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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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aus, als würde das Doping in diesem Fitnesscenter aus Aperol Sprizz am Vormittag bestehen. Wenn ich Sam wäre, ich würde mich bei diesen beiden aufgemotzten Oldtimern auch distanziert geben. - He, Mira. Die sind nicht viel älter als du. Mir hat Sam aber wenigstens eine Sondermassage zukommen lassen. Was hat er damals gesagt? Dass er sich mit diesen Hildegard-Produkten nicht auskenne. Seltsam. Schwester Gabriela und auch die beiden da tun so, als hätte er zur ermordeten Nonne einen recht guten Kontakt gehabt und sie, wo es nur ging, unterstützt. Andererseits: Ich habe ihn mehr oder weniger gleich nach ihrem Tod nach dem Hildegard-Lavendelaufguss gefragt. Vielleicht verständlich, dass er nicht in zu engen Zusammenhang mit ihr gebracht werden wollte. Vor allem bei den vielen Menschen rundum, die Zeit genug haben, jedes Gerücht genüsslich zu verbreiten.
    „Trainieren die auch hier?“, frage ich und deute auf das Foto.
    „Ich glaube, ich habe sie schon gesehen. Aber so oft sind wir auch wieder nicht da“, erklärt die Friseurin.
    Ich habe ohnehin immer mehr den Eindruck, die beiden sind in erster Linie hier, um Aperol Sprizz zu trinken und zu tratschen. Etwas, das ich ja grundsätzlich verstehen kann.
    Die junge Mitarbeiterin von „Elite Fitness“ mischt sich ein. „Klar, die kommen fast jeden Tag. Sind aus unserer Gegend, ein richtiges Triathletenteam, auch die Frau, die dabeisteht. Sie sind im letzten Jahr richtig spitze geworden, sogar international. Schlimm ist nur, dass der eine, der da rechts, der Harald, jetzt Krebs hat. Da denkt man, wenn einer so fit ist und so viel trainiert, dann kann so etwas gar nicht passieren. Aber ist eben doch alles Veranlagung.“
    Ich horche auf. Wer das Team denn sponsere. Die ,Beauty Oasis‘ ? Nein, erwidert die junge Frau. „Beauty&Young“ natürlich. „Und soviel ich weiß, nehmen sie auch diese Kapseln mit dem Rotweinstoff. Soll super wirken, vor allem gegen Fett.“
    „Na ich weiß nicht“, widerspricht die Lehrerin mit den Hüften. „Ich nehme die jetzt schon seit einem Jahr und merke gar nichts.“ „Da muss man eben auch viel trainieren“, erklärt die Fitnessfachkraft.
    „Dann brauche ich aber keine Pillen und werde trotzdem schlank“, erwidert die Grünwald-Jüngerin. Wo sie recht hat, hat sie recht.
    Der Sache mit den so erfolgreichen Triathleten sollte man jedenfalls nachgehen. Was hat die Genetikerin erzählt? Der Weltklasseradfahrer soll ja auch eine Art von Gen-Krebs gehabt haben. Man weiß eben noch nicht so genau, was passiert, wenn man Zellen genetisch zu mehr Leistung stimuliert. Bloß: Wie findet man heraus, ob das jemand bei den Triathleten auf dem Foto versucht hat? Wie macht man das, wenn selbst Dopingjäger keine Chance haben? Ich sehe auf die Uhr. Höchste Zeit, mich zur Burg aufzumachen. Ich hoffe, da kann man mit dem Auto hin. Mein Bedarf an Training ist für heute gedeckt.
    Immer kann man sich das mit der Fitness nicht aussuchen. Ich fahre die Straße durch das idyllische, direkt auf den Vulkankegel gebaute Dorf hinauf, passiere das erste Parkplatzschild, komme zum zweiten Parkplatz. Die Burg liegt immer noch ein ganz schönes Stück über mir. War damals wohl von Vorteil, so weit oben, aber heute ... Ich bin kein Feind, ich will auch gar nichts erobern, ich will bloß in Ruhe mit Vesna reden. Dennoch. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich parke und mache mich an den Aufstieg. Augustsonne. An sich mag ich die. Eine Gruppe älterer Touristen ist dabei, mich einzuholen. Nebenher reden sie auch noch laut, keiner keucht. Sie scheinen aus Bayern zu kommen. Ich gebe Gas. So ist es nicht, dass ich gar keinen sportlichen Ehrgeiz habe. Kurz vor eins bin ich auch tatsächlich oben, gehe durch den Burgbogen. Sehe mich um. Der Kartenverkauf scheint dort vorne zu sein. Er ist gerade von einem Pulk Senioren umlagert. Wie die wohl alle heraufgekommen sind? Vesna sitzt etwas abseits auf einer Steinbank. Ich setze mich neben sie. Bin für einige Momente nur froh, dass ich sie wiedersehe. Ich habe mich da gestern in etwas hineingesteigert. Oskar allerdings auch.
    „Du bist zu Fuß gekommen?“, fragt Vesna erstaunt.
    „Wie sonst?“
    „Gibt es Lift.“
    „Das glaube ich einfach nicht.“
    Sie grinst und deutet auf ein Schild. „Zur Liftstation“.
    „Ein bisschen Bewegung schadet nicht“, bewahre ich Haltung.
    „Hast aber ganz schön geschwitzt“, erwidert Vesna und sieht mich an.
    Na und? „Ich war heute auch schon im Fitnessstudio. Zwei

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