Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
wurde ein zukunftsweisendes Antriebsaggregat, das für die Sea Arrow entwickelt wurde, während des Transports vom Forschungslabor der Navy in Chesapeake, Maryland, gestohlen.«
»Ist deshalb vor kurzem ein Warnhinweis von der Homeland Security in Umlauf gesetzt worden?«, fragte Gunn.
»Das trifft zu«, sagte Meyers. »Unsere Behörde arbeitet rund um die Uhr und überwacht jeden Flughafen, jeden Schiffshafen und jede Autobahnraststätte im Land. Ich will gar nicht erst damit anfangen aufzuzählen, wer alles auf diesen Fall angesetzt wurde.«
»Und noch immer keine Spuren?«, fragte Sandecker.
»Sogar zahlreiche, die sich aber als falsch oder als Sackgassen erwiesen haben. Das Beste, was wir haben, ist die Beschreibung eines Latino, der einen schrottreifen Toyota gekauft hat, der später an dem Diebstahl beteiligt war. Ansonsten suchen wir noch immer nach Hinweisen.«
»Meinen Sie, der Motor befindet sich nach wie vor im Land?«, fragte Gunn.
»Wir denken schon«, sagte Meyers, aber ihre Unsicherheit war nicht zu überhören.
»Zum Teil deswegen sind Sie hier, Rudi«, sagte Sandecker. »Das FBI zapft alle möglichen Quellen an und wünscht sich, dass auch die NUMA -Flotte hilft. Da Ihre Schiffe recht häufig an abgelegenen Orten stationiert sind, möchte es über alle ungewöhnlichen Erscheinungen und Vorkommnisse im Bereich der Binnenschifffahrt informiert werden.«
»Dieselbe Bitte haben wir auch gegenüber der Navy, der Coast Guard und den Behörden einiger wichtiger Häfen geäußert«, fügte Meyers hinzu.
»Natürlich«, sagte Gunn. »Ich gebe das gleich weiter.«
Sandecker wandte sich an Fowler. »Dan, haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?«
»Nein, Sir. Nur dass wir zweifelsfrei ermitteln konnten, dass Ann kurz vor dem Diebstahl verschwunden ist. Wir – sowie das FBI – haben den Verdacht, dass sie entweder getötet oder von derselben Organisation der Gegenseite entführt wurde.«
»Ann Bennett?«, fragte Gunn. »Wurde sie entführt?«
»Ja, und wir befürchten das Schlimmste«, sagte Meyers. »Sie wird jetzt seit fünf Tagen vermisst.«
Gunn fiel fast vom Stuhl. In diesem Augenblick löste die verstümmelte E-Mail, die Yaeger ihm gezeigt hatte, ein Klicken in seinem Kopf aus. »Ann lebt«, sagte er, »und ich weiß, wo sie ist. Oder, genauer, wo sie vor ein paar Tagen war. In Lexington, Kentucky.«
»Und sie ist noch am Leben?«, fragte Fowler.
»Ja. Wir haben bei der NUMA eine rätselhafte E-Mail empfangen. Es muss eine Warnung oder ein Hilferuf gewesen sein. Wir können den Text nicht vollständig verstehen, aber ich denke, er weist zum Teil darauf hin, dass sie zusammen mit dem Motor der Sea Arrow entführt wurde.«
Meyers richtete sich in ihrem Sessel auf. »Ich werde sofort die Außenstelle mobilisieren.«
Fowler sah den Vizepräsidenten verständnislos an. »Warum Lexington, Kentucky?«
»Vielleicht wegen eines Flugplatzes, den die Diebe unbehelligt benutzen können.«
»Sie könnten immer noch unterwegs sein«, sagte Meyers. »Vielleicht wollten sie zur Westküste oder nach Mexiko.«
»Es sieht so aus, als wüssten Sie jetzt, was Sie zu tun haben, Elizabeth«, sagte Sandecker. »Na schön, dann ran an die Arbeit. Ich möchte ein Update, und zwar morgen um die gleiche Uhrzeit.«
Die Besucher des Vizepräsidenten erhoben sich. Als sie zur Tür gingen, kam Meyers zu Gunn herüber. »Ich möchte diese E-Mail so bald wie möglich sehen.«
»Natürlich«, sagte Gunn. Aber nicht, dachte er, bevor er und Yaeger die volle Bedeutung der Nachricht entschlüsselt hatten.
61
Mit einem lauten Knall flog die Kabinentür auf. Ann saß auf einem kleinen Eckschreibtisch und blickte durch ein winziges Bullauge auf die vorbeigleitende See hinaus. Sie hatte den größten Teil der Reise auf diesem Platz und in dieser Haltung verbracht. Abgesehen von einem frühen Anfall Seekrankheit nach Verlassen des Mississippi-Deltas, war die Reise von Eintönigkeit bestimmt gewesen. Ihre einzige Abwechslung waren die zwei Mahlzeiten, die ihr regelmäßig von einem hässlichen kahlköpfigen Mann gebracht wurden, in dem sie den Koch des Schiffss vermutete.
Aus ihren stundenlangen Beobachtungen durch das Steuerbordbullauge hatte sie geschlossen, dass sie auf südlichem Kurs unterwegs waren. Bei einem geschätzten Tempo zwischen fünfzehn und zwanzig Knoten müssten sie nach ihren Berechnungen am zweiten Tag eine Position etwa eintausend Meilen südlich von New Orleans erreicht haben. Ihre geographischen
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