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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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verkauft hat, steht dahinter und telefoniert. „Personal Trainer“ gebe es bei ihnen nur nach Voranmeldung, hat sie mir gesagt. Und am Samstagvormittag sei überhaupt nur sie da. Schade, ich hatte die Idee gehabt, mir ein paar Fitnesstipps zu holen und gleichzeitig ein wenig darüber zu plaudern, was bei der „Elite“ sonst so los sei. Neben der Theke steht ein großer Schrank mit Glasfront, darin all die Anti-Aging-Cremes und -Pillen, mit denen Professor Grünwald die Menschheit beglückt. Nicht weit von mir entfernt sitzen zwei Frauen in meinem Alter auf Barhockern, vor sich etwas, das aussieht wie Aperol Sprizz. Wahrscheinlich ist es aber nur irgendein alkoholfreier isotonischer Fruchtmix, überlege ich. Passt irgendwie besser ins Fitnessstudio als dieses modische Tussigetränk. Mir ist die Variante Prosecco-Soda-Eis-Campari viel lieber. „Grande Sprizz“ nennt das mein Freund Gianni. Man trinkt es im Veneto schon viel länger als den Aperol-Verschnitt.
    „Der Professor hat gemeint, ich soll mir, wenn ich schon da bin, auch gleich die Hüften modellieren lassen.“
    „Dann kannst du das Fitnesscenter aber eine Zeit lang vergessen. Mit diesen Kompressionshosen ...“
    „Tja, das ist schon wahr. Außerdem finde ich, dass meine Hüften ganz in Ordnung sind.“
    Die etwas Ältere wirft einen Seitenblick auf den angesprochenen Körperteil ihrer Freundin und sagt nichts. Sie scheint sie wirklich zu mögen. Die Angestellte des Fitnesscenters telefoniert noch immer. Ich winke. Ich hätte auch gerne einen Drink. Irgendeinen.
    „Sie müssen rufen. Susi kriegt gar nichts mit, wenn sie telefoniert“, sagt die Frau, die ihre Hüften doch behalten will, zu mir. „Was möchten Sie denn?“
    „Was haben Sie?“
    Ich deute auf ihr Glas.
    „Na Aperol Sprizz.“
    Also doch. „Ich würde auch einen nehmen.“ Ist zur Gesprächsfortsetzung wahrscheinlich gar nicht schlecht. Ich werde das süßliche Gesöff schon überleben.
    „Drei Aperol Sprizz“, ruft ihre Freundin in Düsenjägerlautstärke. Die junge Frau hinter der Theke lässt beinahe den Hörer fallen. Wenig später prosten wir drei einander zu und ich erfahre, dass sich die Freundinnen mindestens zweimal im Jahr bei Professor Grünwald einquartieren. „So eine nette Gegend“, sind sie sich einig. Das kann ich bestätigen. Lange dauert es nicht und ich weiß, dass die eine Lehrerin ist und die andere einen Friseursalon betreibt. Bald gelingt es mir, ganz zufällig auf die beiden Mordfälle zu sprechen zu kommen.
    „Schwester Cordula, das war ja ganz eine Nette. Ich habe sie sogar als Betreuerin gehabt nach ... beim letzten Mal. Aber wissen Sie, ein wenig naiv war sie schon“, sagt die Lehrerin.
    „Naiv würde ich das nicht nennen, eher ein wenig abgehoben. Wahrscheinlich wird man so im Kloster“, ergänzt die Friseurin.
    „Aber dass sie sich einen Liebhaber nimmt ... und dann auch noch den Dr. Schilling
    „Was war an dem denn Besonderes?“, frage ich und nehme noch einen Schluck. Gar nicht so übel.
    „Also bitte. Es wissen doch alle, dass er immer wieder Techtelmechtel  hatte, es gibt eben genug Frauen, die auf so etwas ansprechen“, meint die Lehrerin mit den Hüften.
    „Ihr ist das natürlich nicht aufgefallen. — Wenn, dann hätte sie schon besser zu Sam gepasst. Aber der ist immer etwas distanziert, leider. Ein Bild von einem Mann. Und diese Hände ...“
    „Warum hätte sie besser zu Sam gepasst?“, will ich wissen.
    „Oh, er hat sich um ihre Hildegard-Produkte gekümmert. Und er ist ein sanfter Mann. Wenn auch eben sehr zurückhaltend. Die Friseurin schüttelt bedauernd den Kopf.
    „Da wäre ich mir nicht so sicher“, unterbricht ihre Freundin. „Als ich eine Nacht nicht schlafen konnte und die Nachtschwester nicht gekommen ist, bin ich los und habe sie gesucht. Es war ganz seltsam. Als ich Richtung Schwesternzimmer gegangen bin, ist mir Sam entgegengekommen, richtig außer Atem.“
    „Die geistlichen Schwestern sind aber in der Nacht nicht da“, weiß ihre Freundin.
    „Sage ich ja nicht. Nur dass ich ihn offenbar fast bei etwas ertappt hätte ...“ Die beiden sehen einander an und lachen.
    Na super, und für so ein Getratsche opfere ich meine Zeit. Ich sehe auf das gerahmte Foto vis-à-vis. Es zeigt einige durchtrainierte Leute, strahlend, sie haben Medaillen um den Hals und halten sie in die Kamera. Über dem Bild ein Bord mit einer Reihe von Pokalen. Das sollte mich vielleicht mehr interessieren. Andererseits: Sieht eher so

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