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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Abend, als sie den Albtraum gehabt hatte und dachte, dass Geoffrey Shafer in ihrem Haus war.
    »Ich ziehe weg aus Washington und Umgebung«, erklärte sie. »Sobald das Schuljahr vorüber ist, gehe ich fort. Ich will nicht, dass du weißt, wohin ich ziehe. Und ich will nicht, dass du nach mir suchst. Bitte, spiel bei mir nicht den Polizisten, Alex. Und auch nicht den Seelenklempner.«
    Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. So etwas hatte ich wirklich nicht erwartet. Ich stand sprachlos da und starrte Christine an. Ich glaube nicht, dass ich mich je im Leben so am Boden zerstört gefühlt habe, so tieftraurig und so allein. Ich fühlte mich ausgehöhlt und leer.
    »Und was ist mit dem Baby?«, fragte ich schließlich flüsternd. Meine Stimme klang heiser, als wäre mir die Kehle zugeschnürt.
    Plötzlich traten ihr Tränen in die wunderschönen Augen. Christine fing an zu schluchzen und zu zittern. Unkontrollierbar. »Ich kann Alex nicht mitnehmen. Nicht in dem Zustand, in dem ich mich befinde. Nicht so . Das Baby soll fürs Erste bei dir und Nana bleiben.«
    Ich wollte sprechen, brachte aber nichts heraus. Kein Wort. Christine hielt kurz Blickkontakt mit mir. Ihre Augen waren so traurig, so verletzt, so verwirrt. Dann wandte sie sich ab, ging zurück zum Haus und verschwand darin.
     
    I ch war wütend und traurig und fraß alles in mich hinein. Ich wusste, dass es ein Fehler war und alles nur noch schlimmer machte. Arzt, heile dich selbst!
    Sonntagmorgen traf ich zufällig meine Psychiaterin, Adele Finaly, in der Kirche. Wir besuchten mit unseren Familien den Gottesdienst um neun Uhr. Wir gingen ins Vestibül, um zu reden. Adele hatte offensichtlich etwas in meinen Augen gelesen. Ihr entgeht kaum etwas, und sie kennt mich inzwischen gut, da ich seit fast vier Jahren zu ihr gehe.
    »Ist Ihre Katze Rosie gestorben oder so?«, fragte sie und lächelte.
    »Rosie geht es bestens, Adele. Mir auch. Danke der Nachfrage.«
    »Aha. Sehen Sie deshalb so aus wie Ali am Morgen nach dem Kampf gegen Joe Frazier in Manila? Können Sie mir das näher erklären? Außerdem haben Sie sich für die Kirche nicht rasiert.«
    »Was für ein hübsches Kleid«, sagte ich. »Die Farbe steht Ihnen hervorragend.«
    Adele machte ein düsteres Gesicht und ließ sich nicht beirren. »Richtig. Grau ist eindeutig nicht meine Farbe, Alex. Was ist los?«
    »Nichts, alles bestens.«
    Adele zündete eine Opferkerze an. »Ich liebe diese Magie«, flüsterte sie und lächelte schelmisch. »Ich habe Sie schon eine Zeit lang nicht gesehen, Alex. Das ist entweder sehr gut oder sehr schlecht.«
    Auch ich zündete eine Kerze an und sprach ein Gebet. »Lieber Gott, wache weiter über Jannie. Außerdem wünschte ich, Christine würde nicht aus Washington wegziehen. Ich weiß, dass du mich wieder auf die Probe stellst.«
    Adele zuckte zusammen, als hätte sie sich verbrannt. Sie löste den Blick von der flackernden Kerzenflamme und schaute mir in die Augen. »Oh, Alex. Das tut mir Leid. Mehr Proben brauchen Sie wirklich nicht.«
    »Mir geht's gut«, versicherte ich ihr. Ich wollte das Thema nicht vertiefen, nicht einmal mit Adele.
    »Ach, Alex, Alex.« Sie schüttelte den Kopf. »Das können Sie mir doch nicht weismachen.«
    »Mir geht es wirklich gut.«
    Adele schaute mich an, der Verzweiflung nahe. »Na schön. Das kostet hundert für eine Sitzung. Sie können es in den Klingelbeutel tun.«
    Dann ging sie zurück zu ihrer Familie, die bereits auf halber Strecke des Mittelgangs Platz genommen hatte. Sie drehte sich noch einmal um, schaute mich an, lächelte aber nicht mehr.
    Als ich in unsere Kirchenbank kam, fragte Damon mich, wer
    die hübsche Dame gewesen sei, mit der ich hinten in der Kirche gesprochen hatte.
    »Sie ist Ärztin. Eine Freundin«, sagte ich, und das stimmte ja auch.
    »Ist sie deine Ärztin? Was für eine Ärztin ist sie? Sie sieht aus, als wäre sie wütend auf dich«, flüsterte er. »Was hast du angestellt?«
    »Ich habe nichts angestellt«, flüsterte ich Damon zu. »Habe ich kein Recht auf ein Privatleben?«
    »Nein. Außerdem sind wir in der Kirche. Na los, ich hör mir deine Beichte an.«
    »Ich habe dir nichts zu beichten. Mir geht's prima. Alles bestens. Ich lebe in Frieden mit der Welt. Ich könnte nicht glücklicher sein.«
    Damon schaute mich ebenso verzweifelt an wie zuvor Adele. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich ab. Er glaubte mir auch nicht. Als der Klingelbeutel kam, legte ich hundert Dollar hinein.
     
    D as

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