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Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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um sich dazwischenzudrängeln. Sein Ersatzplan war dann allerdings noch dreister und ganz sicher auch um einiges gewagter. Wenn er schon nicht verhindern konnte, dass die Santa Rita in die Schleusen einfuhr, konnte er doch zumindest dafür sorgen, dass sie nicht mehr herauskam. Und in der Enge des Miraflores-Sees gab es nur eine einzige Möglichkeit, wie das zu bewerkstelligen war.
    Während er den Lastkahn vor sich herschob, bugsierte er ihn in Richtung der Schleusen, dann scherte er nach Süden weg und folgte der Gabelung der Fahrrinne. Anstatt weiter die Schleuse als Ziel anzusteuern, hielten das Schleppboot und der Lastkahn auf den angrenzenden Damm zu. Dabei bemerkte Pitt, wie er in den Schatten des riesigen Kreuzfahrtschiffes eintauchte, während es mit hoher Fahrt neben ihm erschien.
    » Sea Splendour ist jederzeit bereit«, drang es knisternd aus dem Lautsprecher des Funkgeräts.
    »Roger, Sea Splendour . Ich bringe Sie in Position.«
    Er lenkte den Schlepper vom Lastkahn weg und dirigierte dafür das Kreuzfahrtschiff hinter den Kahn. Indem es seine Geschwindigkeit anglich, touchierte sein hoher Bug das Heck des Lastkahns und übernahm Pitts Schubarbeit.
    »Das sieht richtig gut aus, Splendour «, lobte Pitt. »Und jetzt holen Sie alles raus, was die Maschinen hergeben.«
    Mit dem Lastkahn auf Tuchfühlung, ging das Kreuzfahrtschiff für eine kurze Zeitspanne auf volle Kraft. Es war nur ein kurzer Impuls, aber er reichte aus, um den Lastkahn deutlich zu beschleunigen.
    Pitt versuchte mit dem Schlepper das Tempo zu halten, verfolgte, wie der Damm näher rückte, bis der Abstand kaum mehr einhundert Meter betrug. »Maschinen auf Gegenschub«, funkte Pitt dann. »Danke, Sea Splendour , ab hier übernehme ich wieder.«
    »Viel Glück, Mr. Pitt«, verabschiedete sich Kapitän Franco.
    Indem er die Gashebel des Schleppers nach vorn schob, holte Pitt das Heck des Lastkahns ein, während das Kreuzfahrtschiff auf Gegenkurs schwenkte.
    Der beladene Lastkahn wirkte wie ein außer Kontrolle geratener Güterzug, wobei ihm der Schlepper lediglich weiteren Schwung verlieh. Pitt versetzte der Heckpartie einen Stoß und hielt den Kahn auf Kurs, der genau auf den Mittelpunkt der Betonmauer des Damms gerichtet war. Der Kahn schloss die Lücke schnell und rauschte genau auf den Überlauf zu.
    Pitt wappnete sich für die Kollision, die weitaus härter ausfiel, als er erwartet hatte. Der flache Bug des Lastkahns rammte den Überlauf mit einem lauten stählernen Dröhnen – und stoppte abrupt. Das Schleppschiff prallte wie ein geworfener Ball vom Heck des Kahns ab, und Pitt flog über den Ruderstand. Nachdem er zum Ruder zurückgestolpert war, lenkte er den Schlepper zur Seite und versuchte, sich mit dem Scheitern seines Versuches abzufinden, einen Damm zum Bersten zu bringen, der seit 1914 sicher und solide seinen Dienst versah. Er hatte lediglich geschafft, einen Lastkahn wie einen Keil in den Überlauf zu treiben.
    Dann erklang irgendwo tief unter ihm ein dumpfes Rumpeln. Einige Meter unterhalb der Wasserlinie musste der Kahn einen Riss in der Dammwand hinterlassen haben. Der Riss verbreiterte sich noch, als das Wasser des Sees unter hohem Druck in den Riss eindrang. Mit einem heftigen Ruck, begleitet von einem lauten Knirschen, löste sich ein zwanzig Meter breites Stück des Damms und leitete den Zusammenbruch des gesamten Bauwerks ein.
    Pitt verfolgte gebannt, wie der Lastkahn vorwärtsglitt, über die Dammkrone verschwand und schließlich mit lautem Krachen in die fast fünfzehn Meter tiefer liegende Fahrrinne stürzte. Der enorme Sog der nachströmenden Wassermassen erfasste augenblicklich auch den Schlepper, und Pitt musste schnellstens gegensteuern, um nicht den gleichen Weg zu nehmen wie der Lastkahn. Die Sea Splendour hatte sich bereits weit genug zurückgezogen, da sich Kapitän Franco beeilt hatte, das Kreuzfahrtschiff in den tiefsten Teil des Sees vor Pedro Miguel zu lenken. Pitt blickte nun zur Santa Rita hinüber. Der Frachter lag noch immer vor der Schleuse, um seine Fahrt in den Pazifik fortzusetzen.
    Während Pitt das Schleppboot von dem geborstenen Damm wegbugsierte, konnte er beobachten, wie sich die Tore der nördlichen Schleusenkammer langsam öffneten. Er tröstete sich mit dem Gedanken, getan zu haben, was er konnte. Alles Weitere war jetzt eine Frage der Zeit und der physikalischen Gesetzmäßigkeiten.

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    Bolcke begriff als Erster, welchen Plan Pitt verfolgte. Als er sah, wie der Lastkahn durch die

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