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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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gerechnet.«
    »Wie ist sie?«, fragte Mona plötzlich.
    »Karin?«
    »Wie ist sie? Sie haben für sie gelogen. Sie muss Ihnen wahnsinnig viel bedeuten.«
    Grimm sah Mona an, als könnte er ihre Gedanken lesen, die Spur von Neid aus ihrer Stimme heraushören. Er verzog seinen Mund: eine Mischung aus Ironie, Resignation und tiefem Kummer. Ein paar Sekunden vergingen, dann sagte er: »Karin hat niemanden umgebracht, ganz sicher nicht. Sie würden das nie von ihr denken, wenn Sie sie kennen würden. Sie würden sich wunderbar mit ihr verstehen. Ein Mord ist undenkbar für sie, glauben Sie mir. Sie war es nicht. Jeder andere, aber Karin ganz bestimmt nicht.«
    »Das hat man eben schon von vielen gedacht. Von wo aus hat sie angerufen?«
    Aber sie wusste die Antwort schon. »Ich weiß nicht. Sie hat mir nichts gesagt. Wirklich nicht.«
    »War das der letzte Anruf?«
    »Ja. Seitdem habe ich nichts mehr gehört. Und das ist die Wahrheit.«
    Alle Akten noch einmal durcharbeiten. Das war manchmal der einzige Weg. Die harte Tour: jede Frage, jede Antwort checken - auf Missverständnisse, Andeutungen, Ungesagtes.
    Mona stand auf und holte die Akte Theresa Leitner. Hausfrau, geschieden, ein erwachsener Sohn, kein Strafregister. Sie ging alles durch, ihre Fragen, Theresa Leitners Antworten. Es gab einige kleinere Unstimmigkeiten wie bei jeder Vernehmung. Im Grunde nichts, was ein weiteres Gespräch rechtfertigte. Aber sie musste es versuchen. Jens Zimmermann, Computeringenieur, ledig, keine Kinder, Thomas Belolaveks engster Freund. Was hatte er verschwiegen? Keine geschäftlichen Probleme, keine Schulden, das stand fest. Vielleicht Eifersucht? War Zimmermann Karins zweiter Liebhaber gewesen, und Thomas Belolavek war ihm dahinter gekommen? Hatte es einen Kampf gegeben? Die Wahrscheinlichkeit war verschwindend gering. Karin Belolavek - zwei Liebhaber? Dieser Frau traute man nicht einmal jenen einen zu, den sie erwiesenermaßen hatte.
    Die Akte Carola Stein alias Cordula Faltermeier, Schriftstellerin. Geschieden, eine Tochter, die beim Vater lebte, zahlte Unterhalt an Mann und Tochter. Interessante Variante. Das gab's nicht oft, dass Exfrauen zur Kasse gebeten wurden. Erstaunlich schwaches Gedächtnis hatte diese Frau. Sehr kurze Vernehmung.
Weiß ich nicht, kann ich mich nicht erinnern, könnte sein, glaube ich nicht
. Fischer und Bauer hatten die Vernehmung geführt. Was war mit Fischer los gewesen? Der bohrte doch sonst alles aus den Leuten heraus. Der gab sich doch sonst nicht mit Null-Informationen zufrieden. Mona nahm das Vernehmungsprotokoll aus der Akte, machte eine Kopie und legte das Original wieder ein.
    Halb eins. Die Zeit verging, ohne dass sie es merkte. Um sie herum war es still. Kaum noch Verkehr auf den Straßen. Mona würde über Nacht im Dezernat bleiben. Es gab hier eine Couch und eine Dusche, und sie hatte frische Wäsche dabei. Es lohnte nicht, nach Hause zu fahren. Da war niemand, der auf sie wartete.

Kapitel 6
    Heute war wieder ein wunderbarer Tag, eine Insel im Meer der Schmerzen und des grauen Missmuts: Du hast angerufen, du warst nett zu mir, du wolltest mich sehen. Ich habe den Verdacht, dass es um Geld geht, aber deine Abwesenheit hat mich so klein und schwach gemacht, dass es mir mittlerweile gleich ist. Ich habe genug, und ich gebe dir, was du brauchst. Machen es alte Männer mit ihren jungen Freundinnen nicht genauso? Ist es nicht ein Zeichen von Selbstbewusstsein, sich das zu nehmen, was man wirklich haben möchte, egal, was es kostet?
    Meine Liebe braucht keine Gegenliebe. Keine Lügen mehr. Sie hat ein einziges Ziel, und das bist du. Dein Herz und dein schöner Körper gehören mir, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Sollte der Weg zu deiner Seele ein Umweg über meine Finanzmittel sein, ist mir das recht. Ich habe keine Angst, alles zu geben, was ich habe. Ich spüre diese euphorische Großzügigkeit in mir: Wir sind uns endlich wieder nahe. In diesem Überschwang kaufe ich auf einer Tankstelle einem kleinen Mädchen, das hinter mir in der Schlange steht, eine Tafel Schokolade. Ihre Mutter macht ein erschrockenes Gesicht, aber sie traut sich nicht, mein Geschenk abzulehnen. Schließlich bedankt sie sich zurückhaltend und nimmt die Tafel an sich. Sie dreht sie hin und her, als suchte sie nach einer versteckten Botschaft, dann bricht sie ihrer Tochter einen Riegel ab. Ich will ihr sagen, dass das nicht der Zweck der Gabe war: ein Riegel pro Tag für das Kind. Ich will ihr sagen, dass sie dem

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