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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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seinen Namen benutzten, die mehr von der Welt wußten, als es bei ihm der Fall war. Er war, um es auf den Punkt zu bringen, ein Tölpel – und das war er immer gewesen. Sogar jetzt vertändelte er, wie es schien, sein kleines Einkommen, das häufiger aufgestockt werden mußte, als der nachsichtige Prinz erwartet hatte. Er war in seinem Exil weniger unglücklich, als er selber von sich dachte, immer bemüht, sein Pech mit einem Hauch von Romantik zu umgeben, und hüllte sich in jene Aura von Wichtigkeit, die dem eigen ist, durch dessen – wenn auch unfähige – Hände einmal große Geldbeträge zu gehen pflegten.

    Laurence Harwell sah seine Gattin an. Er war froh, daß eine Frau ihr Haar wieder lang tragen und doch modisch aussehen konnte. Von den beiden dicken rotgoldenen Zöpfen fühlte er sich angezogen wie mit der Gewalt von Wagenseilen. Das Schlafzimmer, in lichten Grün- und Blautönen gehalten, vermittelte einem die Illusion von Wasser. Durch seine kühlen Tiefen trieb man verzaubert weiter und weiter hinab, um in die Arme einer Sirene zu sinken, deren Stimme, halb neckend, halb kosend, den Klang eines Glockenspiels im Ozean hatte. Dieser Gedanke kam Harwell, wenngleich in einer weniger ausgefallenen Gestalt.
    Er sagte: «Ich wünschte, wir hätten wärmere Farben für dieses Zimmer genommen. Natürlich, im Sommer wirken sie bestimmt sehr gut, aber dann werden wir wahrscheinlich die meiste Zeit im Cottage verbringen. Ich würde dich gern einmal in so einem carpaccioroten Interieur sehen, wie wir es im Wintermärchen benutzt haben.»
    Rosamund antwortete nicht direkt. Sie sah von ihrer Zeitung auf und sagte: «Ich denke, Schwarz wäre wohl angebracht.»
    «Aber ja, natürlich», erwiderte Harwell, schockiert von seiner eigenen Gedankenlosigkeit, und hängte die Krawatte, die er gerade in der Hand hielt, zurück an ihren Platz.
    «Es ist so ungeheuer lästig. So eine Farce. Als ob man nicht auch anders trauern könnte. Vater hat angerufen, er kommt heute nachmittag in die Stadt.»
    Harwell war sich, mit einem Mal gereizt, der Regelmäßigkeit bewußt, mit der beständig irgendein Ereignis die rosarote Harmonie störte, die eigentlich auf eine besternte Liebesnacht folgen sollte. Kurz nach Mitternacht war er hinaufgekommen, innerlich aufgewühlt von den Stunden am Radio. Rosamund hatte ihn nicht so früh erwartet. Die immergleichen Meldungen waren dauernd wiederholt worden, es schien, als sei die Zeit in eine Apathie verfallen, aus der sie nichts mehr aufzuwecken vermochte. Er hatte gesagt: «Geh doch zu Bett, Darling. Es wird wahrscheinlich nicht vor zwei Uhr soweit sein.» Sein frühes Erscheinen erschreckte sie. «Schon?» fragte sie, und er antwortete: «Ja, er ist von uns gegangen.» – «Oh, Laurence!» rief sie und klammerte sich an ihn. Schwere Melancholie umschloß sie beide. Es war, als ob der Schmerz einer ganzen Nation sie sanft in ein alle verbindendes Gefühl des Verlusts bettete. Eine Epoche brach um sie zusammen, während sie im Kern der Dunkelheit ihr kleines Licht des Lebens entzündeten und getröstet waren. Betrüblich nur, daß die Wirklichkeit sich nie damit begnügt, nach einem Höhepunkt den Vorhang geschlossen zu halten.
    «Ah ja, das ist ja schön», sagte Harwell abwesend. Es war ihm gerade ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf ge schossen: «Das wird uns gewaltig das Geschäft vermasseln.» Auf geht's, Edward! sollte am kommenden Donnerstag starten, und es wurde ihm schlagartig bewußt, daß der Autor unter den gegenwärtigen Umständen kaum einen unglücklicheren Titel hätte wählen können.
    «Mir wäre lieber, er käme nicht. Du weißt doch, daß die Stadt ihm nicht bekommt.»
    «Na ja», sagte Harwell, etwas unbehaglich, «es macht ihm eben solchen Spaß, und was ist schon dagegen zu sagen? Es ist für den alten Herrn bestimmt ganz schön langweilig da unten in Beachington. Er kann doch» – er suchte schnell nach einer harmlosen und leidlich würdevollen Beschäftigung –, «er kann dir doch beim Kleiderkaufen helfen. Das wird ihm gefallen.»
    In der Tat. Nichts bereitete Mr. Warren eine größere Freude als die Illusion, Geld ausgeben zu können, das er nicht länger besaß.
    «Ich hasse Schwarz», erklärte Rosamund.
    «Ach was? Aber du siehst doch wundervoll darin aus. Ich habe mich schon oft gefragt, warum du es nicht mehr trägst. Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, hattest du etwas Schwarzes an.»
    «Ja, ich mußte immer die schwarzen Modelle vorführen.»

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