Untitled
Detectives in Brooklyn auch die früheren Banküberfälle als »Superhirne« geleitet? Hatten sie eiskalt mehrere Menschen ermordet, ehe sie die Geiselnahme bei MetroHartford in Angriff nahmen? War einer dieser Polizisten das »Superhirn«?
Ich hatte Unmengen Zeit, darüber nachzudenken, während wir uns an diesem endlosen Tag mit dem FBI, dem Bürgermeister und dem Commissioner von New York herumstritten. Inzwischen wurden die fünf Detectives beschattet, aber man gab uns kein grünes Licht, sie festzunehmen. Es war so frustrierend und entnervend, als wenn man einen ganzen Tag im Stau auf dem Long-Island-Expressway oder in der New Yorker U-Bahn feststeckte. Man überprüfte die Anwesenheitsnachweise der Polizisten in der Dienststelle an den Tagen, an denen die Banküberfälle verübt worden waren. Andere Detectives, sogar Spitzel, wurden in aller Stille befragt. Man hatte das Geld hergeschafft, das man im Schuppen bei Brian Macdougalls Mutter gefunden hatte, und es war eindeutig ein Teil des Lösegelds.
Um achtzehn Uhr war immer noch nichts entschieden. Keiner von uns konnte diese Verzögerung begreifen. Betsey tauchte kurz auf und meldete, dass immer noch kein Fortschritt erzielt sei. Gegen neunzehn Uhr ging ich und nahm mir in einem Hotel ein Zimmer.
Ich wurde immer wütender. Ich duschte heiß, blätterte dann in einem Zagat's-Stadtführer und suchte ein gutes Restaurant im Stadtzentrum. Gegen einundzwanzig Uhr bestellte ich schließlich beim Zimmerservice etwas zu essen. Ich hatte an Christine und Alex gedacht. Ich hatte keine Lust mehr, auszugehen. Vielleicht, wenn Betsey verfügbar gewesen wäre, aber sie war damit beschäftigt, gegen die Maschinerie der Police Plaza Krieg zu führen.
Ich stopfte mir die Kissen in den Rücken und versuchte Regengebete von Dennis Lehane zu lesen. In letzter Zeit hatten mir eine Reihe von Büchern sehr gefallen: Die Frau des Piloten , Der Rattenfänger , Harry Potter und der Stein der Weisen und Lehanes Werke.
Doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich wollte diese fünf New Yorker Polizisten festnehmen. Ich wollte zu Hause bei den Kindern sein. Ich wollte, dass der kleine Alex ein Teil unserer Familie war. Dieser Punkt hatte mich in letzter Zeit besonders beschäftigt.
Schließlich dachte ich an Betsey Cavalierre. Ich hatte mich dagegen gesträubt, aber jetzt erinnerte ich mich an unser »Rendezvous« in Hartford. Ich mochte sie – so einfach war das. Ich wollte sie Wiedersehen und hoffte, dass auch sie mich Wiedersehen wollte.
Gegen elf Uhr abends klingelte das Telefon in meinem Zimmer. Es war Betsey. Sie klang müde und frustriert, ganz und gar nicht so munter wie sonst.
»Ich mache jetzt bald Schluss hier im Police Plaza. Ich hoffe es. Ob du 's glaubst oder nicht: Wir sind bereit, die Kerle morgen festzunehmen. Aber du kannst dir nicht vorstellen, was hier heute für ein Scheiß abgelaufen ist. Gerede über die Bürgerrechte der Polizisten … die moralische Auswirkung auf die New Yorker Polizei … wie die Festnahme ›auf die richtige Art und Weise‹ vonstatten gehen soll. Niemand sagt klipp und klar: Das sind fünf ganz linke Bazillen. Wahrscheinlich sogar Mörder. Nehmt die traurigen Arschlöcher fest.«
»Das sind fünf ganz linke Bazillen, und nimm die traurigen Arschlöcher fest«, sagte ich zu Betsey.
Ich hörte sie lachen. »Das werden wir, Alex. Morgen, in aller Frühe. Wir nehmen sie fest. Vielleicht kriegen wir dann auch das Superhirn. Ich muss hier noch mindestens eine Stunde bleiben. Ich sehe dich morgen – ganz früh .«
V ier Uhr ist wirklich sehr früh am Morgen. Und zu dieser Stunde sollten wir laut Zeitplan bei den Wohnungen der fünf Detectives sein. Alles war geklärt. Zumindest hoffte ich, dass das politische Tauziehen vorüber war.
Halb vier ist noch früher, und um diese Zeit trafen wir uns irgendwo im Nassau County draußen auf Long Island. Ich kannte die Gegend nicht sehr gut, aber es war eine ausgezeichnete Wohnlage und sehr hübsch, weit weg von der Fünften Straße und dem Southeast. Jemand meinte, das Viertel sei deshalb so ungewöhnlich, weil hier viele Bullen und Mafiosi in offensichtlicher Harmonie beisammen wohnten.
Der Fall war Angelegenheit des Bundes, deshalb hatte Betsey Cavalierre offiziell das Kommando bei den Festnahmen. Ein Beweis dafür, wie hoch man sie in Washington schätzte, und auch in New York.
»Freut mich zu sehen, dass alle heute Morgen hellwach und ausgesprochen arbeitswütig sind. Oder ist es noch
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