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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sagen, denn der Refrain der Litanei ist, daß er nicht bei ihr landen kann.»
    «Eine ganz liebreizende Person, findest du nicht?» fragte die Herzogin und fuhr mit einem schelmischen Lächeln fort. «Die Männer sehen die Welt ja mit anderen Augen. Nicht alle, wohlgemerkt.»
    «Du willst offensichtlich Peter von dieser Regel ausnehmen», sagte Harriet und erwiderte das Lächeln. «Aber was meinst du mit diesen anderen Augen?»
    «Die Bedeutung, die Männer der Schönheit beimessen. Als ob sie schon an sich einen Unterhaltungswert hätte.
    Aber meistens sind schöne Menschen eher langweilig, oder siehst du das anders?»
    «Die weniger schönen würden sich natürlich wünschen, daß es so ist», sagte Harriet zögerlich.
    «Aber du weißt doch, was ich meine, Liebes. Diese ganzen wohlhabenden Männer, die sich ihre Ehefrau aussuchen wie ein Möbelstück oder ein teures Gemälde, sie suchen etwas, um das Haus zu schmücken, und stellen zwanzig Jahre später fest, daß sie sich ihre Frauen immer noch beim Frühstück anhören müssen.»
    «Nun ja, auf jeden Fall», erwiderte Harriet, «brauchst du nicht zu befürchten, daß Peter mich aus innenarchitektonischen Gründen ausgesucht hat. Er wird bald zurück sein, willst du mit mir etwas trinken und auf ihn warten?»

    Zu einem schwarzen Kleid brauchte man natürlich auch einen schwarzen Hut. Jede Frau in London beteiligte sich an der Jagd auf schwarze Hüte, und in den Hutgeschäften herrschte ein dichtes Gedränge, sogar hier in der kleinen, überaus exklusiven Putzmacherei in Mayfair, wo Alcibiade Harriet hinbefohlen hatte. Sie mußte warten, bis ein Stuhl vor der Spiegelwand frei wurde, und als sie Platz nahm, setzte die Frau neben ihr gerade einen Topfhut aus dickem Samt ab. Die schwungvolle Kopfbewegung brachte einen schweren Zopf kupferfarbenen Haars zum Vorschein.
    Dann erkannte Harriet Rosamund Harwell.
    «Guten Morgen, Mrs. Harwell.»
    «Guten Morgen», antwortete Rosamund. «Schauen Sie doch mal, ob der Ihnen steht – bei mir sieht er fürchterlich aus.»
    Harriet setzte sich den Topfhut auf, beide besahen sich das Ergebnis und sagten wie aus einem Mund: «Nein!»
    Die Modistin kam herbeigeeilt und brachte für Rosamund eine kleine, engsitzende Kappe und für Harriet ein Exemplar im Stile eines Filzhuts, mit einer schwarzen Feder im Hutband.
    «Das ist besser», sagte Rosamund, die sich mit der Kappe im Spiegel betrachtete. «Aber wie ich Schwarz hasse!»
    «Meine Farbe ist es auch nicht», bemerkte Harriet.
    «Oh, nicht, daß es mir nicht steht», beeilte sich Rosamund zu sagen. «Laurence meint, ich sehe hinreißend in Schwarz aus. Aber ich habe mir geschworen, nie wieder Schwarz zu tragen – und nun müssen wir!»
    «Ich muß Ihrem Mann zustimmen, daß es Ihnen sehr gut steht», meinte Harriet. «Aber bei meinem dunklen Teint …»
    «Oh, aber dieser raffinierte kleine Kragen hat einen wunderbaren Effekt», entgegnete Rosamund, die Harriet mit sachverständigem Auge musterte.
    «Ihnen würde dieser gefältelte Kragen auch sehr gut stehen, Mrs. Harwell», mischte sich die Modistin ein, «besonders mit diesem Scheitelkäppchen und dem Kleid, das Sie gerade tragen.»
    Das Kleid hatte ein Muster aus seidenen und samtenen Rhomben, die das drückende Schwarz auflockerten.
    «Möchten Sie ihn einmal anprobieren?» fragte Harriet entgegenkommend. «Wenn er Ihnen gefällt, kann mein Schneider bestimmt welche für Sie machen lassen.» Sie löste den Haken dieses schmückenden Beiwerks und reichte es Rosamund.
    Die Wirkung im Zusammenspiel mit dem Kleid im Rautenmuster und der Kopfbedeckung war faszinierend. Rosamund sah aus wie eine elegante Kolombine.
    «Ah!» Der Entzückensschrei kam von der Modistin.
    «Hübsch ist es ja.» Rosamund klang besorgt. «Aber welche anfertigen zu lassen würde zu lange dauern. Ich brauche etwas für heute abend.»
    Harriet kämpfte mit sich. Eine reiche, schöne Frau, die unzufrieden in einen der teuersten Spiegel von ganz London schaute und dabei deklamierte, daß sie es haßte, anzuziehen, worin sie ihrem Mann gefiel – ein solcher Anblick mußte Harriet mißfallen. Rosamund verhielt sich exakt so, wie Harriet meinte, daß Frauen sich nicht verhalten sollten. Und trotzdem gab es da etwas, eine Aura von Pathos, ganz zweifellos in erster Linie durch den Kolombineneffekt erzeugt, das Harriet für sie einnahm.
    «Wenn Sie möchten, leihe ich Ihnen ein paar von meinen», hörte sie sich sagen. «Mein Schneider hat mir ein Dutzend

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