Wagen habe, nicht mehr benutze. Das könnten Sie sich langfristig ausborgen.“
    Am nächsten Abend übte ich, mit dem Fahrrad in der Mount Pleasant View auf und ab zu fahren. Nachdem ich zweimal gestürzt und einmal mit einem Laternenmast zusammengestoßen war, hatte ich ein beträchtliches Publikum in den Hauseingängen angezogen.
    „Warum fahren Sie nicht lieber auf dem Freizeitgelände?“ schlug Llew Williams aus Nummer zehn vor. Er kam zu mir, als ich gerade am Laternenmast klebte. „Da ist es nicht so gefährlich für Sie, wenn Sie umfallen — und es gibt auch keine Laternenmasten dort.“ Er sah sich nach den grinsenden Gesichtern in der Straße um. „Und übrigens auch keine Zuschauer“, fügte er in vertraulichem Ton hinzu.
    Das Freizeitgelände war ein Stück Brachland ein paar Straßen weit entfernt, unten im Tal. Es wurde am Tage von kleinen Jungen und bei Nacht von Liebespaaren frequentiert.
    Ich schob Berties Fahrrad die Straße hinab und fand das Freizeitgelände verlassen. Es kostete mich mehrere Prellungen und ein aufgeschürftes Schienbein, aber ich lernte die Kunst des Fahrradfahrens, nachdem ich eine Stunde lang um das Gelände gekurvt war.
    Als die Dunkelheit und mit ihr das erste Liebespaar nahte, wagte ich es, durch drei Straßen zu fahren, ohne vom Rad zu fallen.
    Am Ende der Inkerman Street begegnete ich Schlußspieler Jones.
    „Sie sitzen auf diesem Fahrrad wie eine alte Frau“, sagte er und grinste dazu selbst wie eine zahnlose Vettel.
    „Ich habe noch nie auf einem Fahrrad gesessen“, erwiderte ich zornentbrannt.
    „Das sehe ich“, sagte er. „Was Sie brauchen, ist Übung — draußen auf den Landstraßen.“
    Die sollte ich schneller bekommen, als ich erwartete.

9
     
     
    „Wie ich höre, haben Sie von Bertie Owen ein Fahrrad erhalten“, sagte der Pfarrer, hielt inne und fuhr knurrend fort: „— für erwiesene Gefälligkeiten. Ich wünschte, Sie würden es mich wissen lassen, wenn Sie anderen Leuten zuliebe offiziell bei der Polizei vorstellig werden.“
    Mir sträubten sich die Nackenhaare, und ich hatte solche Schwierigkeiten, mich zu beherrschen, daß es geradezu schmerzte.
    „Offen gesagt, Herr Pfarrer, bin ich gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß die Angelegenheit für Sie von Interesse sein könnte. Und was die Gefälligkeit angeht, so hatte ich keinerlei Hintergedanken dabei, Bertie zu helfen. Ich wußte nicht einmal, daß er ein Fahrrad hat.“
    „Nun steigen Sie nicht gleich auf die Palme, Secombe.“ Er war verblüfft über meine Reaktion. „Dies ist meine Gemeinde, und ich möchte wissen, was hier vorgeht. Also lassen Sie es mich von jetzt an bitte wissen, wenn sich etwas Derartiges ereignet.“
    „Ich werde peinlichst dafür Sorge tragen, daß Sie von nun an immer auf dem laufenden sind.“
    Die Schärfe in meinem Ton reizte ihn.
    „Werden Sie nicht sarkastisch, junger Mann“, knurrte er. „Wie auch immer, wenn Sie genauso lange brauchen, um Fahrradfahren zu lernen wie Autofahren, dann wird es wohl noch eine Weile dauern, bis Sie es benutzen können.“
    „Keineswegs, Herr Pfarrer“, sagte ich. „Ich habe es bereits gelernt.“
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    „In diesem Fall können Sie mir einen Weg abnehmen. Der Dekan des Sprengels

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