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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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schnappte seinen Kulturbeutel, brummte etwas von einem Bad, das er am Morgen nehmen wolle, schlurfte ins Badezimmer und schloß die Tür. Dort setzte er sich auf die Toilette und studierte die Fahrpläne. Er angelte das Geld hinterm Spülkasten hervor und steckte es in den Kulturbeutel, und dann ließ er lautstark das Wasser rauschen und putzte sich die Zähne, während er die letzten Punkte seines Plans ausarbeitete. Durch die Tür hörte er die kriegerische Fanfare einer amerikanischen Nachrichtensendung.
    »Wenn das Larry King ist, stell den Scheißkerl aus«, rief er in gespieltem Übermut.
    Er wusch sich das Gesicht, säuberte das Waschbecken, klopfte an die Tür, hörte »Herein« und ging zu ihr ins Zimmer zurück; sie war bis zum Hals in einen Bademantel gewickelt und hatte die Haare in eine Duschkappe gepackt. Sie ging ins Bad, machte die Tür zu und schloß ab. Der Bildschirm zeigte Katastrophen in Schwarzafrika, serviert von einer gut geschminkten Frau in kugelsicherer Weste. Oliver wartete auf das Geräusch von Wasser, aber es kam keins. Die Tür ging auf, und ohne ihn anzusehen holte sie Haarbürste und Kamm, ging ins Bad zurück und verschloß wieder die Tür. Er hörte die Dusche laufen. Er zog sein Hemd wieder an, packte den Kulturbeutel in eine Leinentasche, warf Rocco dazu, Socken, Unterhosen, noch ein paar Hemden, seine Jonglierbälle und Brearlys Anleitungen zum Umgang mit Luftballons. Die Dusche lief immer noch. Beruhigt schlüpfte er in sein Jackett, nahm die Tasche und schlich zur Tür. Als er am Bett vorbeikam, blieb er stehen und kritzelte ihr eine Nachricht auf den Telefonblock: Entschuldige, aber ich muß das tun. Liebe dich, O. Jetzt fühlte er sich besser. Erlegte die Hand auf den Griff und drehte ihn, er verließ sich darauf, daß die Katastrophe im afrikanischen Dschungel jedes Geräusch übertönte. Die Tür schwang auf, und als er sich umdrehte, um einen letzten Blick ins Zimmer zu werfen, erblickte er Aggie, die ihn ohne Duschkappe von der Tür aus beobachtete. »Mach die Tür zu. Leise.« Er machte sie zu.
    »Wo willst du hin, du Idiot? Aber sprich leise.« »Nach Istanbul.«
    »Flugzeug oder Bahn? Schon entschieden?«
    »Eigentlich nicht.« Bemüht, ihrem zornigen Blick auszuweichen, sah er auf seine Uhr. »Um zweiundzwanzig Uhr dreiunddreißig geht ein Zug von Zürich nach Wien, Ankunft gegen acht Uhr morgens. Dann könnte ich den Flug Wien-Istanbul um halb elf schaffen.« »Noch andere Möglichkeiten?«
    »Dreiundzwanzig Uhr nach Paris und um neun Uhr fünfundfünfzig ab Charles de Gaulle.«
    »Wie willst du zum Bahnhof kommen?«
    »Mit der Straßenbahn oder zu Fuß.« »Warum kein Taxi?«
    »Von mir aus ein Taxi, wenn ich eins finde. Kommt drauf an.« »Warum fliegst du nicht von Zürich?«
    »Züge kommen mir irgendwie anonymer vor. Flugzeug erst von anderswo. Außerdem müßte ich sonst bis morgen früh warten.« »Wirklich genial. Gegenüber auf dem Flur ist Derek, und zwischen unserem Zimmer und dem Lift sind Pat und Mike. Hast du daran gedacht?«
    »Ich dachte, die würden jetzt schlafen.«
    »Und du denkst, die vom Hotel lassen dich mitten in der Nacht einfach so mit einem Koffer in der Hand an der Rezeption vorbeischleichen?«
    »Na ja, du wärst ja noch dagewesen, um die Rechnung zu bezahlen.«
    »Und hast du an Geld gedacht?« - und bevor er antworten konnte - »Nein, sag nichts. Du hast in der Bank was abgehoben. Das hast du dann im Bad versteckt.«
    Oliver kratzte sich am Kopf. »Jedenfalls gehe ich jetzt.« Seine Hand lag noch immer auf dem Griff, er hatte sich zu seiner ganzen Größe aufgerichtet und hoffte, er sehe so entschlossen aus, wie er sich fühlte, denn er wußte, wenn sie jetzt versuchen sollte, ihn aufzuhalten - indem sie zum Beispiel Derek und die Mädchen alarmierte -, würde er das auf irgendeine Weise zu verhindern suchen. Sie drehte ihm den Rücken zu, ließ den Bademantel herabgleiten und begann, einen Augenblick lang herrlich nackt, sich anzuziehen. Und Oliver dämmerte es, wie immer zu spät, daß eine Frau, die eine keusche Nacht auf zwei Sesseln zu verbringen beabsichtigt, Pyjama oder Nachthemd ins Bad mit nehmen würde, um dann anständig bekleidet wieder herauszukommen - und daß Aggie das nicht getan hatte.
    »Was hast du vor?« fragte er, er glotzte sie an wie ein Schwachsinniger.
    »Ich komme mit. Was denkst du denn? Du kannst ja nicht mal allein über die Straße gehen, du Idiot.« »Und was ist mit Brock?«
    »Mit Brock bin ich nicht

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