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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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nachdenken“, sagte er.
    Am Sonntag fragte ich beim Essen Mrs. Richards, ob sie vielleicht eine geeignete Wirtin für meinen glücklosen Kollegen wüßte.
    „Wie? Er ist gerade erst angekommen und will schon wieder umziehen?“ entgegnete meine Wirtin streng.
    „Sie müssen zugeben, Mrs. Richards, daß seine gegenwärtige Wirtin nicht gerade dazu geeignet ist, einen jungen Mann zu bemuttern, dem es an Selbstvertrauen mangelt.“
    „ Der ein Schussel ist, meinen Sie.“
    „Also schön, der ein Schussel ist.“ Mit jedem Tag erweiterte sie mein Vokabular.
    „Ich schätze, Sie haben recht“, gab sie zu und schwieg dann nachdenklich. „Moelwyn, der Obsthändler, hat zwei Zimmer übrig. Sie hatten immer Leute bei sich, die aus London evaporiert worden waren. Myfanwy, seine Frau, ist sehr reinlich und genau, aber durchaus heimelig. Da ist nur ein Haar in der Suppe...“
    „Und zwar?“
    „Nun, Myfanwy ist eine Freikirchlerin, eine Baptistin. Moelwyn gehört natürlich zur Kirche.“
    „Ich wußte gar nicht, daß er Gemeindeglied ist.“
    „O doch. Er spendet für alle kirchlichen Angelegenheiten und kommt zu den großen Festen wie Weihnachten und Ostern in den Gottesdienst. Sein Vater war ein sehr regelmäßiger Kirchgänger — jeden Sonntag.“
    „Vielleicht schaue ich nach der Sonntagsschule mal dort vorbei“, sagte ich.
     
    Die Sonntagsschule war immer wieder eine äußerst unterhaltsame Veranstaltung. Matthew Morris und sein Bruder Ben nahmen immer noch jeden Sonntag teil — ungewaschen und stinkend. Matthews Zweikämpfe mit Hauptmann Eynons Sohn David waren immer der Höhepunkt des Tages für mich — bis zu jenem Nachmittag.
    Stets waren die beiden Brüder als erste an der Wellblechkirche und warteten darauf, daß die Türen sich öffneten, als wäre es ein Kino. Wie üblich, waren sie auch an diesem Tag bereits da, als ich kam. Matthew war nicht so munter wie sonst, und Ben war weinerlich.
    Als sich die Bänke zu füllen begannen, stolzierte der junge Eynon mit einem selbstzufriedenen Lächeln herein. Tommy Harris setzte sich neben seinen besten Freund Matthew.
    Wir sangen das erste Lied, und ich sprach ein Gebet. Dann teilte sich die Sonntagsschule in ihre Klassen auf.
    Kaum setzte ich mich hin, um die Anwesenheitsliste für meine Klasse durchzugehen, bemerkte ich, daß etwas nicht stimmte.
    David Eynon konnte kaum an sich halten, so sehr wartete er darauf, irgendeine Neuigkeit weiterzugeben. Als ich alle Namen aufgerufen hatte, platzte er mit seiner Information heraus.
    „Bitte, Sir, Matthew Morris’ Vater ist ein Deserteur, und die Rotmützen haben in seinem Haus nach ihm gesucht.“
    Matthew stürzte sich auf Eynon und packte ihn an der Kehle. Ich mußte rasch eingreifen, um zu verhindern, daß er ihn erwürgte.
    „David Eynon“, sagte ich, nachdem ich die beiden auseinandergebracht hatte, „wenn du noch einmal in die Sonntagsschule kommst und hier eine solche Geschichte erzählst, dann werde ich dich auffordern müssen zu gehen.“
    Während der nächsten zwanzig Minuten, als ich von der heiligen Katharina von Alexandria und ihrem Martyrium auf einem Rad aus Messern erzählte, hatte ich die volle Aufmerksamkeit der blutrünstigen Jungen, mit Ausnahme von Matthew, der die ganze Zeit über ein finsteres Gesicht machte.
    Nach dem Ende des Unterrichts kam die Sonntagsschule zu meiner wöchentlichen Ansprache zusammen. Matthew und sein kleiner Bruder setzten sich dicht zusammen, wie um einander Trost zu geben.
    Ich hatte mir für meine Ansprache die Geschichte von Androkles und dem Löwen ausgesucht. Die Geschichte kam bei meinem sehr aufmerksamen Publikum gut an.
    Plötzlich stand Matthew auf und zog Ben mit sich, wobei er die anderen Jungen beiseite schob, als er zum Mittelgang hin drängte.
    „Wo willst du hin, Matthew?“ fragte ich.
    „Kann ich ihn zur Toilette bringen?“ fragte er.
    „Ja, natürlich“, sagte ich, „du weißt ja, wo sie ist. Durch die Tür da hinten.“
    Er verursachte ein Maximum an Ablenkung, als er seinen Bruder mit sich zur Toilette zerrte, und knallte die Tür hinter sich zu, als er hineinging.
    Als alle sich wieder beruhigt hatten, bemühte ich mich, die Aufmerksamkeit wieder einzufangen, die ich vor Matthews Störung gewonnen hatte. Durch intensives Gebärdenspiel konnte ich von neuem das Interesse meines Publikums wecken. Ich kam richtig in Fahrt. Es herrschte eine erwartungsvolle Stille, als ich zu dem Teil der Geschichte kam, wo der Löwe sich anschickt,

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