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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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sah Paula Svatek bewusstlos auf dem bräunlichem Gras liegen. Sie sah fast so tot aus wie Milan Farkas.
    Endet vergebliche Begierde jemals, oder bin ich mein ganzes restliches Leben lang dazu verurteilt, diese Qualen auszuhalten? Sag mir das, Gott, wenn es dich gibt. Ich bete zu dir, mein Glaube ist alles, was ich habe, ich flehe dich an, erlöse mich von diesen ungesunden, wertlosen Gedanken. Liebe ist ein verderbliches Gut. Wird sie nicht genährt, verfault sie, und es entwickeln sich tödlich giftige Gase...
    Nein, ich will das nicht! Mein Geliebter, du hast mir gezeigt, was ich brauche, wonach ich mich sehne, und das muss mir genügen. Ich kann es von dir nicht länger haben, aber niemand hindert mich, es bei jemand anderem zu suchen. Ich weiß das, aber warum kann ich keinen anderen Mann ansehen, warum bist es immer nur du, den ich will? Ich schlafe ein und sehe dein liebevolles, leidenschaftliches Gesicht im Traum. Ich wache auf und spüre deine Arme. Ich befriedige mich selbst in der Grabesstille unseres ehelichen Schlafzimmers und denke daran, wie du mich genommen hast - zärtlich, gewaltsam, weinend, heiter. Ich komme so intensiv und gewaltsam, dass mein Körper bretthart wird und in einem unkontrollierbaren Zittern schier vergeht, und dann weine ich manchmal stundenlang neben meinem schlafenden Mann. Soll das meine Strafe sein, Gott? Ich dachte, du zürnst mir nicht. Ich dachte sogar in meinem Wahn, du hättest mir Milan geschickt, um mir etwas über die Liebe beizubringen. Habe ich mich geirrt und muss dafür nun ewig büßen? Was ist mit mir passiert? Ich wünschte, ich hätte jemanden - irgendjemanden -, mit dem ich reden könnte. Ich kenne niemanden, der nicht vollkommen entsetzt von meinen Gedanken und Gefühlen wäre, hätte ich den Mut, ihm davon zu erzählen.
    Gestern fuhr ich scheinbar ganz planlos in der Gegend herum und erreichte schließlich eine Autobahnbrücke. Ich stieg aus, ging zu dem Geländer und sah nach unten auf den dichten Verkehr, auf all die unsichtbaren Fahrer hinter ihren verspiegelten Windschutzscheiben, die bestimmt sekundenlang zu mir hochsahen, bevor sie unter der Brücke verschwanden, denn das tut man doch immer, wenn jemand an einer derart exponierten Stelle steht: Man wird neugierig. Gab es unter ihnen jemanden, dem ich gefallen würde? Einen Moment lang - nein, viel, viel länger - dachte ich daran zu springen. Die Brücke war sechs, sieben Meter hoch, vielleicht würde ich nicht einmal sofort sterben, aber mit Sicherheit würde ich einen Unfall verursachen, der es bis in die Abendnachrichten schaffte.
    Ja, ich fand den Gedanken reizvoll, Menschen in die Hölle mitzunehmen, und das auf eine möglichst spektakuläre Weise. Ich wollte nicht mehr allein leiden, so sieht die Wahrheit aus (ich sehe das nun schwarz auf weiß vor mir niedergeschrieben und bin nicht einmal mehr entsetzt). Ich fühle, dass ich auf eine nicht erklärbare Weise im Recht bin. Niemand sollte allein leiden müssen. Stirbt in Griechenland ein Ehemann oder ein Kind, kommen alle Freundinnen und Nachbarinnen und trauern lautstark mit der Betroffenen: So soll es sein. Nicht wie bei mir, die niemand liebt und niemand tröstet.
    Milan. Du bist meine ganze Liebe, in dir liegt mein ganzes Glück. Milan, bitte, bitte komm zurück zu mir, bitte, bitte nimm mich noch ein einziges Mal in die Arme, und - solltest du dann immer noch gehen wollen - dann töte mich anschließend, denn ohne dich will ich nicht mehr sein. Töte mich im schönsten Moment, und ich verspreche dir, ich werde mit einem Lächeln sterben.
    Meine Gefühle ersticken mich. Sie wuchern und mutieren, sie verändern mich. Ich nehme ein Messer aus unserem Besteckkasten und liebkose damit meinen nackten Unterarm. Ich stelle mir vor, wie es aussähe, wenn hellrote Rinnsale dekorative Muster auf meine leicht gebräunte Haut malen würden. Ich ritze die Haut spielerisch an, jeden Tag ein kleines bisschen mehr. Ich will das Blut sehen, aber bis jetzt fehlt mir noch der Mut zu diesem und allen weiteren Schritten. Die Zeit scheint währenddessen stillzustehen, und wenn ich erwache, stelle ich manchmal fest, dass ich eine halbe Stunde im Nirwana verbracht habe. Ich beobachte mich. Ist es nicht spannend, einer Frau bei der Selbstauflösung zuzuschauen? Ich diagnostiziere meine Gefühle, registriere meine Ängste.
    Vielleicht hilft das. Irgendwann. Aber ich mache mir nichts vor. Ich habe mich auf eine Reise begeben, und nur du hättest noch die Macht, mich

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