Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Authority sowie einen Kanallotsen absetzte. Der Kapitän des Schiffes begleitete die Männer zur Kommandobrücke, wo er das Kommando über sein Schiff an den Lotsen übergab, was für alle Schiffe, die den Kanal durchquerten, obligatorisch war. Der Bordbeamte überprüfte Tonnage und Außenmaße des Schiffes, um den individuellen Passagenpreis in jedem Einzelfall festzulegen.
»Die Frachtpapiere, bitte«, verlangte er vom Kapitän.
Der Beamte blätterte das Dokument durch und fand eine kurze Liste mit Ersatzteilen.
»Sind die meisten Container leer?«, fragte er.
»Ja, wir bringen sie nach Balboa«, antwortete der Kapitän.
»Ich habe wohl bemerkt, dass Sie hoch im Wasser liegen.« Der Beamte der Kanalverwaltung rechnete die Gebühr aus und fügte einen hohen Bonus für die beschleunigte Abfertigung hinzu. »Der Betrag wird von Ihrem Bankkonto abgebucht.« Dann kehrte er zum Lotsen zurück. »Die Portobelo kann die Fahrt fortsetzen.« Er verließ die Kommandobrücke und kehrte auf das Lotsenboot zurück. Dies brachte ihn zum nächsten Schiff, das in der Schlange wartete.
Der Lotse lenkte die Portobelo durch einen langen Kanal zu den Gatun-Schleusen, der Atlantik-Einfahrt des Panamakanals. Die Schleusen bestanden aus einer parallelen Anordnung von jeweils drei großen aufeinanderfolgenden Kammern, die nach Süden fahrende Schiffe fast dreißig Meter über das Meeresniveau anhoben, um die Landenge überqueren zu können.
Der Panamakanal selbst war wie ein flüssiger Hochzeitskuchen angelegt. Sein höchster Punkt, ein großes künstliches Gewässer namens Gatun-See, befand sich genau in der Mitte des Kanals. Der See ergoss sich an beiden Seiten über drei Stufen abwärts. Aufgrund einer geographischen Eigenart floss das Kanalwasser im Norden zum Atlantik und im Süden zum Pazifik. Der erhöht liegende See ließ zu, dass die Schwerkraft die Schleusen füllte und leerte und damit die Schiffe anhob oder absenkte, je nachdem in welcher Richtung sie unterwegs waren. Aber der Panamakanal bildete aufgrund getrennter Schleusen auf der Pazifikseite einen unebenen Hochzeitskuchen. Während die drei Kammern im Gatun-See auf der Atlantikseite direkt aufeinanderfolgten, waren die Schleusen auf der Pazifikseite weit voneinander getrennt. Eine Schleuse mit einer einfachen Kammer, Pedro Miguel genannt, befand sich im See und eine Schleuse mit doppelter Kammer, die Miraflores-Schleuse, lag eine Meile davon entfernt.
Ein Schiff brauchte im Durchschnitt etwa acht Stunden, um die gut achtzig Kilometer lange Strecke von Ozean zu Ozean zurückzulegen.
Der Lotse steuerte die Portobelo dicht an die erste Schleusenkammer von Gatun heran und stoppte dicht vor den großen geöffneten Toren. Hilfsleinen, die an schweren stählernen Schlepptrossen befestigt waren, wurden an Bord gehievt und gesichert. Am anderen Ende wurden sie an kleinen Treidellokomotiven, Mulis genannt, angehängt, die nach dem Prinzip einer Zahnradbahn am Schleusenrand entlangfuhren. Entsprechend den Anweisungen des Lotsen zogen die Mulis den Frachter in die Schleusenkammer und hielten ihn dort in Position, während die Schleusentore am Heck geschlossen wurden. Danach wurde Wasser in die riesige Kammer eingelassen, bis das Schiff um fast zehn Meter angehoben worden war.
Bewaffnete Wächter, die man normalerweise nie bei den Schleusen antraf, patrouillierten auf dem Schleusengelände und behielten das Schiff ständig im Auge. Als der Wasserspiegel dem in der nächsten Kammer entsprach, wurden die vorderen Tore geöffnet, und die Mulis zogen das Schiff in die nächste Kammer.
Dieser Prozess fand noch zweimal statt, bis die Portobelo schließlich die letzte Kammer verließ und in den Gatun-See einfuhr – etwa dreißig Meter höher als vor den Schleusen. Nachdem die letzte Schleuse hinter dem Schiff lag, gab der Lotse dem Steuermann die Anweisung, das Tempo zu erhöhen.
»Steuermann, vergessen Sie den Befehl«, mischte sich der Kapitän ein. »Alle Maschinen stopp.«
Das Gesicht des Lotsen rötete sich. »Ich führe hier das Kommando, während wir den Kanal passieren!« Sein Zorn legte sich ein wenig, als er bemerkte, dass eine weitere Person die Kommandobrücke betreten hatte. Er drehte sich um und sah Pablo auf sich zukommen. »Pablo! In meinen Augen hat dieser Eimer hier eine gespenstische Ähnlichkeit mit der alten Salzburg . Seit wann sind Sie auch im Containerhandel tätig?«
»Seit etwa sechsunddreißig Stunden«, sagte Pablo. »Ab hier übernehmen wir
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