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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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heimgekommen, als es längst hell war. Wo ist das Telefon? Jetzt hat es aufgehört zu klingeln. Ich rapple mich auf, spüre einen stechenden Schmerz am linken Oberschenkel, da bin ich gestern irgendwo dagegengerannt, ich durchsuche meine Jeans. Wo ist eigentlich meine Jacke? Gestern Nacht hab ich sie nicht angehabt. Gismo kommt und findet, es sei wieder einmal Zeit zum Fressen. „Such’s Telefon, such’s“, sage ich zu ihr, als ob sie ein Hund wäre. Sie starrt mich verständnislos an. Festnetz. Ich werde vom Festnetzapparat aus mein Mobiltelefon anwählen. Ist sowieso inzwischen seine Hauptfunktion. Ich tapse hin, da läutet es wieder. Ich hab doch noch gar nicht ... Ich renne ins Vorzimmer. Der Ton kommt aus der obersten Lade unseres Kästchens. Ich mache sie auf, da liegt mein Telefon. Hierhin habe ich es sicher nicht ... Unwichtig, endlich schauen, wer dran ist: Vesna! Wie spät ist es? Ich muss es laut gesagt haben.
    „Ich versuche seit Stunden bei dir und du fragst, wie spät ist es?“ Sie klingt eindeutig genervt.
    „Ich bin zurückgefahren in der Nacht.“
    „Ich weiß, du bist zu Weingartenhaus gefahren. Aber du kannst dir Gefühl vorstellen, wenn du überhaupt nicht bist zu erreichen. Habe schon überlegt, auf Polizeikommando anrufen.“
    „Anzurufen“, bessere ich sie automatisch aus.
    „Jetzt es geht nicht um deutsche Grammatik“, faucht sie. „Wir müssen überlegen, was wir mit Wissen von gestern Nacht machen. Du hast schon mit Chefredakteur geredet? Wir treffen uns in Viertelstunde bei Gasthaus von gestern.“
    „Ich bin daheim, in Wien“, versuche ich ihr klarzumachen. Soll ich ihr von meiner panikartigen Flucht erzählen?
    Vesna schweigt. Scheint nachzudenken. Oder ist sie sauer?
    „Ich bin zu diesem Weingartenhäuschen gefahren und hab ein halb verstecktes Auto gesehen. Und vor dem Haus ist jemand gesessen und hat auf mich gewartet. - Was hättest du getan?“
    „Hätte ihn gefragt, was er will.“
    „Na sicher“, grolle ich. Vesna hat eine nette Art, mich munter zu machen. „Nach allem, was in den letzten Tagen geschehen ist.“
    „War wahrscheinlich dein Gerichtsmediziner.“
    „Nein, der war im Bett und hat geschlafen“, erwidere ich. Peinlich, peinlich, dem muss ich wohl auch noch so einiges erklären.
    Vesna schweigt wieder, nachdenklich sagt sie dann: „Ich werde nachsehen. Ich brauche Adresse. Ich kann ja auch mieten wollen. Soviel wir wissen, uns bringt hier keiner in Verbindung miteinander.“
    „Ich hab noch meine Tasche im Haus“, murmle ich. Redaktion ... Vesna hat natürlich recht, ich muss möglichst schnell mit meinem Chefredakteur reden. Morgen ist Redaktionsschluss. Ich weiß nicht einmal, ob es unsere Fotografin zur ,Beauty Oasis‘ geschafft hat. Ich gebe Vesna die Adresse des Häuschens und den Namen der Winzer, denen es gehört. Den Schüssel habe ich in meiner Handtasche.
    „Werde niemand von Kontakt zu dir etwas sagen“, meint Vesna. „Und ich werde Anti-Aging-Kosmetik von Professor einkaufen. Kann mir nicht schaden, hoffe ich. Vielleicht ich habe Chance und kann ihn fragen, ob die auch gut getestet wird. Bin gespannt, ob er von Labor erzählt. Von legalem zumindest. Und ich werde herumhören. Gibt es nicht, ein Labor in Keller und keine Gerüchte darüber. Dafür hier arbeiten zu viele Menschen.“
    Auf dem Display meines Telefons sehe ich, dass nicht nur Vesna versucht hat mich zu erreichen. Auch Karl Simatschek, auch meine Fotografin, auch der Chefredakteur hatten den Wunsch, mit mir zu sprechen. Oskar muss das Telefon in die Lade gelegt haben. Ich mag so etwas nicht. Ich möchte selbst entscheiden, ob ich mit jemandem rede. Sei nicht unfair, Mira. Er wollte, dass du zu einigen Stunden Schlaf kommst. Jetzt erst sehe ich auf die Uhr. Es ist kurz nach zwei. Fünf Stunden habe ich also geschlafen. Das ist nicht viel. Andererseits aber doch zu lang.
    Der Erste, den ich zurückrufe, ist mein Chefredakteur. Anders als mit seinem Vorgänger verstehe ich mich mit Klaus ziemlich gut. Und ich habe ihm einiges zu erzählen. - Aber was, wie viel davon kann ich schreiben? Ich hab Schwester Gabriela versprochen, dass sie die Story vorher lesen darf. Und ich hab Karl Simatschek versprochen, keine seiner Informationen zu verwenden, solange ich sie nicht offiziell über das Bezirkspolizeikommando bekommen habe. Es läutet einige Male, dann ist die Sekretärin dran. Unser Chefredakteur habe einen Außentermin, in circa zwei Stunden sei er wieder zurück.
    „Hat

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